Mephisto (Katan Nex)
(Flure-->Unterwelt)
Mephisto war auf direktem Wege in die Unterwelt verschwunden. Asmodeus zu töten hatte ihm nicht die Genugtuung verschafft die er sich erhofft hatte. Hatte überhaupt in keinster Weise die Wirkung auf ihn gehabt die er sich gewünscht hätte. Es war einfach... sinnlos gewesen. Es hatte ihm überhaupt nichts gebracht und er würde ohnehin wieder lebendig werden. Mephisto wusste dass die Seele des Teufels entweder in ein Neugeborenes schlüpfen würde oder er anders wieder zurück kehren würde. Er hätte schon seine Seele vernichten müssen um ihn vollends loszuwerden.
Aber eigentlich war es ihm egal. Es war ihm egal ob Asmodeus lebte oder nicht. Es änderte nichts. Es änderte absolut nichts daran, dass Joy einfach ein Miststück war. Es änderte nichts daran wie weh es ihm tat, dass seine Gefühle für Joy einfach nicht wichtig genug für diese zu sein schienen. Es war nicht so, dass er eifersüchtig gewesen wäre. Ganz und gar nicht. Dazu gab es keinen Grund. Er war einfach nur maßlos enttäuscht, wütend und unglücklich darüber, dass seine eigene Freundin sich so dermaßen wenig dafür interessierte wie es ihm dabei ging. Mephisto war sicher niemand der bemitleidet werden wollte, aber das hieß noch lange nicht, dass es ihm nichts ausmachte wenn seine Tochter auf grausame Art und Weise starb, immer wieder sterben würde, dass er sich einfach scheußlich fühlte weil er sie hatte sterben lassen obwohl er doch in der Nähe gewesen war, dass er so dumm und unvorsichtig gewesen war sich in einen Teenager verwandeln zu lassen obwohl er doch gewusst hatte was Lillith erwarten würde, dass er sich betrunken hatte einfach nur um all das zumindest über kurze Zeit vergessen zu können und Joy dies einfach eiskalt ausgenutzt hatte um irgendeine lächerliche Abmachung zu bekommen und dass sie jetzt nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte und wieder zu ihr hatte gehen wollen nichts besseres zu tun gehabt hatte als sich selbst zu besaufen und mit Mephistos Erzfeind - dem Mann den er hasste, verachtete und verabscheute, dem Mann der ständig versuchte ihn zu vergewaltigen und fertig zu machen - baden zu gehen! So richtig schön viel Spaß mit ihm zu haben, vollkommen ungeachtet dessen wie Mephisto sich wohl dabei fühlen würde. Es war Joy offensichtlich vollkommen scheiß egal wie er sich fühlte und was in ihm vor sich ging. Sie hatte scheinbar einfach VERGESSEN wie schlecht es ihm eigentlich ging!
Die Sterblichen waren doch wirklich alle gleich. Sie interessierten sich nur für sich selbst, kümmerten sich überhaupt nicht darum wie es anderen ging. Mephisto war sicherlich nicht so viel besser. Wenn er jemanden nicht mochte war diese Person ihm schlichtweg und ergreifend egal. Aber Joy liebte er. Und sie war ihm nicht egal. Er hatte sich an ihrem Geburtstag extra zusammen gerissen, damit es ihr gut ging, hatte versucht für sie da zu sein als es ihr schlicht ging und versuchte überhaupt sie glücklich zu machen so gut es ging. Er warf es ihr nicht vor, dass sie so egoistisch und selbstsüchtig war. Er bereute auch nicht, dass er so lieb zu ihr gewesen war, während sie sich aufführte wie das größte Miststück überhaupt. Schließlich liebte er sie und hatte es für sie getan. Aber er war einfach verletzt. Und gerade jetzt wo es ihm wegen Lillith so dreckig ging konnte er sowas nicht gebrauchen.
