Thema: (Fotostory) Schatten der Vergangenheit
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Alt 11.08.2014, 23:07
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Standard Kapitel 32 In fremden Landen -Teil 1 -


So, nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel, das wieder in 2 Teilen gesplittet ist. Ich hoffe, es gefällt Euch.



Kapitel 32



In fremden Landen
-Teil 1 -


Monte Vista, zwei Tage später

Am späten Montagvormittag war der Vincenti-Troß in Monte Vista angekommen. Der rund 8-stündige Flug von der US-Ostküste in die italienische Toskana war ruhig und problemlos verlaufen. Kaum Turbulenzen über dem Atlantik, da hatte Trish schon anderes auf diversen Geschäftsreisen erlebt. Carlo, der eine Fluglizenz besaß, war die Hälfte der rund 6.400 km selbst geflogen. Die restliche Strecke hatte ein Co-Pilot übernommen. Eine Limousine hatte sie direkt am Flughafen Monte Vistas abgeholt und zum Anwesen der Familie Vincenti gebracht, das rund eine halbe Stunde außerhalb des Stadtkerns lag. Die Gegend war einfach traumhaft, Trish hatte sich sofort in die malerische Landschaft der Toskana verliebt. Sie hatte sich während der Fahrt nicht satt sehen können an den alten Gebäuden, der Stadtmauer, die weit oben auf einem Hügel lag, an den Zypressen, die die vielen alten Villen säumten, die Zitronenbäume, die gerade Früchte trugen und das satte Grün der Wiesen.

Gleich am ersten Tag unternahm sie einen Bummel in Monte Vista. Carlo hatte ihr netterweise einen Wagen bereitstellen lassen, mit dem sie zunächst zum Leuchtturm rausgefahren war. Leider war dieser der Öffentlichkeit nicht zugänglich, so dass sie sich außerhalb des Turmes ein wenig aufhielt.

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Sie schoss einige Fotos und war von dem Ausblick, der sich ihr bot, verzückt. Bevor sie abreisen würde, wollte sie wenigstens einmal im Meer gebadet haben und beschloss, dies gleich am nächsten Tag in die Tat umzusetzen. Vielleicht kommen ja Julie und Fabio mit. Ich werde sie gleich heute Abend fragen.

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Nachdem sie mit Fotografieren fertig war und noch einen Pfirsich zu sich genommen hatte, lief sie zu ihrem Wagen zurück. Ihr nächstes Ziel war die Stadtmauer, die ungefähr eine halbe Stunde von hier entfernt lag. Im Internet hatte sie sich zuvor die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die die malerische Stadt bot, ausgedruckt.

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Es war fast schon um die Mittagszeit, als sie das historische Stadttor erreichte. Den Wagen lass‘ ich hier stehen und laufe die paar Meter zu Fuß hoch. Von da oben hat man bestimmt einen herrlichen Ausblick. Hm, warum es Carlo wohl in die Stadt gezogen hatte? Hier ist es doch viel schöner und angenehmer als in Bridgeport. Ich glaube, hier könnte ich auch leben. Sie stellte den Wagen ab und nahm den Fußweg, der zur Stadtmauer führte.

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Mit langsamen Schritten näherte sich Trish dem Tor. Der Weg hier rauf war doch ein bisschen beschwerlicher, als sie gedacht hatte. Es war mittlerweile schon sehr warm und sie begann leicht zu schwitzen. Puh, ich muss jetzt unbedingt aus der Sonne heraus. Ich hätte eine Kopfbedeckung mitnehmen sollen und meine Sonnenbrille habe ich auch vergessen. Sie betrat das Innere und steuerte gleich die Steinbank an, um sich eine kleine Ruhepause zu gönnen.

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Ich sollte mehr Sport treiben, Jogging wäre nicht schlecht. Ich könnte jeden Morgen zum Aussichtspunkt joggen, das würde mich gleich ein wenig fitter machen. Schade, dass Kyle in der Stadt wohnt, sonst könnten wir morgens gemeinsam laufen. Sie seufzte und schaute Gedanken verloren ins Leere, während sie die Ruhe genoss, die sie umgab. Nur das Plätschern des kleinen Springbrunnens der sich hinter ihr befand und das Zwitschern einzelner Vögel waren zu hören. Warum nur muss ich ständig an ihn denken? Er geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was er jetzt wohl gerade macht? Einmal mehr wünschte sie sich ihn an ihrer Seite. Zu zweit würde es viel mehr Spaß machen. Ob er überhaupt an mich denkt? Bin ich ihm wirklich so gleichgültig? Krampfhaft drängte sie die Tränen zurück, die sich in ihren Augen sammelten. „Du fehlst mir, Kyle“, flüsterte sie leise vor sich hin.

