Thema: (Fotostory) Schatten der Vergangenheit
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Alt 07.12.2014, 02:07
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Standard Kapitel 51 Die Ruhe vor dem Sturm - Teil 2 -


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Die Ruhe vor dem Sturm - Teil 2 -



Es war gegen Mittag, als Audrey ihre Pension verließ, um sich auf den Weg zu der „Halle der verlorenen Armeen“ zu begeben. Die Ausstellung fand jährlich in Italien statt, mit ständigen Rotationen. In diesem Jahr war Florenz der Ausrichter, der die Ausstellung an Monte Vista vergeben hatte. Nur aufgrund dieses Ereignisses, war die Gruft für Besucher zugänglich. Audrey schätzte, dass sie nicht lange brauchen würde, um die Gegenstände in Sicherheit zu bringen. Wie war er nur auf die Idee gekommen, das alles hier zu verstecken? Ich wette, davon weiß keiner etwas und hätte ich die Nachricht nicht erhalten, dann wüsste ich es auch nicht. Diesmal hast Du einen gewaltigen Fehler gemacht, der Dir das Genick brechen wird.


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Auf der Fahrt schwirrten Audrey hunderte Gedanken im Kopf herum, während sie sich innerlich eine Närrin schaltete. Wie hatte sie nur so dumm sein können, Trish und den jungen Mann zu belauschen? Sie hatte am gestrigen Morgen wieder einmal vor der Vincenti-Villa gestanden. Als Trish mit einem Taxi das Haus verlassen hatte, war sie ihr mit ihrem Wagen unauffällig gefolgt. Vielleicht hatte sie die leise Hoffnung gehabt, sie alleine anzutreffen und eventuell mit ihr sprechen zu können. So wie sie sich selbst in den letzten Tagen verhalten hatte, musste Trish längst ahnen, wer sie war. Aber 12 Jahre waren eine lange Zeit und sie hatte immer eine Perücke getragen, wenn sie sich mit ihr und Maureen getroffen hatte.

Audrey hatte es stets bedauert, dass sie ihr nie offen gegenüber hatte treten können. Sie hatte diese Heimlichkeiten gehasst und dennoch waren sie notwendig gewesen. Noch immer hallten ihr Erics Drohungen im Gedächtnis. Nein, er hätte sie sofort in die Tat umgesetzt und dann wäre ihr nicht einmal mehr die heimlichen Treffen geblieben. Warum konnte sie sie nicht einfach in Ruhe lassen? Hatte es sie denn die ganzen Jahre gekümmert? Sicher, sie hatte nicht ahnen können, dass sie ebenfalls an der Hochzeit teilnehmen würde und schon gar nicht, dass sie offensichtlich mit Henry und Caroline’s Sohn zusammen war. Sie hatte die beiden seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber all das hatte die alten Wunden aufbrechen lassen. Ihren damaligen Entschluss, den sie im Nachhinein gesehen so bitter bereut hatte und den sie nicht mehr rückgängig machen konnte.


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Sie seufzte auf. Wie sollte es jetzt weitergehen? Wenn sie ihren Auftrag erledigt hatte, dann würde sie schon morgen Vormittag zurück nach London fliegen und Trish möglicherweise nie mehr wiedersehen. Wollte sie das denn? Was sollte sie nur tun? Sich ihr zu erkennen geben und sie erneut belügen? Nein, sie musste sich diesen Wunsch aus dem Kopf schlagen. Es ging nicht, sie würde es nicht schaffen, ohne sich möglicherweise zu verraten. Vielleicht sollte sie es dabei belassen. Trish schien glücklich zu sein und sollte ihr das nicht mehr am Herzen liegen, als ihre eigenen Wünsche?