Es verdeutlichte ihm nur wieder einmal wie alleine er doch eigentlich war. Seine Kinder tot, seine Freundin nicht für ihn da und sein bester Freund? Mephisto hatte keine Ahnung wo dieser sich gerade aufhielt. Er brauchte Nähe gerade so sehr, wollte nicht alleine sein, doch es gab einfach niemanden der jetzt für ihn da sein könnte. Nicht mal sein eigener Vater kümmerte sich darum wie es ihm ging.
Bei dieser Erkenntnis brach die Einsamkeit regelrecht über ihm zusammen und er konnte spüren wie sich alles in ihm zusammenkrampfte. Er war allein. Vollkommen allein. So sehr er Joy auch liebte, sie war nicht für ihn da wenn es ihm schlecht ging. Er stand vollkommen alleine da mit seinen Problemen, Sorgen und der tiefen, grausamen Trauer die ihn langsam aber sicher von innen heraus auffraß.
Er saß auf seinem Thron, war alleine im Raum. Seine Ellenbogen stützte er auf den Knien ab während er sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Er wusste einfach nicht mehr was er noch tun sollte. Er musste alleine mit dem Tod seiner Tochter zurecht kommen, konnte mit Joy nicht darüber reden weil sie selbst unglücklich genug darüber war und offensichtlich interessierte es sie auch nicht wie es ihm dabei ging. Was sollte er davon halten? Von ihrem Verhalten? Er war auch unglücklich über Lilliths Tod aber hockte sich nicht einfach mit Joys Erzfeinden in eine Badewanne um ein wenig Spaß zu haben. Liebte sie ihn überhaupt? War er ihr wirklich wichtig? Mephisto wusste einfach nicht wie er darüber denken sollte und allein der Gedanke daran, dass Joy vielleicht nicht dasselbe für ihn empfand wie er für sie ließ sein Herz Stück für Stück zusammenfallen. Wie sollte er denn auch glauben, dass sie ihn liebte wenn sie ihn immer wieder so sehr verletzte? Obwohl sie wusste wie schlecht es ihm ging? Sie hatte es das eine Mal gesehen. Sie hatte definitiv gesehen WIE schlecht es ihm eigentlich ging. Er verstand es einfach nicht.
Sein Blick wurde leer. Vollkommen leer. Was hatte das alles überhaupt für einen Sinn? Jede Person die ihm wichtig war, starb ohnehin früher oder später. Oder es stellte sich heraus dass er dieser Person einfach nicht wichtig genug war. Dass es alles einseitig war. Seine Augen begannen zu brennen, während sein Körper leicht zitterte. Mephisto war wirklich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Tochter tot. Freundin nutzt ihn nur aus. Die einzige Person die er liebte wollte lieber Spaß mit der Person haben die er am allermeisten hasste. Langsam bekam Mephisto wirklich das Gefühl als wären seine Gefühle und sein Leid nicht wichtig. Nicht wichtig für die Person die ihm am allermeisten bedeutete auf diesem ganzen Scheiß Planeten.
Mit langsamen fahrigen Bewegungen erhob Mephisto sich wieder. Die Verzweiflung, die Trauer und die seelischen Qualen die gerade in ihm tobten waren einfach nicht mehr auszuhalten. Er musste sich irgendwie ablenken. Irgendwie. Wie mechanisch setzte er sich in Bewegung, seine Schritte wurde von Sekunde zu Sekunde schneller, größer und es kam fast schon einer Flucht gleich wie er schlussendlich davon stürmte.
(-->???)
Wieder einmal sah Mephisto sich selbst stehend in einem Meer aus Blut, Leichen und Zerstörung. Er fühlte sich so schrecklich. Er wollte die ganze Qual, das Leid, den Schmerz, einfach alles aus sich heraus schreien. Wollte das andere genau das gleiche fühlten wie er. Wollte einfach nur noch alles um ihn herum abschlachten und tot sehen.
