Thema: (Fotostory) Klaudia - Farben der Sehnsucht
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Alt 22.02.2014, 23:36
Stev84 Männlich Stev84 ist offline
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Kapitel 7: Katz-und-Maus-Spiel

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Auch Tage später trauerte ich dem Sessel nach, den der Gerichtsvollzieher mitgenommen hatte. Magdalena kratzte das hingegen herzlich wenig. Sie hatte ihn ja auch nicht bezahlt. Und da sie immer noch nicht glauben konnte, dass mein "Gekrakel" in einer Galerie hing, ging sie in eben diese um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen. Doch bis zum Bild kam sie gar nicht erst, dann bereits vorher lief sie einem Mann direkt in die Arme, der fortan ihre ganze Aufmerksamkeit forderte.

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Ich versuchte derweil etwas zu malen, aber irgendwie wollte mir an diesem Tag nichts so recht gelingen. Also legte ich mich mit einem Buch auf Bett und lass den Roman "Mord in Schönsichtigen". Der Krimi war dabei so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Erst als die Matratze heftig schwankte, weil Magda darauf hüpfte, wurde ich in die Realität zurückgerissen. "Ach Claude", seufzte meine Cousine. "Ich habe heute den wundervollsten Mann kennengelernt, denn es geben kann: Ron." Als sie seinen Namen hauchte, dachte ich fast, sie würde jeden Augenblick in Ohnmacht fallen.

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"Oh, Claude, du musst ihn unbedingt kennenlernen. Er sieht so gut aus. Ganz schlank und durchtrainiert. Vielleicht ein bisschen schmal, aber er gefällt mir trotzdem", schwärmte sie. "Wir haben den ganzen Tag zusammen gequatscht und sind am Strand spazieren gegangen." Bei Erzählen begannen ihre Augen regelrecht zu funkeln. Ihre Blicke wanderten immer wieder zur Decke und ich war mir sicher, dass sie dort nicht nur den verstaubten Lampenschirm betrachtet, sondern sich im Geiste ein Bild von ihrem Ron ausmalte.

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Plötzlich riss sie ihre Augen weit auf und streckte die Arme von sich. "Ich hab‘s, Claude! Wir müssen eine Party veranstalten. Dann kann ich ihn hierher einladen. Dann kannst du ihn auch begutachten und mir sagen, was du von ihm hältst. Aber wir müssen noch andere Leute einladen, sonst wird es auffällig. Hhm...du hast ja keine Freunde, Claude, und ich kenne hier auch noch nicht so viele Leute. Zur Not muss es einfach deine Familie tun. Tu kannst ja eine "Juh, ich habe ein Bild verkauft", Party geben."

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Sie wartete gar nicht erst ab, was ich von dieser Idee hielt, sondern griff gleich zum Handy. "Tante, Oxana?...Oh Entschuldigung, ich weiß es ist spät...Wir geben übermorgen ein Party, du, Onkel Nick und Sky ihr müsst unbedingt kommen...Ja?...Ok, dann bis Samstag!" Da ich ahnte, dass ich bei dieser Party ohnehin nicht viel zu sagen haben würde, verkroch ich mich einfach unter die Bettdecke und versuchte einzuschlafen. Magda hingen lief noch stundenlang in der Wohnung umher und brütete über der Partyplanung.

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Da unser Haus nicht viel Luxus zu bieten hatte und wir auch kein Geld hatten, um für die Party großartig etwas anzuschaffen, setzte Magda sich in den Kopf, wenigstens unseren Kamin anzufeuern, um für etwas Glamour in unserem Haus zu sorgen. Und damit es bei der Party keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten gab, feuerte sie den Kamin probeweise schon mal am Vortag an. Das klappte auch auf Anhieb, doch leider dachte sie nicht mehr daran, ihn wieder zu löschen bevor sie ins Bett ging. Und so wurde sie in der Nacht von einem unheilvollen Knistern geweckt.

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Als sie die Augen aufschlug, nahm sie sofort die ungewöhnliche Hitze und das orange Leuchten im Zimmer wahr. Und sofort wurde ihr klar, dass ein Feuer ausgebrochen war. Die Tür zum Wohnzimmer brannte lichterloh. Panisch sprang sie aus dem Bett und erkannte, dass sie eingesperrt war. Die Tür zum Bad war durch die Flammen ebenfalls blockiert. Panisch begann sie zu schreien. "Klaudia! Klaudia! Es brennt! Das Haus brennt! Klaudia, hörst du mich?! Oh Gott, bitte hör mich! Ich bin hier eingesperrt! Ich will nicht verbrennen!"

