Thema: (Fotostory) Schatten der Vergangenheit
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Alt 11.02.2014, 01:38
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Kapitel 1

Parkplatzrüpel der charmanten Art


Trish war leicht genervt und blickte zum wiederholten Male zur Ampel, die einfach nicht umspringen wollte. Das Display auf ihrem Handy zeigte 5 Minuten vor 9. Um halb zehn war sie mit ihren beiden Freundinnen Priscilla und Cindy zu einer Shopping-Tour verabredet. Wenn das mit dem Verkehr so weiterging, dann konnte sie das vergessen. Nervös trommelte sie mit ihren Fingernägeln auf das Lederlenkrad, bis nach schier endlosen Minuten die Ampel endlich auf Grün umsprang und sie das Gaspedal durchdrückte. Mit heulendem Motorengeräusch und quietschenden Reifen donnerte sie in ihrem roten Ferrari über die Kreuzung. Sie musste nun mächtig Gas geben, um noch halbwegs pünktlich zu erscheinen.

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Der Ferrari war ein Geschenk ihrer Eltern anlässlich ihres 24. Geburtstages vor knapp zwei Monaten gewesen. Genüsslich lehnte sich die junge Frau in dem weichen Ledersportsitz zurück und sah die Landschaft an sich vorüberfliegen. Natürlich fuhr sie viel zu schnell, aber das war ihr in diesem Moment egal. Zwar liebte sie ihren Vater abgöttisch, aber just in diesem Moment hätte sie ihn verfluchen können. Anders als noch am gestrigen Abend mit ihm besprochen, hatte seine Kreditkarte heute Morgen nicht auf der Anrichte im Flur gelegen. Am Handy hatte Trish ihren Vater nicht erreichen können und da auch ihre Mutter über den Verbleib nichts wusste, blieb ihr nun nichts anderes übrig, als in sein Büro zu fahren. Das lag mitten in der City Bridgeports und war von ihrem Elternhaus gut eine dreiviertel Autostunde entfernt. Sie hatte zwar einen sehr gut bezahlten Job, aber für eine ausgiebige Shoppingtour reichte ihr Monatsgehalt nicht aus. Aufgrund dessen hatte ihr Vater ihr seine Kreditkarte zur Verfügung gestellt. Im Radio lief gerade der Hit „Don‘ t worry, be happy“, den sie leise mitsang, als sie plötzlich hinter sich Sirenengeheul vernahm. Ein Blick in den Rückspiegel versprach nichts Gutes. Oh nein, das fehlt mir gerade noch.

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Sollte sie es einfach ignorieren und weiterfahren? Eine Verfolgungsjagd mit der Polizei fehlte noch in ihrer Vita und am nächsten Tag wäre sie garantiert Gesprächsthema Nr. 1 in Bridgeports Klatschpresse. Ziemlich mürrisch fuhr sie rechts ran und legte beide Hände auf das Lenkrad. In langsamen Schritten trottete ein Uniformierter an ihr Fahrzeug heran, der argwöhnisch ihren Ferrari beäugte. Doch sogleich erhellte sich ihre Mine, als sie in ihrem Außenspiegel ein bekanntes Gesicht erblickte. Dem Himmel sei Dank... Ethan.

Schnell stieg sie aus ihrem Wagen und lächelte den jungen Polizisten strahlend an, ehe sie freundlich sagte: „Oh, guten Morgen Ethan, ich bin doch nicht etwa zu schnell gefahren? Weißt Du, mein Wagen ist neu und ich wusste nicht, dass er so schnell beschleunigt.“

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Das war zwar glatt gelogen, denn sie hatte den Ferrari nun schon einige Wochen. Aber das wusste Ethan schließlich nicht.

„Hallo Patty, ich hatte nicht gewusst, dass Du das bist. Schöner Wagen übrigens. Wie geht es Dir, wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen?“ Trish zog leicht genervt eine Augenbraue nach oben. Wie sie es hasste, wenn man sie Patty nannte.