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Die kurze Pause hatte ihr sichtlich gut getan und sie begab sich schließlich zur nahe gelegenen Piazza. Sie schaute sich die Auslagen an und kaufe einige Souveniers für ihre Eltern und Anna. Einige fliegende Händler boten ihre Waren feil. Sie begutachtete zwei, drei Produkte, doch einen Kauf lehnte sie dankend ab. Neugierig sah sie sich um. Ihr gefiel diese fröhliche Mentalität der Einheimischen. Sie waren freundlich, sehr offen und kontaktfreudig, vor allem was das männliche Geschlecht betraf.

Als sehr hartnäckig zeigten sich drei Männer, die bereits im Cafè saßen, als sie dieses betrat. Trish wählte den Tisch gleich am Eingang und bestellte sich eine Tasse Cappuccino, die ihr ein Kellner auch schon nach kurzer Zeit brachte. Sie nahm das Buch, dass sie sich in einem Bücherladen gekauft hatte, aus ihrer Tasche und las interessiert darin. Aus dem Augenwinkel nahm sie dabei die Blicke der drei Männer wahr, während diese sich lautstark unterhielten.

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Nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken und beim Kellner bezahlt hatte, ging sie zum gegenüberliegenden Theater, um sich die Plakate anzuschauen. Dabei entgingen ihr die Pfiffe der Männer und die eindeutigen Gesten nicht, als sie an deren Tisch vorbeilaufen musste. Sie maß dem keinerlei Bedeutung bei, sondern ging interessiert zu den Plakaten, während sie die Blicke der Drei in ihrem Rücken spürte.

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Als sie sich alle Plakate angesehen und ein paar davon fotografiert hatte, setzte sie sich auf die nahe gelegene Bank, um in ihrem Buch weiterzulesen. Sie war mit der Seite noch nicht ganz fertig, als die Drei plötzlich auftauchten und sich vor ihr positionierten und sich dabei erneut lautstark unterhielten. Trish konnte ein Seufzen nicht unterdrücken, während sich die Augen des gelockten Mannes durch sie hindurch zu bohren schienen.

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Irgendwann wurde es ihr zu bunt und sie wollte gerade gehen, als der Mann im weißen Hemd sie ansprach: „Bellaaaa, Du willst doch nicht schon gehen. Was macht eine Frau wie Du alleine hier? Wie wäre es mit uns beiden?“

Nun mischte sich auch der Braunhaarige ein. „Du hast keine Chance bei ihr, Enrico. Vergiss‘ es.“ An Trish gewandt, fragte er: „Darf ich Dich vielleicht zu einer Tasse Kaffee einladen?“

„Hör‘ nicht auf die billigen Anmachsprüche“, mischte sich nun auch der Dritte im Bunde, der Mann mit dem bunten Hemd ein. „Du bist nicht von hier, oder? Du wärst mir schon längst aufgefallen. Wo hast Du Dich denn die ganze Zeit versteckt, Angel?“

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Trish wollte gerade etwas darauf erwidern, als der von den anderen beiden Enrico Genannte ganz nah an sie herantrat. Sie roch sein aufdringliches Parfüm, das sich mit frischem Schweiß gemischt hatte. Als er seine Hand um ihre Taille legen wollte, um sie an sich zu ziehen, wehrte sie ihn barsch ab.

„Stopp, ich will das nicht, lass‘ mich in Ruhe. Haben wir uns verstanden?“

Verständnislos sah er sie an. „Du weißt nicht, was Dir entgeht. Eine Nacht mit mir…“

Doch weiter kam er nicht. „Sag‘ mal, bist Du schwer hörig oder Begriffsstutzig? Ich will nichts von Dir und schon gar nicht die Nacht mit Dir verbringen. Und jetzt lass‘ mich gefälligst in Ruhe.“

Als die anderen zwei Männer lachten und schadenfroh die Abfuhr registrierten, faucht Trish sie an. „Ihr seid alle Drei damit gemeint. Ich habe kein Interesse und hab‘ mich hoffentlich deutlich ausgedrückt.“

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Trish ließ ihn einfach stehen und beugte sich zu einem kleinen Kätzchen, das gerade um ihre Füße strich. Liebevoll streichelte sie das samtige Fell und hörte das Kleine wohlig schnurren. Sie ließ sich die Hand abschlecken und sagte: „Na, mein Kleines. Wo kommst Du denn her? Hast Du Hunger?“ Bedauernd sah sie an sich herunter. „Ich habe leider nichts für Dich. Hm? Bist Du süß, am liebsten würde ich Dich mitnehmen. Aber Du gehörst bestimmt zu jemandem.“ Bereitwillig ließ sich das kleines Kätzchen von ihr streicheln.