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Der Parkplatz war leer, wie sie schon von weitem erkennen konnte. Das lag wohl auch an den Umständen, dass es bereits um die Mittagszeit war und die Sonne gnadenlos vom Himmel stach. Gewöhnlich saßen die Menschen um diese Zeit beim Essen oder waren am Strand. Die Sommerferien hatten vor drei Wochen begonnen und viele Kinder hielten sich um diese Uhrzeit am Meer auf. Die meisten Besucher fand man am Vormittag und am Nachmittag im Museum. Spätestens ab 15 Uhr würde es hier voller werden.

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Müde schloss sie die Augen, nachdem sie ihren Wagen auf dem Parkplatz manövriert hatte und ausgestiegen war. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, nachdem ihr bewusst wurde, dass sich ihre und Carlo’s Wege ab morgen für immer trennen würden. Der Gedanke tat weh, ob sie es wollte oder nicht. All die Jahre hatte sie geglaubt, über ihn hinweg zu sein. Ein Trugschluss, wie sie mittlerweile erkannt hatte. Hörte das denn nie auf? Einerseits die Sehnsucht nach ihm, die sie schier zerfraß und andererseits der Hass, der sie seit Jahren antrieb. Wie konnte man einen Menschen lieben und hassen zugleich? Sie hatte darauf nie eine Antwort gefunden.

Energisch schüttelte sie den Kopf und sagte leise: „Nein, es ist vorbei, ein für alle Mal. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Nur noch dieser Auftrag und dann bin ich weg. Für immer, Carlo.“

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Als sie vor über einer Woche in Monte Vista angekommen war, hatte sie geglaubt, sie könne der Begegnung mit ihm teilnahmslos Stand halten. Sie hatte sich nichts anmerken lassen wollen, wollte ihm kühl gegenüber treten. Er hatte nicht sehen sollen, wie es in ihrem Inneren aussah. Doch nach seinen Küssen waren alle ihre guten Vorsätze dahin gewesen. Ein klein wenig hatte sie die Hoffnung gehabt, sie könnten sich wieder versöhnen, die Vergangenheit endlich ruhen lassen. Vielleicht sogar einen Neuanfang wagen. Aber diese Hoffnung war schnell zunichte gemacht worden, nachdem wie er sie behandelt und als sie ihn zusammen mit diesem jungen Ding gesehen hatte. Nein, es würde wohl nie eine gemeinsame Zukunft für sie geben. Sie hatte ihre Chance gehabt und sie hätte nur ja sagen müssen… wäre jener Tag in seinem Büro nicht gewesen, der ihre Hoffnungen zunichte und alles in ihr zerstört hatte.

Sie hatte ihm das damals nicht verzeihen können. Damals nicht, aber wie sah es heute aus? Heute, nach mehr als 20 Jahren? Wie dachte sie heute darüber? Doch Carlo wollte sie nicht, das hatte er ihr bei der Hochzeit nur allzu deutlich gezeigt. Nein, sie durfte sich nicht von ihren Gefühlen leiten lassen. Heute musste damit endgültig Schluss sein!

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Entschlossen machte sie sich auf den Weg zur Halle. Ihren Rucksack würde sie später holen, wenn alles verpackt war. Zuerst musste sie nach unten gehen und den Schlüssel an sich nehmen, den man für sie bereit gelegt hatte. Danach konnte sie durch die Geheimtüren. In einem der Zimmer würde sie auch ihre Kleider vorfinden. Wie abgesprochen sollte sie gegen 18 Uhr nach oben kommen, ihre Tasche im Auto verstauen und zum Übergabeort fahren. Sie atmete noch einmal tief durch, ehe sie sich zur Treppe begab…

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Währenddessen


Es waren mittlerweile zwei Stunden vergangen, doch von Kyle war immer noch nichts zu sehen. Trish seufzte und nahm ihre Kamera in die Hand, um noch ein paar Bilder zu schießen. Es war ein schöner Sommertag und vom Meer wehte eine leichte Brise, die sanft um ihre Arme strich. Nachdem weitere 10 Minuten vergangen waren und Kyle noch immer nicht da war, zückte sie ihr Handy, um ihn anzurufen.