Warum sollten andere glücklich sein wenn er ständig nur alleine und einsam war? Wenn er ständig immer nur zurück gelassen wurde? Wo war das fair? Alles um ihn herum starb. Immer war er allein. Immer. Und er konnte absolut nichts dagegen unternehmen. Er konnte es nicht verhindern, dass seine Tochter immer und immer wieder starb. Dass sie beide immer und immer wieder starben. Die Frau die er liebte würde auch irgendwann sterben. Und selbst wenn es nicht der Fall war und er es schaffen würde sie unsterblich zu machen würde es auch nichts ändern. Sie ließ ihn im Stich wenn es ihm schlecht ging. Ließ ihn einfach allein mit seinen Schmerzen, seinem seelischen Leid und rammte statt ihm zu helfen sogar noch einen Dolch in die Wunde um alles zu verschlimmern.
Womit hatte er das verdient? Er liebte sie so sehr, er liebte sie noch immer auch wenn sie sich so unfair verhielt. Er wäre noch immer für sie da wenn es ihr schlecht ginge, würde sie noch immer trösten wenn sie weinte. Aber wer war für ihn da? Zerberus? Nein. Zerberus war sein bester Freund ja, aber es verband ihn nichts mit ihm was den Schmerz über das alles vertrieb, was die Einsamkeit in Mephisto auslöschen hätte können. Anima? Nein. Mit ihr verband ihn nichts mehr. Zumindest nichts positives. Seine Töchter waren tot. Und Joy hatte ihm als er schon am Boden gelegen war auch noch einen Dolch in den Rücken gerammt. Aber was sollte er sagen? Er liebte sie. Und wenn es ihr besser ging wenn sie so viel Spaß mit seinem schlimmsten Feind und Peiniger hatte, dann würde er es wohl im Endeffekt akzeptieren, würde nichts mehr weiter zu ihr sagen. Er wollte dass sie glücklich war. Auch wenn ihm das nicht gefiel. Und solange sie ihm treu blieb würde er sie auch weiterhin lieben.
Ein verzweifelter, tief aus seiner Seele springender Schrei erklang. Mephisto fiel auf die Knie, vergrub seine blutverschmierten Hände in seinem Haar und konnte nicht mehr aufhören aus lauter innerer Qual zu schreien. Es tat so weh. Es tat so schrecklich weh. Immer wieder aufs neue. Und diesmal noch so viel mehr. Jetzt wo er dachte er hätte Halt gefunden aber im Endeffekt dann doch wieder enttäuscht worden war.
Augenblicklich verrauchte all seine Wut und sein Schrei verklang. In seinem Inneren herrschte nichts mehr außer einer tiefen, gähnenden Leere. Sein Herz fühlte sich an als wäre es aus Beton gegossen und auf dem Boden einfach zerschellt. Als hätte es sich einfach aufgelöst. Er fühlte sich kalt. Tot. Er konnte spüren wie seine mittlerweile leeren, emotionslosen Augen brannten, wie ihm heiße, salzige Tränen über die blutverschmierten Wangen liefen während alles um ihn herum langsam immer dunkler wurde. Mephisto hatte seit Jahrtausenden nicht mehr richtig geweint. Sein Körper zitterte wie Espenlaub, seine Kräfte schwanden mit jeder Träne die ihm über die Wangen lief mehr und mehr, bis sein Körper schließlich ein letztes Mal von einem kalten Schauder geschüttelt wurde und alles um ihn herum schwarz wurde. Das Leben einfach erlosch. Wie gerne wäre er jetzt bei Joy gewesen...
Was Mephisto nicht mehr mitbekam war, wie Zerberus neben ihm auftauchte, mit einem unglücklichen, mitfühlenden Blick auf ihn herab sah und seinen noch leblosen Körper auf seine Arme hob um mit ihm zu verschwinden. Er wusste dass Mephisto wieder lebendig werden würde... und es wäre sicher besser wenn er zu diesem Zeitpunkt nicht an diesem Ort war... es würde ihm ohnehin schlecht genug gehen.
(-->???)
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