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Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, kam der braun Gelockte auf sie zu und meinte süffisant grinsend: „Katze müsste man sein. Aber Du darfst mich auch gerne kraulen, Bella. Wie wär‘ s mit uns? Enrico kannst Du vergessen. Der hält nicht, was er verspricht. Das haben schon unzählige Frauen berichtet. Bei dem geht es immer ganz schnell. Wenn Du aber einen richtigen und ausdauernden Mann im Bett willst, dann komm‘ mit. Ich kann Dir so einige Dinge zeigen. Wir werden garantiert viel Spaß haben.“

Trish hatte mittlerweile die Schnauze gestrichen voll. Wütend fuhr sie ihn an. „Was von dem hast Du vorhin nicht verstanden? Ich will weder etwas von Dir, noch von Deinen beiden Freunden. Nochmals zum Mitschreiben: ICH HABE KEIN INTERESSE! So und jetzt lasst mich endlich in Ruhe.“

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Sie ließ die Drei einfach stehen und lief über die Straße in Richtung des Kunstmuseums. Fast zwei Stunden verweilte sie in dem Gebäude, besah sich die vielen Kunstgemälde, Büsten verstorbener Persönlichkeiten und erfuhr Interessantes über Monte Vistas Stadtgeschichte. Bevor sie ging, suchte sie noch schnell eine Toilette auf, die sich im oberen Stockwerk befand.

Nachdem sie sich noch ein wenig das Gesicht mit Wasser benetzt hatte, ging sie wieder nach draußen. Auf dem dort befindlichen Sofa nahm sie Platz, wo sie fast die Müdigkeit übermannt hätte. Sie schloss lächelnd die Augen und genoss die Stille, die jedoch nicht lange anhielt. Feste Schritte näherten sich ihr und sie wollte gerade wieder die Augen öffnen, als jemand neben ihr Platz nahm, während sie seitlich und hinter sich ebenfalls jemanden wahrnahm.

Schon ertönte ein freudiges: „Bellaaaa, das ist Schicksal, dass wir uns noch einmal begegnen.“

Entsetzt öffnete sie die Augen und spürte eine Hand, die über ihre Haare strich, während eine andere sich auf ihren Rücken legte. Eine dritte wollte gerade ihr Gesicht berühren, als Trish zornig fragte: „Was soll das? Hände weg, aber sofort.“

„Du bist es wirklich. Wir hätten nicht gedacht, Dich noch einmal zu sehen. Du bist so wunderschön, Bellaaaa, Deine Augen…“

Er wurde von Enrico unterbrochen. „Deine samtige Haut, Dein Duft, oh Gott, Bellaaaa. Ich würde Dich am liebsten küssen. Und dann noch ohne Mann? Das kann ich kaum glauben.“

Trish hatte genug gehört. Entnervt sagte sie: „So, ich hoffe, das war‘s jetzt. Bitte lasst mich in Ruhe. Ich habe kein Interesse. An keinem von Euch Drei. Und wenn Ihr jetzt nicht endlich Ruhe gebt, dann gehe ich zur Polizei.“

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Energisch stand sie auf und lief zur Treppe, während sie einen italienischen Wortschwall hinter sich vernahm. Alle drei redeten wild durcheinander und jeder gab dem anderen die Schuld, die blonde Schönheit vergrault zu haben.

Sie hatte die italienische Sprache nicht verstehen müssen, die Gesten der Männer dazu waren eindeutig gewesen. Aber sie hatte sich schon immer zu wehren gewusst und das ein ums andere Male allzu heißblütige Verehrer in die Schranken weisen müssen.


Trish vermisste Kyle mehr denn je und wünschte sich, er wäre in diesem Moment an ihrer Seite und würde mit ihr Händchen haltend durch die Stadt schlendern. Kurz vor ihrem Abflug hatte er ihr telefonisch mitgeteilt, dass er planmäßig fliegen und am späten Mittwochnachmittag ankommen würde. Wenn sie also Glück hatte, dann könnte sie ihn vielleicht übermorgen schon treffen.