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Ich war in der Küche, als mich ihre panischen Schreie erreichten. Als ich in das Wohnzimmer rannte, sah ich schon die Flammen, die bis zur Decke hochschossen. Blitzschnell lief ich zurück in die Küche und schnappte mir den Feuerlöscher, der in der Ecke stand. "Bitte sei noch funktionsfähig", flehte ich innerlich. Doch zum Glück schoss ein Strahl weißen Schaums aus dem Löscher, sobald ich den Sicherheitsbolzen herausriss und den Hebel drückte. Und mit wenigen Stößen des Feuerlöschers waren die Flammen besiegt.

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Magda zitterte am ganzen Körper, als sie durch die versengte Tür aus dem Schlafzimmer trat. Die pure Angst war ihr immer noch ins Gesicht geschrieben. "Magda, es ist alles in Ordnung", redete ich beruhigend auf sie ein. Ich wollte tröstend meinen Arm auf ihre Schulter legen, doch sie stieß mich von sich.

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"Ich…ich will einfach nur an die frische Luft", stammelte sie und taumelte benommen hinaus in den Garten. Im ersten Moment wollte ich ihr nachgehen, doch dann besann ich mich und ließ meine Cousine allein. Durch das Fenster im Wohnzimmer konnte ich sehen, wie sie mit zittrigen Knien am Gartenzaun stand und regungslos in die Bäume starrte. Da wurde auch mir bewusst, was für ein wahnsinniges Glück wir gehabt haben. Nur ein paar Sekunden später und das Feuer hätte sich im ganzen Haus ausgebreitet. Wer weiß, ob Magda dann noch rechtzeitig entkommen wäre. Bei diesem Gedanken fuhr ein Schauer durch meinen Körper und ich klammerte mich fest an meinen Kuschelpanda.




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Ich wollten die Party am nächsten Tag zunächst absagen, doch Magda bestand darauf, dass wir das durchzogen. Offenbar hatte sie den Schreck von letzter Nacht bereits überwunden. Nachdem wir das Haus ordentlich gelüftet hatten, war von dem Brand kaum noch etwas zu bemerken. Und am Abend trudelten dann die Gäste bei uns ein. Meine Familie, aber auch einige Freunde und Bekannte, die Magda und ich bereits in Rodaklippa hatten, waren gekommen.

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Nur ein Gast, auf den Magda doch so sehnsüchtig wartete, ließ sich nicht blicken. Immer wieder lief sie in die Küche und starrte durch das Fenster auf die Straße und zur U-Bahn-Station, in der Hoffnung, Ron würde dort jeden Moment auftauchen. Doch leider fehlte von ihm, selbst zwei Stunden nachdem die Party offiziell begonnen hatte, jede Spur.

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Ich war derweil vollauf damit beschäftigt, den Gästen, und insbesondere meinen Eltern, zu erklären, wieso die Tür zum Schlafzimmer so verkohlt war. Und so im Kreis der Familie machte es mir sogar richtig Spaß, von meiner Heldentat zu berichten. Mama war hingegen von der Geschichte entsetzt und versprach mir, gleich morgen früh einen Rauchmelder vorbeizubringen.

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Magda wollte die Hoffnung immer noch nicht aufgeben. Gleich würde Ron auftauchen. Bestimmt war ihm nur etwas sehr wichtiges dazwischen gekommen. Immer wieder kontrollierte sie ihr Handy, ob er angerufen oder ihr eine Nachricht hinterlassen hatte. Doch das Display blieb so leer wie die Straße vor unserem Haus.

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Die letzten Gäste verließen die Party kurz nach Mitternacht. Und ich fand, das war schon ganz schön spät dafür, dass es bei uns weder Musik, noch Essen oder etwas zu trinken gab. Als Gastgeberin musste ich echt noch an mir arbeiten. Magda hatte sich schon deutlich früher ins Bett verkrochen. Und im Licht der Deckenlampe konnte ich genau erkennen, dass sie sich in den Schlaf geweint hatte. Meine Cousine tat mir in diesem Moment furchtbar leid. Ich hoffte, sie würde über diesen Ron schnell hinweg kommen.




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Magda wälzte sich die halbe Nacht hin und her. Irgendwann schliefen wir beide dann ein. Doch bereits am frühen Morgen riss uns das Klingeln der Tür aus dem Schlaf. "Das ist bestimmt Ron!", rief Magda aufgeregt, sprang aus dem Bett und lief zur Tür.