„Ethan Schätzchen, ich unterbreche Dich ja ungern, aber ich bin leider in Eile.“ Das stimmte ja auch irgendwie und „Schätzchen“ zog immer bei ihm. Da glitt auch schon ein Strahlen über sein Gesicht. Dennoch sagte er mahnend: „Okay Patty, Du weißt, dass ich das normalerweise nicht darf. Du bist eine Bürgerin unserer Stadt und hast wie alle anderen auch, die Gesetze zu achten. Und Du bist eindeutig zu schnell gefahren. Wir haben Dich mit über 75 mph gemessen und Du weißt auch, dass Du außerhalb geschlossener Ortschaft nicht schneller als 65 fahren darfst. Eigentlich müsste ich Dir jetzt eine Ordnungswidrigkeit ausstellen.“

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Trish sah ihn wehleidig an, ehe sie ihn mit gefalteten Händen anflehte: „Ethan bitte. Wir sind doch gute Freunde und ich verspreche Dir, nicht noch einmal die Geschwindigkeit zu missachten. Ehrenwort.“

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Sie setzte ihr bezauberndstes Lächeln auf und tatsächlich erwiderte Ethan milde gestimmt: „Okay Patty, ich drücke noch einmal ein Auge zu. Aber fahr‘ bitte künftig etwas langsamer und sollte ich Dich noch einmal erwischen, dann bist Du dran.“ Er scharrte leicht verlegen mit seinen Schuhen, ehe er sich verlegen räusperte, um etwas schüchtern zu fragen: „Hast Du eigentlich am Wochenende schon etwas vor, im Eugis tritt eine neue Band auf?“

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Oh nein, nicht schon wieder. Wann kapierte er endlich, dass sie nicht an ihm interessiert war? Er war nett… ja. Aber er war für sie nicht mehr als ein großer Bruder, den sie nie hatte. Nur leider schien er dies einfach nicht zu merken.

„Das ist sehr nett von Dir Schätzchen, aber ich habe leider schon etwas vor... vielleicht ein anderes Mal“, beeilte sie sich schnell hinterher zu sagen, als sie sein sichtbar enttäuschtes Gesicht sah.

„Schade, na dann wünsche ich Dir noch einen schönen Tag und grüß‘ Deine Eltern ganz lieb von mir.“

Mit einem kurzen Nicken überquerte er rasch die Straße und marschierte eilenden Schrittes zu seinem Dienstwagen zurück. Irgendwie tat es Trish schon wieder Leid, ihn so abgewimmelt zu haben. Eigentlich war Ethan ein netter Kerl, aber eben auch etwas einfältig. Sie kannten sich seit dem Kindergarten, waren gemeinsam auf die Schule gegangen und hatten oft zusammen gelernt. Nach der Highschool jedoch hatten sich ihre Wege getrennt und sie hatten unterschiedliche Colleges besucht. Während er danach die Gesetzeshüter-Laufbahn eingeschlagen hatte, hatte sie ein BWL- und Journalismus-Studium begonnen.

Jäh würde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Ethan mit seinem Wagen an ihr vorbei fuhr und ihr zum Abschied noch einmal zuwinkte.

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Mist, schon Viertel nach 9, das reicht nie und nimmer. Der Tag fing ja wirklich gut an. Sie stieg wieder in ihren Ferrari ein und öffnete, während sie diesen startete, das Verdeck. Trish liebte Bridgeport und die Skyline mit ihren zahlreichen Wolkenkratzern, die sie ein wenig an New York erinnerte, wo sie vier Semester absolviert hatte. Gerne wäre sie dort geblieben, aber eine unglückliche Beziehung hatte sie wieder nach Hause zurückgetrieben.

Sie schaute nach vorne, nun war es nicht mehr allzu weit. Gleich hinter der nächsten Linkskurve befand sich Bridgeport Building No.1, in dem das Unternehmen ihrer Eltern auf mehrere Büroetagen verteilt war.

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So jetzt musste sie nur noch schnell einen Parkplatz ergattern. Gewöhnlich nahm sie den ihres Vaters, da er nicht selbst fuhr und sich meist chauffieren ließ. Und tatsächlich, er war noch frei, wie sie beim Heranfahren erleichtert erkennen konnte. Sie setzte den Blinker und wollte gerade nach rechts auf die Einfahrt abbiegen, als ein schwarzer Wagen von der linken Seite ankam, kurz blinkte und rasant an ihr vorbei fuhr!