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Es dauerte eine Weile, bis sie die vertraute Stimme am anderen Ende vernahm. „Hallo Schatz, ich hätte mich gleich bei Dir gemeldet. Bei mir wird es doch etwas später. Ich habe eine wichtige Mail erhalten, die ich erst noch abarbeiten muss. Ich denke, in einer Stunde werde ich da sein.“

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Etwas enttäuscht fragte sie: „Was kann denn so wichtig sein, dass Du zu unserer Verabredung zu spät kommen wirst? Na ja, dann werde ich mir mal die Grabkammern ansehen. Gib mir kurz Bescheid, wenn Du losfährst. Ja?“ Sie zögerte kurz, als sie fast schon ängstlich fragte: „Ich muss mir doch keine Sorgen machen, oder? Bitte Kyle, pass‘ auf Dich auf.“

„Nein, das muss Du nicht. Aber wir haben einen wichtigen Hinweis erhalten, der eventuell mit dieser Frau zu tun hat, die Dich ständig verfolgt.“

„Was habt Ihr denn herausgefunden?“

„Tut mir Leid Trish. Aber das ist Bestandteil einer polizeilichen Ermittlung, über die ich Dir nichts sagen darf. Aber falls sie wieder auftauchen sollte, halte Dich bitte zurück und geh‘ ihr aus dem Weg. Trish, bitte. Mach‘ nichts Unüberlegtes. Versprich‘ mir das.“

„Ja, ist gut. Bis später dann.“


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Doch Trish’s Neugierde war geweckt. Was hatte er erfahren und warum sollte sie der Frau aus dem Weg gehen? War sie etwa auch hier? Sie wollte gerade zum Eingang gehen, als sie dort eine Person wahrnahm… diesmal nicht schwarz gekleidet und wahrscheinlich trug sie auch eine Perücke, aber sie war es eindeutig. Also doch. Was willst Du nur von mir? Warum verfolgst Du mich?

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Kyle’s dringende Bitte in den Wind schlagend, lief sie der Frau hinterher. Diese verweilte kurz vor dem Eingang und rieb sich ihren Nacken. Eine kleine Geste, die Trish jedoch zurückweichen ließ. Überrascht starrte sie die Frau an, die mit dem Rücken zu ihr stand. Das kann doch nicht sein. Warum würde sie ausgerechnet hierher kommen, aus welchem Grund? Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das Foto in Carlo’s Büro. Sie ist es wirklich. Deshalb ist sie mir so bekannt vorgekommen. Aber warum diese Heimlichkeiten? Vielleicht wegen Dad? Warum hatte Daddy sie aus dem Haus geworfen und warum durften wir uns nur heimlich treffen? Was ist damals passiert, warum bist Du nie wieder gekommen? Ich muss mir endlich Gewissheit verschaffen, muss wissen, warum sie hier ist und mich verfolgt. Vorsichtig schlich sie ihr hinterher, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden.

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Die Frau begab sich zum Eingang, während Trish ihr in wenigen Metern Abstand folgte. Als die Unbekannte die Treppe hinunter stieg, verharrte Trish noch eine Weile in der Halle.

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Im Inneren war es sehr kühl, so dass sie leicht fröstelte. Als die Frau unten angekommen war, stieg Trish ebenfalls die Treppe hinunter.


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Als sie jedoch unten war, schien die Unbekannte plötzlich verschwunden zu sein. Ratlos blickte sich Trish um. Gab es hier irgendwelche Geheimtüren, durch die sie hindurch gegangen sein könnte?

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Trish tastete alle Wände und Mauern ab, suchte nach Nischen, in den sich Öffnungs-Mechanismen befinden könnten, doch sie konnte nichts Außergewöhnliches entdecken. Als sie ein Rascheln hörte, erschrak sie. Neugierig sah sie in die Richtung, aus der sie das Geräusch wahrgenommen hatte.

