Thema: (Fotostory) Klaudia - Farben der Sehnsucht
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Alt 26.07.2014, 15:40
Stev84 Männlich Stev84 ist offline
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Kapitel 27: Unerwarteter Besuch

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In der Celia Gade herrschte Waffenstillstand und alles deutete darauf hin, dass auch der Frieden nicht mehr weit war. Umso überraschter war ich, als am folgenden Tag ein Taxi vor unserem Haus hielt und meine Tante Joanna hinausstieg. Durch den strömenden Regen lief sie die wenigen Meter auf das Haus zu. Da ich sie schon durchs Küchenfenster gesehen hatte, wartete ich in der geöffneten Tür auf sie. „So ein Mistwetter“, fluchte sie leise und fuhr sich mit den Fingern durch das feuchte Haar, um ihre Frisur wieder zu richten. „Das ist ja eine Überraschung“, stotterte ich. Meine Tante lächelte freundlich und reichte mir die Hand. „Deine Mutter hat mich angerufen, damit ich mal nach dem Rechten schaue“, erklärte sie. Sie wusste also, was vorgefallen war.

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„Wie geht es dir, Klaudia?“, fragte sie sichtlich besorgt. „Es geht schon“, antwortete ich, klang wohl aber nicht sehr überzeugend. „Deine Mutter bat mich, etwas wegen Magda zu unternehmen. Ich muss gestehen, dass ich erst abwarten wollte, wie du mit der Situation umgehst, Klaudia. Hättest du meine verwöhnte Tochter auf die Straße gesetzt, dann wäre mein Eingreifen nicht nötig. Aber mir ist zu Ohren gekommen, dass sie immer noch unter deinem Dach wohnt. Also bin ich hier, um die Sache für dich zu erledigen. Sag mir wo Magda ist und du musst sie nie wieder sehen.“

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Erschrocken sah ich meine Tante an. „Nein, Tante Joanna, das ist nicht nötig“, beteuerte ich. „Ich habe mich mit ihr ausgesprochen. Ja, ich wollte erst, dass sie auszieht. Aber jetzt ist es anders. Ich glaube wirklich, dass sie sich geändert hat. Sie hat begriffen, dass sie einen Fehler gemacht hat und ihr tut es wirklich leid. Ich möchte, dass sie hier bleibt. Das möchte ich wirklich, Tante.“

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Meine Tante wirkte überrascht. Und doch meinte ich auch so etwas wie den Anflug eines spöttischen Lächelns in ihrem Gesicht zu erkennen. „Nun gut“, sagte sie schließlich. „Wo versteckt sich denn mein süßes Töchterchen?“ Ich wies meine Tante ins Wohnzimmer, wo Magda gerade am Esstisch saß und ein Butterbrot verspeiste. Dabei hörte sie Musik von ihrem MP3-Player, was dazu führte, dass sie das Kommen ihrer Mutter bislang nicht bemerkt hatte. Doch das änderte sich schlagartig, als Tante Joanna sich leise an sie heranschlich um sich dann mit einem lauten und zuckersüßen „Hallo Magdalein, Mami ist zu Besuch“ bemerkbar zu machen. Magda verschluckte sich heftig, als sie die Stimme ihrer Mutter erkannte, und hustete wild.

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Hastig sprang sie vom Stuhl auf. „Mutter, was willst du denn hier?“, fragte sie entsetzt. Doch sie hatte ihre Frage noch kaum beendet, als eine saftige Ohrfeige ihre Wange traf. Magda hatte noch nicht einmal genug Zeit, um den Kopf zur Seite zu reißen.