Energisch trat sie auf die Bremse... So eine Unverschämtheit. Doch der Wagen fuhr nicht auf den dahinter gelegenen Parkplatz, sondern stoppte schon nach wenigen Metern. Was zur Hölle… Aufgebracht betätigte sie die Hupe und stoppte ihren Wagen. Ein hochgewachsener Mann mit dunkelbraunen kurzen Haaren entstieg dem Fahrzeug und schlenderte, ohne sie weiter zu beachten, an ihr vorbei. Aufgebracht stieg sie nun ebenfalls aus, leise vor hin brummend: „Das glaub‘ ich jetzt nicht.“

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Sprachlos schaute sie dem Unbekannten hinterher, ehe sie ungehalten rief: „Hey Sie… was zum Teufel soll denn das?“ Überrascht drehte er sich zu ihr um, sah sie nur fragend an, um dann seinen Weg fortzusetzen.

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Dieses ignorante Verhalten machte Trish nur noch rasender und sie forderte ihn ungehalten auf: „Bleiben Sie gefälligst stehen, ich rede mit Ihnen… HALLOOOO? Ihnen hat man anscheinend keine Manieren beigebracht.“

Endlich schien er zu reagieren. Er drehte sich langsam zu ihr um, kam einige Schritte auf sie zu und musterte sie mit hochgezogener Augenbraue und neugierigem Blick von oben nach unten. Nach einer Ewigkeit, wie ihr schien, deutete er fragend auf sich: „Meinen Sie etwa mich?“

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Trish nahm den jungen Mann kurz unter Augenschein. Unter anderen Umständen... schlecht sieht er ja nicht aus. Was er hier wohl macht? Doch schnell verdrängte sie ihre Gedanken wieder und fuhr ihn stattdessen fauchend an: „Bitte? Wen denn sonst oder sehen Sie vielleicht sonst noch jemanden?“

Betont lässig sah er um sich und grinste schließlich: „Öhm… Jetzt, wo Sie mich so direkt danach fragen… NEIN. Aber womit kann ich denn behilflich sein, Miss? Haben Sie etwa ein Problem?“ Eindeutig falsche Antwort. Macht er sich jetzt über mich lustig? Na, warte… Wenn er denkt, er kann mich mit seinem dämlichen Grinsen becircen… Nein, das konnte sie nicht einfach so auf sich sitzen lassen.


Trish ging einen Schritt auf ihn zu und versuchte einigermaßen höflich zu klingen. „BITTE? Ob Ich ein Problem habe? Wo haben Sie denn Ihren Führerschein gemacht? Schon mal etwas von Linksabbieger im Gegenverkehr gehört? Na… klingelt‘ s irgendwo?“ Als er immer noch nicht antwortete, forderte sie ihn schnippisch auf: „Fahren Sie jetzt bitte Ihre Karre weg, das ist mein Platz.“ Energisch hob sie dabei ihre Arme in die Höhe, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

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Entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen rief er bestürzt: „NEINNNNNN! Tatsächlich? Wie konnte ich denn nur…“, während er sich mit der flachen Hand an die Stirn schlug. Dann setzte er einen Dackelblick auf und schüttelte resigniert den Kopf: „Jetzt haben Sie mich aber zutiefst getroffen. Sie nennen meine neue Errungenschaft eine Karre? Hören Sie, das ist der neue Ponti…“

Doch weiter kam er nicht. Schroff unterbrach sie ihn, die Augen eng zusammen ziehend:
„Hören Sie, mich interessiert nicht, welchen Wagen Sie fahren. Sie haben hier keine Parkberechtigung.“

„Aha, verstehe“, nickte er eifrig. „Aber Sie haben eine. Ja?“ Suchend sah er sich um und fragte schließlich: „Hm, wo steht denn eigentlich, dass das Ihr Platz ist oder habe ich das irgendwo übersehen?“ Ein breites Grinsen stahl sich dabei in sein Gesicht. So schnell wollte er sich nicht geschlagen geben. Allmählich fand er Gefallen an dem hitzigen Wortgefecht mit der schönen Unbekannten.

