Thema: (Fotostory) Searching Mr. Right
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Alt 09.10.2011, 15:41
CittyCat Weiblich CittyCat ist offline
Die Katze, die drei Namen hat
 
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1. Kapitel

„Ach komm schon, Hannah, zier Dich nicht so. Es ist doch nichts dabei.“
„Mag sein, aber mir ist die ganze Sache trotzdem zu blöd. Diese ganzen Mücken und Insekten, und dann gibt´s da kein Klo. Ausserdem weisst Du, wie die Jungs sind, wenn sie was getrunken haben. Ich hab keine Lust, die ganze Nacht damit beschäftigt zu sein, sie aus unserem Zelt zu verscheuchen. Fahrt ruhig alleine, ich werd das Wochenende schon rumkriegen.“
Seufzend bog ich um die Ecke. Noch ein paar Minuten, dann war ich endlich zuhause. Dann könnte ich diese vermaledeiten Schuhe ausziehen und meine schmerzenden Zehen erlösen.
Mein Auto war mal wieder kaputt, daher war ich mit dem Bus ins Büro gefahren. Auf dem Heimweg hatte mich Barbie, meine beste Freundin angerufen. Sie wollte mich unbedingt überreden, am Wochenende mit unserer Clique zum Zelten zu fahren. Normalerweise war ich ja für jeden Spaß zu haben, aber Zelten war nun mal nichts, was bei mir in die Kategorie „Spaß“ fiel.
„Ach Hannah, komm, gib Dir ´nen Ruck. Ohne Dich ist es nur halb so lustig.“
„Hör auf zu quengeln, Barbie. Ich komm nicht mit. Basta! Warum soll ich auf der Erde in einem engen Schlafsack schlafen, wenn ich zuhause ein gemütliches Bett stehen habe? Und wenn Du keine Lust hast, ohne mich zu fahren, dann komm halt her. Dann machen wir statt dessen ein Mädels-Wochenende.“

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„Das können wir ja am Wochenende danach machen. Aber dieses Wochenende muss ich mit zum Zelten! Du weisst doch, wegen Mats.“
Ja, das wusste ich nur zu gut. Mats war ein gemeinsamer Freund aus unserer Clique. Er mochte Barbie, das war offensichtlich, aber er zeigte darüber hinaus nicht das geringste Interesse an ihr. So etwas war Barbie überhaupt nicht gewöhnt. Sie sah der allseits bekannten Puppe gleichen Namens so ähnlich, dass ihr die Männer für gewöhnlich willenlos zu Füßen lagen. Dass mal einer nicht auf sie abfuhr, das kratzte doch arg an ihrem Selbstbewusstsein. Daher hatte sie sich geschworen, dass sie auch Mats „rumkriegen“ würde, wie sie es nannte. Und für dieses Wochenende hatte sie einen Frontalangriff geplant.

Mir tat Mats leid. Er war ein lieber und netter Kerl. Eher ruhig, aber stets hilfsbereit. Er hatte es nicht verdient, dass Barbie ihn in die Horde ihrer Eroberungen einreihen wollte. Aber ich hielt mich daraus. Schliesslich waren sie beide erwachsen.
„Ach Barbie, Du und Deine Männergeschichten.“
Ich seufzte, Barbie hingegen lachte.
„Ja, und? Ich finde halt, Männer geben dem Leben erst die nötige Würze. Ohne sie wär´s doch stinklangweilig.“
Ja, das war Barbies Philosophie. Ich musste schmunzeln. Wer sie zum ersten Mal sah, der fiel oft auf ihr Äußeres herein. Mit ihrer blonden Mähne, den blauen Augen, dem Schmollmund und ihren weiblichen Rundungen, die sie gern gezielt in Szene setzte, war sie wirklich der Inbegriff einer Barbie-Puppe. Wen wunderte es, dass sie von niemandem bei ihrem richtigen Namen, Barbara, gerufen wurde? Wer sich aber auf das Klischee verliess und glaubte, sie sei ebenso hohl wie ihre Namensvetterin aus Plastik, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Barbie war alles andere als dumm. Und ausserdem war sie die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte.
„Also was ist jetzt, Süße? Kann ich Dich wirklich nicht überreden, dass Du mitkommst?“
„Nein, Barbie, fahr alleine mit den Jungs. Das müsste Dir doch gefallen, wenn Du mit drei Jungs alleine im Wald bist.“
Barbie lachte vergnügt.
„Nette Vorstellung, aber wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, dann wär ich ganz froh, wenn jemand Tom und Rocco ablenkt. Nicht, dass uns noch jemand stört, wenn ich Mats endlich soweit habe.“
„Du bist unmöglich! Der arme Mats!“
„Ach Quatsch, der soll sich nicht so zieren. Ich würde mal behaupten, es gibt Schlimmeres, als von mir verführt zu werden. Du, ich hab mir extra neue Dessous gekauft. So ein Hauch von Nichts aus schwarzer Spitze. Also, wenn ihn das nicht antörnt, dann weiss ich es nicht. Dann ist er vielleicht doch schwul.“
„Blödsinn, Du weisst genau, dass Mats nicht schwul ist.“
„Ja, Tom sagt auch, dass er hundertprozentig hetero ist. Ach, apropos Tom. Ich hab den Eindruck, er wird traurig sein, dass Du nicht mitkommst.“
„Tom? Traurig? Wieso das denn?“
„Na, ich glaub, der hat ´n Auge auf Dich geworfen. Das ist mir jetzt schon ein paar Mal aufgefallen, dass er Dich so merkwürdig angesehen hat.“
Tom sollte Interesse an mir haben? Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Warum sollte er jetzt plötzlich, nach all den Jahren, was von mir wollen?
Tom war Barbies erster Freund gewesen. Sie waren einige Jahre zusammen, und insgeheim hatte wohl jeder damit gerechnet, dass sie später einmal heiraten würden. Aber dann war den beiden klar geworden, dass sie sich zwar sehr gern hatten, aber eben nicht mehr liebten. Sie trennten sich und waren seitdem gute Freunde.
„Barbie, Du spinnst! Als ob Tom was von mir wollte ......“
„Na, ich werd ihm mal bei passender Gelegenheit auf den Zahn fühlen. Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht aus ihm rauskitzeln könnte.“

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Inzwischen hatte ich die Strasse erreicht, in der ich wohnte. Endlich! Ich hatte das Gefühl, aus meinen Schuhen qualmte es schon. Warum hatte ich dumme Nuss aber auch nicht daran gedacht, mir andere Schuhe anzuziehen und die schickeren, hochhackigen Pumps dann erst im Büro zu wechseln!
„Wann kommt Ihr denn am Sonntag zurück?“, fragte ich meine Freundin.
„Wenn Du magst, kannst Du gerne zum Abendessen zu mir kommen. Dann kannst Du mir alles berichten.“
„Ja, mal sehen. Ich kann mich ja bei Dir melden, wenn wir ........“
In diesem Moment kam ich vor meinem Haus an. Ich sah hinüber zum Nachbarhaus. Dieses hatte schon etliche Wochen leer gestanden. Nun tat sich dort aber scheinbar etwas.
Beinahe wär mir mein Handy aus der Hand geglitten. Mein Herz raste, mein Mund wurde trocken. Ich schnappte nach Luft.
„Barbie!“, unterbrach ich meine Freundin. „Barbie, er ist da!“
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"Katzen erreichen mühelos, was den Menschen versagt bleibt,
durchs Leben zu gehen ohne Lärm zu machen."
(Ernest Hemingway)

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