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Entsetzt drückte sie ihre Hand gegen die heftig pulsierende Wange. Doch dann ließ sie kraftlos ihre Arme an ihrem Körper herunter gleiten und schaute bekümmert zu Boden. „Das habe ich wohl verdient“, flüsterte sie leise. „Ja, das hast du“, erwiderte ihre Mutter energisch. „Und noch viel mehr. Ich an Klaudia Stelle hätte dich nicht so einfach davon kommen lassen.“

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Doch mit einem Mal änderte sich ihre Stimme. „Ich habe gehört, dass du nun als Sängerin in einer Band arbeitest?“, fragte meine Tante so freundlich, wie es ihr möglich war. Doch nicht nur ihre Stimme veränderte sich. Ihr ganzer Körper schien sich sichtlich zu entspannen und sie stützte ihren Arm locker an der Hüfte ab. Magda war jetzt umso mehr verwirrt, aber sie begann bereitwillig von ihrer Arbeit zu erzählen. Plötzlich lachte ihre Mutter sogar. „Ich bin wirklich überrascht, Magda. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass du so lange durchhältst. Ich hatte erwartet, dass du schon vor Wochen bettelnd bei deinem Vater und mir angekrochen kämest, nachdem wir dir den Geldhahn zugedreht hatten. Aber schau dich an, du hast es tatsächlich ohne unsere Hilfe geschafft.“

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Magda wusste gar nicht, wie sie reagieren sollte. Solch freundliche Worte hatte sie von ihrer Mutter schon seit Jahren nicht mehr gehört. Und sie taten so unheimlich gut. Die beiden setzten sich auf Sofa und redeten miteinander. Tante Joanna war endlich dazu beriet zu akzeptieren, dass Magda ihren eigenen Weg gewählt hatte. Vom Studium wurde nicht mehr gesprochen. Offenbar war das einfach nicht Magdas Weg. Aber die Arbeit in der Band schien sie zu erfüllen und sie weckte Magdas Ehrgeiz. Und nichts anderes hatte Tante Joanna von ihrer Tochter gefordert.

*****

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Tante Joanne blieb noch für einige Stunden, ehe sie wieder nach SimCity zurück kehrte. Und gleich am nächsten Tag hielt Magda die Zeit für gekommen, ihr Versprechen einzulösen und mir zu helfen, mehr aus meinem Äußeren zu machen. Und für den Anfang schlug sie vor…nun befehlen wäre eher das richtige Wort…dass wir uns um meine überschüssigen Pfunde kümmern sollten. Also begann ich, täglich mit meiner Cousine zu joggen.

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Nur joggte Magda schon jahrelang täglich, während meine sportlichen Aktivitäten damit geendet hatten, dass ich mir schon vor Jahren Laufschuhe gekauft hatte, die seitdem aber unbenutzt in meinem Kleiderschrank lagen. Die ersten Meter konnte ich noch gut mithalten, doch kaum hatten wir die Cilia Gade hinter uns gelassen und waren in den Grünstreifen abgebogen, blieb ich mehr und mehr hinter Magda zurück. „Hey, Claude, nicht schlapp machen!“, rief diese mir zu, als sie sich nach mir umdrehte und mich in weiter Ferne entdeckte. „Wir haben doch noch nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft!“

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Was!? Noch nicht mal die Hälfte? Ich war stehen geblieben und versuchte irgendwie wieder Luft zu bekommen. Der Gedanke keimte in mir auf, dass Magda gar nicht vor hatte mir zu helfen, sondern mich mit diesem Sportprogramm umbringen wollte. Aber natürlich wusste ich, dass dem nicht so war.

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Sie meinte es nur gut mit mir und Sport war nun einmal kein Zuckerschlecken. Aber ich gab nicht auf, nicht zuletzt deswegen, weil Magda mir dafür gar keine Möglichkeit ließ. Und mit jeder Woche wurde ich fitter. Als die Bäume schließlich begannen ihrer roten und gelben Blätter abzuwerfen und der Boden morgens ganz weiß vom Nachtfrost war, konnte ich bereits gut Schritt halten mit Magda. Manchmal schaffte ich es sogar, schnelle zu laufen als sie.

Geändert von Stev84 (08.11.2014 um 15:48 Uhr).
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