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Lässig lehnte er sich an seinen Pontiac und schaute anerkennend auf den roten Ferrari. „Sie fahren einen rasanten Wagen, Miss. Respekt. Passt zu Ihnen, sportlich, temperamentvoll und liegt bestimmt super in den Kurven.“ „Bitte was?“ Entgeistert starrte sie ihn an.

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Ungeniert ließ er seinen Blick über ihre Figur gleiten und kam langsam auf sie zu, während er ihr lächelnd in die Augen blickte: „Hören Sie“, sagte er fast schon beschwörend, „Ihr kleiner roter Italiener passt doch noch locker hinter meinen Wagen… zudem ist da hinten eh nichts mehr frei. Also nichts für ungut, Beauty und noch einen schönen Tag“, zwinkerte er ihr zu, um sich pfeifend zum Eingang zu begeben.

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Trish hatte es bei seinen Worten die Sprache verschlagen. Hinter ihr hupten mittlerweile einige vorbeifahrende Autos, da das Heck ihres Ferraris auf die Straße ragte und den fließenden Verkehr behinderte. Leise vor sich hin fluchend ging sie zu ihrem Fahrzeug zurück, fuhr ein Stück auf den schwarzen Pontiac auf und betätigte die Warnblinkanlage. Danach begab sie sich ebenfalls ins Gebäude. Die Zeit drängte und sie hatte keine Lust, sich irgendwo noch einen anderen Parkplatz zu suchen.

Immer noch leicht angesäuert über diesen Vorfall, fuhr sie mit dem Aufzug in das 18. Stockwerk. Was fällt dem eigentlich ein, mich so stehen zu lassen? Wenn ich den in die Finger bekomme, dann Gnade ihm Gott. Aber warum muss dieser Kerl auch noch so unverschämt gut aussehen? Und die blauen Augen erst. Innerlich noch immer etwas aufgewühlt, trat sie aus der Fahrstuhlkabine und lief auf den Eingangsbereich der Firma „Hudson Ltd.“ zu. An der ersten Bürotür hielt sie kurz inne, trat ein und rief der Sekretärin ihres Vaters entschuldigend zu:

„Guten Morgen Anna, Du brauchst mich nicht anzumelden, ich bin gleich wieder weg.“ Energischen Schrittes lief sie zum Büro ihres Vaters.

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Anna, die gerade ihren Nacken massiert hatte, konnte ihr gerade noch hinterherrufen: „Dein Vater ist gerade in einer Besprechung, Trish“,

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als diese nach einmaligen Klopfen auch schon die Bürotür aufstieß. Ihr Vater saß an seinem Schreibtisch und sah überrascht auf, als er sie erblickte. Sogleich stand er auf und kam auf sie zugelaufen, um sie zu umarmen.

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„Hallo mein Schatz, was führt Dich denn so früh am Morgen hier her? Ich bin gerade in einer wichtigen Besprechung“, wies er auf die beiden Männer, die an seinem Schreibtisch saßen. Trish sagte leise mit den Fingern andeutend: „Daddy, Du wolltest mir doch Deine Kreditkarte da lassen.“

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Überrascht sah er sie an, „Oh, mein Schatz, das habe ich in der Eile glatt vergessen. Hatte um 8 Uhr schon einen wichtigen Termin“, sagte er, während er seine Brieftasche zückte und ihr die Karte gab. An die Herren vor ihm gewandt, meinte er schließlich: „Darf ich Euch meine Tochter Patricia vorstellen?“

Die beiden Männer, die Trish bislang nicht wahrgenommen hatte, erhoben sich nun aus ihren Sitzen. Der eine, der im Alter ihres Vaters sein musste, kam sogleich auf sie zu, um sie freundlich zu begrüßen. Als sie jedoch den anderen Mann erblickte, starrte sie ihn entgeistert an…



Kapitel 2 folgt
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