Thema: (Fotostory) Klaudia - Farben der Sehnsucht
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Alt 22.12.2014, 16:26
Stev84 Männlich Stev84 ist offline
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Kapitel 46: Ahnungsvolles Gefühl

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Eine Beziehung zu Israel, Roman oder Gernot abstreiten? Nein, das konnte ich natürlich nicht. Ich hätte ihr dennoch gerne erklärt, dass ich ganz sicher keine Frau war, die viele Männer in ihrem Leben gehabt hatte. Tatsächlich gab es da nur Israel und Francesco. Und was meine zahlreichen Liebschaften anging, so traf das nur auf das letzte Jahr zu. Davor hatte ich doch noch nicht einmal einen Jungen richtig geküsst. Doch die Worte kamen mir nicht über die Lippe. Stattdessen merkte ich, wie die Übelkeit wieder in mir aufstieg, und zwar so intensiv, dass ich nicht anders konnte als hastig vom Tisch aufzustehen und mich auf direktem Wege ins Badezimmer zu begeben.

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Nachdem ich mich am Waschtisch wieder einigermaßen frisch gemacht hatte, kehrte ich in den Salon zurück. Meine Entrüstung über Lady Eleonores Vorwürfe war verschwunden, denn alles was sie gesagt hatte, entsprach ja der Wahrheit. Vermutlich glaubte sie, dass ich auch mit Gernot und Roman geschlafen hatte, aber ich musste, dass meine Worte alleine sie nicht vom Gegenteil überzeugen würden. „Ich werde einem Vaterschaftstest zustimmen“, hauchte ich daher kraftlos und das lag nur zum Teil daran, dass ich mich gerade erst übergeben hatte. Lady Eleonore wirkte zufrieden. Doch ich war immer noch verunsichert. „Was wird jetzt geschehen? Was werden Sie Francesco erzählen?“

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„Wegen ihrer Liebschaften? Erst einmal gar nichts“, entgegnete Lady Eleonore. „Wir werden das Ergebnis des Vaterschaftstests abwarten. Wenn herauskommt, dass mein Sohn der Vater Ihres Kindes ist, dann werden Sie ihn wie geplant heiraten und wir sind alle zufrieden. Solle das nicht der Fall sein, dann werden wir die Angelegenheit so diskret wie möglich lösen. Es liegt schließlich auch im Interesse des Hauses Hartfels, dass mein Sohn nicht wegen Ihres unbedarften Handelns in die Schlagzeilen gerät. Trotz allem vertraue ich immer noch dem Urteil ihrer Tante, dass Sie eine gute Frau für Francesco sein werden. Es ist schon lange mein Wunsch, unsere beiden Familien zu verbinden. Sie müssen wissen, ich habe damals als junges Mädchen ihre Urgroßmutter Donna Justyna kennengelernt. Nie zuvor war mir eine so brillante und durchsetzungsstarke Frau begegnet. Ich bewundere sie und ihre Leistungen bis zum heutigen Tag und es ist nicht übertrieben, wenn ich sie als mein Vorbild bezeichne. Ihre Urgroßmutter hielt auch große Stücke auf mich. Es gab sogar eine Zeit, in der sie bemüht war, eine Ehe zwischen mir und ihrem Großvater Arkadiusz zu ermöglichen.“

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„Nun, es ist niemals dazu gekommen, und ich heiratete stattdessen Wilhelm Hartfels von Rodaklippa. Dennoch besteht seit diesen Tagen ein enger Kontakt zwischen unseren beiden Familien. Ich hatte gehofft, dass es mit der Verbindung von Francesco und Ihnen endlich zu der Vereinigung kommen würde, die mir selbst verwehrt blieb. Daher liegt es auch in meinem ganz persönlichen Interesse, dass dieser Vaterschaftstest ein positives Ergebnis für uns alle bringt.“ Ich wusste selbst nicht warum, aber diese Worte stimmten mich hoffnungsvoll. Trotz allem, was sie über mich herausgefunden hatte, sogar dass ich ein heimliches Verhältnis zu Gernot hatte, wünschte sie dennoch, dass ich die Frau ihres Sohnes werden sollte. Dafür musste ich einfach Dankbarkeit empfinden. „Vielen Dank, Lady Eleonore, dass Sie mir eine Chance geben, mich zu beweisen. Ich versichere Ihnen, dass der Vaterschaftstest eindeutig belegen wird, dass Francesco der Vater meines Kindes ist. Und ich werde Ihnen keinen weiteren Grund geben, an mir zu zweifeln, dass verspreche ich.“