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Entsetzt weiteten sich ihre Augen, als sie einen großen Käfer die Wand entlang krabbeln sah. Noch einmal sah sich in dem kleinen Raum um und nahm den Flyer in die Hand, den sie am Eingang mitgenommen hatte. Viel Neues enthielt er nicht, außer das, was sie bereits an der Eingangstür gelesen hatte. Also, den hätte ich mir sparen können. Von Geheimtüren steht hier gar nichts und auch nicht, wie man durch diese Tür kommt, dachte sie leicht grimmig.

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Durch diese Tür konnte die Unbekannte nicht gegangen sein, da diese mit einer Kette verschlossen war. Trotz Abtasten der Wände kam Trish nicht durch diese Tür und ein Schlüssel ließ sich auch nicht finden. Als sich nun auch noch eine große Spinne vor ihren Augen abseilte, die sie erschrocken fixierte, hatte sie genug und beschloss, wieder nach oben zu gehen.

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Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie fast zwei Stunden da unten verbracht hatte. Mittlerweile war es ihr etwas kühl geworden und sie ging nach draußen, um sich in der warmen Nachmittagssonne aufzuwärmen. Sie konnte nicht verstehen, wo die Frau hin gegangen war. Entschlossen ging sie noch einmal hinein, um einen Aufseher zu fragen. Nachdem sie sie beschrieben hatte, verneinte dieser jedoch. Wenn sie ihn richtig verstanden hatte, dann hatte in den letzten Stunden seit Beginn seiner Schicht keine Frau das Gebäude betreten, außer Trish selbst und eben diese Unbekannte. Sie bedankte sich und lief nachdenklich wieder nach draußen.

Das Vibrieren ihres Handys kündigte einen Anruf an. Es war Kyle. „Kyle, mein Schatz. Bist Du immer noch im Hotel?“ Und dann berichtete sie ihm, was bislang vorgefallen war.


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Schärfer, als beabsichtigt, fuhr er sie an: „Habe ich Dich nicht gebeten, ihr nicht zu folgen? Mach‘ doch einmal, was man Dir sagt.“

Sie hörte die Besorgnis aus seiner Stimme heraus und entschuldigte sich leicht zerknirscht: „Tut mir Leid, Kyle. Aber ich konnte nicht anders.“

Etwas milder gestimmt, fragte er: „Und Du bist Dir sicher, dass sie nicht unbemerkt das Gebäude verlassen hat?“


„Ja“, nickte sie. „Der Aufseher sagte, er hätte niemanden gesehen. Also entweder, sie ist noch da unten oder aber dort befindet sich wirklich ein Geheimgang, den ich nicht entdeckt habe.“


„Bleib‘, wo Du bist, Trish. Geh‘ nicht noch einmal runter. Ich bin in 10 Minuten da.“


Schnell hatte er das Gespräch beendet und war noch einmal zu seinem Laptop gegangen, wo er das Gefundene ausdruckte. Wenn es wirklich stimmte, was er gelesen und ihm sein Kollege mitgeteilt hatte, dann drohte Unheil. Seine Sorge um Trish nahm immer mehr zu und er betete inständig, dass sie sich diesmal an seine Anweisungen hielt.


Er fuhr seinen Laptop herunter und steckte die Ausdrucke in seine Hosentasche. Rasch nahm er sein Handy noch einmal in die Hand und tippte eine Nummer ein.

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Es dauerte nicht lange, als er den Teilnehmer an der Strippe hatte. „In 10 Minuten werde ich an den Hallen sein. Wir sehen uns dort, aber behalten Sie sich bitte bedeckt. Ich weiß nicht, was uns dort erwartet und ob sie bewaffnet ist.“

Hastig rannte er zu seinem Wagen und jagte in halsbrecherischem Tempo davon. In all der Aufregung hatte er seinen heutigen Geburtstag total vergessen...



Kapitel 52 folgt



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