Es war schon später Nachmittag, als Trish wieder an ihrem Wagen ankam. Die drei Männer waren ihr glücklicherweise nicht mehr begegnet. Sie mochte solche Dreistigkeiten und billige Anmachen nicht. Rasch verstaute sie ihre Tasche und die Tüten im Kofferraum und nahm auf der Fahrerseite Platz. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen war. Unterwegs hielt sie noch einmal kurz an, um das Bild einzufangen, das sich ihr gerade bot. Die Sonne war langsam am Untergehen und rund herum hatte sich ein orangenfarbener Ring gebildet. Nachdem sie einige Fotos davon gemacht hatte, fuhr sie endgültig zur Villa zurück.

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Am nächsten Tag

Vor einer Stunde waren Trish, Julie und Fabio wieder nach Hause gekommen. Schon in aller Frühe waren sie an den Strand gefahren, da um diese Zeit noch nicht allzu viel los war. Sie hatten sich sonnen lassen und waren im Meer schwimmen gewesen. Nachdem es gegen Mittag immer voller geworden war, hatten sie nach einem leckeren Eiskaffee beschlossen, den Heimweg anzutreten. Während Fabio anschließend noch mit Carlo weggefahren war, hatten die beiden Freundinnen ihre Bikinis angezogen und sich an den Swimmingpool gelegt.

Trish hatte in den letzten Tagen viel über Kyle und sich nachgedacht und war schließlich zu dem Entschluss gekommen, alles auf sich zukommen zu lassen. Er musste nun den ersten Schritt machen, nachlaufen würde sie ihm auf keinen Fall. Das hatte sie Anna auch ausdrücklich erklärt, als sie zwei Tage vor Trish’s Abreise fast eine Stunde miteinander telefoniert hatten. Trish hatte einfach jemanden gebraucht, bei dem sie ihr Herz hatte ausschütten können. Mit Julie konnte sie darüber nicht reden, zudem bestand die Möglichkeit, dass sie eventuell Fabio darüber unterrichten würde. Und das wollte Trish nun wirklich nicht, zumal Kyle Fabio’s bester Freund war. Anna hatte ihr den Rat gegeben, Kyle unverfänglich gegenüber zu treten und ihn den ersten Schritt machen zu lassen. Sie war ihr für diesen Rat sehr dankbar gewesen und hatte ihr viel Spaß in Lucky Palms gewünscht.

Trish schaute auf die Uhr und rechnete kurz zurück. Anna müsste sich schon auf dem Weg zu Jason befinden. Sie freute sich für ihre Freundin und deren Glück mit Kyle’s Cousin. Morgen würde Trish Anna anrufen, denn diese wusste ja noch nichts von dem Desaster mit Kyle und dass er ihr eine eiskalte Abfuhr erteilt hatte.

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Trish schluckte, Kyle‘ s Zurückweisung nagte immer noch schwer an ihr. Und auf einmal war sie mehr denn je da, die Traurigkeit und die Sehnsucht nach ihm. „Ach verdammt, warum ist es nur so kompliziert?“

„Was ist denn kompliziert, Trish?“

Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie Julie’s Stimme vernahm. Hatte sie etwa laut gedacht? „Ähm… ich ha- hab‘ gerade über meinen letzten Artikel nachgedacht. Ein schwierige Gerichtsreportage.“

„Ach so. Du sollst jetzt aber nicht an die Arbeit denken, Trish. Schalte mal ein wenig ab. Magst Du auch eine Zitronenlimonade?“

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„Ja, gerne. Ich ziehe mich nur rasch um, denn so halbnackt möchte ich hier nicht gerade herumlaufen.“

„Ja, Du hast Recht. Ich ziehe mir auch etwas über. Bin gleich wieder da“, erwiderte Julie und verschwand im Gästezimmer, das sie zusammen mit ihrem Verlobten im 1. OG bewohnte.

Ich muss mich endlich zusammenreißen und darf nicht ständig an Kyle denken und schon gar nicht laut. Trish stieg die Stufen in den 2. Stock hinauf, in der sich ihr Zimmer befand. Am anderen Ende des Ganges lag das Schlafzimmer Carlo's. Gleich am ersten Morgen war es zu einem peinlichen Zusammentreffen im Bad gekommen. Anstatt das Badezimmer auf der rechten Seite zu benutzen, hatte sie versehentlich das auf der linken Seite betreten. Erschrocken war sie zurück gewichen, als sie Carlo unter der Dusche hatte stehen sehen. Schnell hatte sie die Tür zugezogen und war in ihrem Badezimmer verschwunden. Nach dem Frühstück, Julie und Fabio waren schon auf dem Weg in die Stadt, hatte Carlo sie gefragt, warum sie denn so schnell verschwunden gewesen wäre? Seitdem achtete Trish peinlichst darauf, was sie in seiner Gegenwart sagte oder machte. Aus diesem Grunde wollte sie sich auch schnell umziehen, um nicht halbnackt vor ihm zu dazustehen, wenn er zurückkam.