*****

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Nach diesem Gespräch war ich einfach nur fertig und zu nicht zu mehr in der Lage, als mich den Rest des Tages unter der Bettdecke in meinem Zimmer zu verkriechen. Francesco würde also bald von seinem Kind erfahren. Aber es gab noch jemanden, der diese Neuigkeit so schnell wie möglich hören musste, denn für ihn würde sie ebenfalls weitreichende Konsequenzen haben. Gleich am nächsten Morgen besuchte ich also Gernot, der mir gestern schon per SMS zu verstehen gegeben hatte, wie sehr er mich vermisste und sich auf ein baldiges Wiedersehen freute. Freudestrahlend kam er auf mich zu, als ich das Haus der Lutzenbachers betrat. Aber das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als ich auswich, als er mich umarmen wollte. „Nein, Gernot, nicht“, sagte ich mit belegter Stimme. „Wir dürfen das nicht länger tun.“

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Er war verwirrt. „Klaudia, Schatz, was ist denn auf einmal los? Ich dachte, wir hätten alles besprochen. Du wolltest dich von Francesco trennen, sobald er wieder in der SimNation ist.“ Er wollte erneut auf mich zugehen und mich in den Arm nehmen, doch ich hielt ihn abermals auf Abstand. „Gernot, nein. Etwas hat sich verändert, etwas sehr entscheidendes. Ich kann Francesco nicht verlassen. Bitte versteh das.“

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Aber natürlich konnte er das nicht, solange ich ihm den Grund dafür nicht nannte. Es hatte keinen Sinn, lange um den heißen Brei herum zu reden. Es gab keine schonenden Worte, um es ihm begreiflich zu machen. Also sprach ich es einfach aus. „Ich bin schwanger. Ich erwarte ein Kind von Francesco.“ Gernot sah mich an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Er hatte damit gerechnet, dass ich erneut Gewissenbisse bekommen hätte, aber nicht mit einer solchen Neuigkeit. „Schwanger?“, wiederholte er tonlos und die Farbe wich ihm mehr und mehr aus dem Gesicht.

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„Aber, kann man da nichts gegen machen?“, fragte er schließlich nach einer kurzen Pause. „Ich meine, du kannst noch nicht sehr weit sein. Es ist also noch Zeit für eine Abtreibung. Dann wären wir alle Probleme los.“ Ich konnte einfach nicht fassen, dass Gernot das gerade vorgeschlagen hatte. „Gernot, das kann doch nicht dein Ernst sein“, erwiderte ich entrüstet. „Ich kann doch nicht ein unschuldiges kleines Wesen umbringen, nur damit wir uns eine schöne Zeit machen können. Das könnte ich niemals mit meinem Gewissen vereinbaren. Und ich bin schockiert, dass du an diese Möglichkeit überhaupt denken kannst.“ Ich sprach aus tiefster Überzeugung. Bis zu diesem Augenblick war es mir noch nicht einmal in den Sinn gekommen, das Problem auf diese Weise zu lösen. Nein, eines stand ganz fest, ich wollte dieses Kind haben und ihm eine liebende Mutter werden. Das war mir wichtiger als alles andere.

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Meine klaren Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Gernot schaute bekümmert auf den Boden. Es war eindeutig, dass er sich selbst seiner Worte schämte. Und dafür liebte ich ihn. Oh, verdammt, warum musste ich ihn denn so lieben. Gab es nicht doch noch eine Chance für uns beide, nein für uns drei? Ich musste einfach einen Versuch wagen. „Gernot, könntest du dir vorstellen, dieses Kind zu lieben? Könntest du dir vorstellen, es als dein eigenes anzunehmen und es niemals spüren zu lassen, dass du nicht sein Vater bist?“

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Wäre Gernot dazu bereit gewesen, ich hätte mich gegen Francesco, gegen seine Mutter und sogar gegen meine Tante Joanna gestellt. Ich hätte alle Mühen auf mich genommen, um mit ihm und meinem Kind glücklich zu werde. Doch ein Blick in Gernots Augen genügte um zu wissen, dass er es einfach nicht konnte. Und ich machte ihm deswegen keinen Vorwurf. Dies war ein Opfer, das man nicht ohne weiteres erwarten konnte. Und es würde nicht ausreichen, wenn er nur mit halbem Herzen dabei war. Dafür war mir das Wohlergehen meines Kindes einfach zu wichtig.

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Trotzdem wollte ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben. „Leider scheint es, als ob das Schicksal uns beide nicht vereint sehen wollte. Aber niemand zwingt uns, auf das Schicksal zu hören. Denk in Ruhe über alles nach, Gernot und entscheide dich dann. Und wenn du zu dem Schluss kommen solltest, dass du, ich und das Kind eine Zukunft haben, dann weißt du, wo du mich findest. Ansonsten danke ich dir für die wunderschöne Zeit, die wir gemeinsam hatten.“ Sanft drückte ich ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Und mit dem ahnungsvollen Gefühl, dass dies unser letzter Kuss gewesen war, verließ ich das Haus.


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An dieser Stelle möchte ich all meinen Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen :hallo:
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Alooar (10.10.2015), cheli24 (26.12.2014), Simsi68 (26.12.2014)