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In freudiger Erwartung riss sie die Eingangstür auf. Doch ihre Gesichtszüge entglitten ihr, als sie erkannte, dass dort vor der Tür keineswegs Ron stand, sondern eine Person, der sie lieber noch eine Weile aus dem Weg gegangen wäre.

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Dort stand eine Frau im weißen Hosenanzug. Sie hatte die fünfzig bereits überschritten, dennoch hatte sie einen durchtrainierten Körper und der tiefe Ausschnitt ihres Oberteils gab den Blick auf ihre immer noch straffe Haut frei. Sie hätte trotz ihres Alters noch immer sehr schön sein können, wäre da nicht dieser finstere Blick gewesen. "Guten Morgen, Tochter", begrüßte sie Magda mit bedrohlichem Unterton in der Stimme. "Ich denke es ist an der Zeit, dass wir diesem kleinen Katz-und-Maus-Spiel endlich ein Ende setzen."


Gedanken

Oh je, Tante Joanna, sah wirklich fuchsteufelswild aus. Magda tat mir wirklich leid. Ja, ich geb es ja zu, manchmal konnte meine Cousine mich echt in den Wahnsinn treiben. Sie schien ständig nur an sich selbst zu denken und ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu wollen. Und dabei teilte sie nur zu gern Seitenhiebe aus. Ich musste ihr aber zugutehalten, dass sie das nicht zu bemerken schien. Und da ich an das Gute im Menschen glaubte, war ich überzeugt, dass Magda auch nicht die Absicht hegte, mich oder andere Menschen in ihrer Umgebung zu verhöhnen und zu demütigen. Sie war halt wie ein Elefant im Gefühlsporzelanladen ihrer Mitmenschen.

Aus ihrem Plan, nur ein paar Tage bei mir bleiben zu wollen, waren inzwischen fast drei Wochen geworden. Am Anfang hatte ich mich ja noch geärgert, aber inzwischen wollte ich gar nicht mehr, dass Magda wieder ging. Bei all ihren Fehlern gab sie mir doch das Gefühl, nicht so allein zu sein. Und wenn man sie auf dem richtigen Fuß erwischte, konnte sie ja sogar ganz nett sein. Sie war bloß so sehr in sich selbst verliebt, was wohl daran lag, dass sie im Allgemeinen sehr gut bei Männern ankam. Und Sinn für Humor hatte sie auch. Dummerweise war ich nur meist das Ziel ihrer Späßchen. Und auf dem Deckel hatte sie auch einiges. Ich konnte schon verstehen, warum Tante Joanna so wütend darüber war, dass Magda einfach so das Studium abbrach. Zumal sie auch noch ein Händchen fürs Handwerk aufwies. Ich hatte noch niemanden so schnell die Dusche wieder reparieren sehen. Zu dumm nur, dass Madam sich nur im äußersten Notfall dazu herabließ, den Schraubenschlüssel selbst in die Hand zu nehmen. Denn Magda hatte eigentlich immer nur eins im Kopf und das waren Partys. Kein Wunder also, dass dieser Charakterzug den Studienplänen meiner Tante im Wege stand.

Ich hatte mich inzwischen sehr gut wieder in Rodaklippa eingelebt. All meine Befürchtungen, dass meine Eltern mich erst anschreien, dann hassen und schließlich aus der Stadt verjagen würden, wenn sie erführen, dass ich mein Mathematikstudium nicht gepackt habe, entpuppten sich zum Glück als bloße Hirngespinste meiner all zu regen Fantasie. Mit dem Geld was ich während des Studiums gespart hatte, konnte ich mir ein Haus, zugegeben ein altes und baufälliges Haus, aber immerhin ein Haus, leisten. Danach war mein Konto so gut wie leer. Doch als sich rausstellte, dass Magda so schnell nicht wieder ausziehen würde, drückte sie mir einen Umschlag mit einigen 100 § in die Hand, ohne dass ich sie danach hätte fragen müssen. So sah es auf unserem Haushaltskonto zurzeit sehr gut aus.

Und zusätzliches Geld floss durch den Verkauf meiner Bilder in die Haushaltskasse! Mein erstes Bild, was ich in die Galerie gebracht hatte, verkaufte sich gleich für 36 §. Und mir gelangen zwei weitere Verkäufe, wobei das letzte Bild sogar unglaubliche 100 § einbrachte! Gut, bei diesen Verkaufspreisen wurden gerade so meine Materialkosten gedeckt, aber ich war mir sicher, dass das erst der Anfang war. Ich spürte es genau, dass ich noch eine großartige Künstlerin werden würde.

Geändert von Stev84 (08.11.2014 um 13:53 Uhr).
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