Julie hatte ihr erzählt, dass Carlo nach einer gescheiterten Ehe nie wieder geheiratet hatte. In Bridgeport zählte er zu den begehrtesten Junggesellen der Stadt, den man nicht ansah, dass er langsam auf die 60 zuging. Er war immer noch ein sehr attraktiver Mann mit einem gut durchtrainierten Körper. Auch konnte er sehr charmant sein, weshalb Trish auch so ungläubig auf Kyles Bemerkung reagiert hatte, sich vor ihm in Acht zu nehmen.

Trish saß schon draußen am Gartentisch, als Julie wieder nach unten kam. Sie reichte ihr ein Glas Limonade und setzte sich neben sie: „Du sollst nicht ständig an die Arbeit denken, schalte doch einfach mal ab.“

„Wie? Was meinst Du?“

„Na ja, dass Du ausgerechnet jetzt an Deine Reportage denken musst.“

„Ach so ja, die“, mühte sie sich ein Lächeln ab.

„Sag‘ mal, ist mit Dir alles in Ordnung? Du wirkst etwas Geistes abwesend.“ Fragend schaute Julie zu ihrer Freundin.

„Ähm ja, natürlich. Ich glaube, das ist der Jetlag. Ich bin irgendwie noch nicht so richtig hier angekommen.“

Julie nickte. „Ja, das wird es wohl sein. Ich hatte gestern ein wenig zu kämpfen, aber heute geht es schon wieder. Und wie gefällt es Dir hier?“, wechselte sie plötzlich das Thema. „Es ist doch traumhaft oder? Fabio hatte mir schon so viel von Monte Vista erzählt, dass ich fast das Gefühl hatte, hier schon einmal gewesen zu sein.“

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„Ja Julie. Mir gefällt es auch sehr gut. Hier lässt es sich im Sommer einfach aushalten, anders als in Bridgeport oder New York, wo man kaum atmen kann. Ich war gestern oben an der Stadtmauer. Von dort aus hat man ja einen herrlichen Blick aufs Tal. Eine sehr traumhafte Kulisse. Ich freue mich schon auf die Bilder, wenn ich wieder zuhause bin.“ Begeisternd klatschte Trish in die Hände.

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Dann sah sie ihre Freundin nachdenklich an und fragte: „Und, bist Du glücklich, Julie? Am Sonntag wirst Du Fabios Frau und gehörst dann zum Vincenti-Clan. Irgendwie beneide ich Dich um Fabio. Er ist wirklich ein sehr netter und zuvorkommender Mann und er liebt Dich abgöttisch. Das hat er mir erst kürzlich wieder gesagt.“

Ein leichter Schatten zog über Julies Gesicht, ehe sie den Kopf nach unten senkte und traurig sagte: „Na ja, ich wünschte mir nur, meine Eltern und Craig wären am schönsten Tag meines Lebens an meiner Seite. Aber den Traum muss ich leider begraben.“

„Ja, das ist schade, dass Deine Eltern nicht kommen. Hast Du Craig nicht umstimmen können?“

„Ach, Du kennst ihn und seine Sturheit doch, Trish. Er hasst Fabio und Carlo und wird mir die Hochzeit nie verzeihen. Aber was soll ich denn machen? Glaube mir, ich liebe Craig, aber seinetwegen werde ich nicht auf Fabio verzichten.“

„Und Dein Dad?“

Julie schüttelte den Kopf. „Der hält es wie alle Bridgeporter. Aber was kann ich denn dafür?“

Trish nickte. Julie‘ s Vater war jener Agent der Steuerbehörde gewesen, der Carlo nachweislich Steuerbetrug in Millionenhöhe vorgeworfen hatte. Ihr Vater war maßgebend daran beteiligt gewesen, dass man ihm den Prozess gemacht hatte. Carlo hatte sich nur aufgrund einer hohen Geldstrafe dem Gefängnis entziehen können. Seitdem war Carlo für Julie‘ s Vater ein rotes Tuch und er war stinksauer gewesen, als sie ihm damals erzählt hatte, dass sie sich in Carlo‘ s Neffen verliebt hatte.

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gleich geht es weiter...


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