Thema: (Fotostory) Vergissmeinnicht...
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Alt 29.12.2014, 23:02
Jennitschka Weiblich Jennitschka ist offline
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Pfeil Kapitel 6

Kapitel 6

„John?“ rief Natascha heißer, während hinter ihr die Haustür ins Schloss fiel. Lisa grummelte leise auf ihrem Arm vor sich hin, doch Natascha hatte mit einem Mal Angst ergriffen, ihrem Mann könnte etwas zustoßen, als sie mit Felicitas geredet hatte.

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Nur langsam erkannte Natascha den Ernst ihrer Situation. Während Felicitas ihre Angst um sie gestand, war es ihr selbst wie Schuppen von den Augen gefallen, wie es John gehen musste.
Angst war eiskalt über sie gekommen. Was, wenn ihm etwas zustößt? Er war noch immer nicht ganz auf der Höhe, körperlich war er vielleicht fit, aber sein geistiger Zustand war bedenklich.
Er kannte niemanden und wer weiß, was ihm in diesem Zustand alles passieren konnte.
Oder er sich etwas antat? Natascha hatte geschaudert und war sofort nachhause gefahren. Sie musste ihrem Mann beistehen, war es ihr nach einer endlos langen Schockstarre, unter der sie wohl nach seinem Unfall gelitten hatte, siedend heiß eingefallen.

„John? Schatz? Johnny??“ Schnell legte Natascha ihre Schlüssel ab und wandte sich vorsichtig aus ihrer Jacke, um Lisa nicht unnötig aufzuwecken. „Mama bringt dich schnell ins Bett, mein Schatz. Dann muss ich nach Daddy sehen!“ Sie küsste ihre kleine Tochter hastig auf ihre kleinen blonden Locken und eilte dann ins Kinderzimmer.

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„Schlaf gut, mein Lischen“, Natascha lächelte kurz, wie ihre Tochter selig einschlummerte, dann zog sie schnell die Tür zu.
„John? John, wo steckst du, verdammt?“ Hektisch suchte sie das ganze Haus ab, mit jedem leeren Zimmer wurde ihr übler. Wo war er nur hin?
Eiskalte Schauer liefen Natascha den Rücken hinab, als sie sich vorstellte, dass er sich auch etwas angetan haben könnte. Wie würde dann alles weitergehen? Mit dieser Schuld könnte sie nicht leben…

Erleichtert atmete sie auf, als sie ihren Mann durch das Wohnzimmerfenster auf der Veranda sitzen sah, hastig riss sie die Glastür auf: „Schatz, was machst du denn hier?“

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Müde sah er auf, in seiner einen Hand ein Wiskeyglas, in der anderen eine Zigarette. Es war ihr neu, dass er rauchte und im Moment war es ihr auch egal. Sie war einfach froh, ihn zu sehen.
„Hallo Tascha“, raunte er. Dann sah er sie mit seinen großen braunen Augen an, löschte eilig die Zigarette und breitete die Arme nach ihr aus: „Komm her - bitte!“

Gegen ihre eigene Müdigkeit langsam ebenfalls zu schwach, ließ sich Natascha auf den Schoß ihres Mannes sinken.
Eine Weile saßen sie einfach so da ohne etwas zu sagen. Es war kalt, aber irgendwie spielte das wohl auch keine Rolle mehr.

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Schließlich ergriff John das Wort, er sprach leise und es drang nur gedämpft an Nataschas Ohr: „Es tut mir leid, Tascha. Es tut mir so leid, was ihr wegen mir durchmachen müsst… Ich bin ein schrecklicher Ehemann…“. Kurz glaubte, sie ihn schluchzen zu hören.
Schnell legte sie ihre Hand an seine Wange: „Das bist du nicht, John. Mir tut es leid. Ich war so egoistisch! Aber ich hatte wohl einfach Angst… und war so wütend auf dich, dass du dich in so schreckliche Gefahr begeben hast…“. Ihre großen blauen Augen sahen ihn sanft an.

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Sie ist eine liebe Frau schoss es John durch den Kopf. Langsam konnte er sie mit anderen Augen sehen. Sie war kein schlechter Mensch und auch keine Furie, sie hatte wie er auch einfach nur Angst. Die Situation war für niemanden einfach.

Wie musste es für sie sein, wenn ihr geliebter Ehemann sich nicht mehr an sie erinnern konnte – und auch nicht mehr an seine Liebe zu ihr? John zitterte innerlich – mit einem Mal mit dieser Kälte leben zu müssen, sie tat ihm irgendwie leid. Und doch hoffte er, eines Tages all das wiederfinden zu können. So schwer und unmöglich es auch momentan schien.

Er musste sie einmal sehr geliebt haben…

***

„Ich kann sein Gesicht nicht länger ertragen, Kathrin!“ In Frank stieg der Zorn immer höher.

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„Ich weiß, Liebling! Aber er ist nun mal ihr Mann!“ Kathrin schnaubte verächtlich. Der Kamin loderte und erwärmte das große Wohnzimmer der Sandbergs, doch tiefe Wärme schien es in diesem Haus dennoch nicht zu geben.

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„Natascha hätte so viel Besseres haben können… Aber was sucht sie sich natürlich aus? Den untalentierten Thompson-Jungen… Weißt du, Kathrin, ich habe nichts gegen Bodenständigkeit, aber eine Familie, die so dreist ist, wie Johns“, wütend schlug er mit dem Fuß gegen das Sofa: „Das kann ich nicht ertragen. Kathrin!“ Seine Stimme vermischte sich jetzt noch mit einem tiefen und beinahe verzweifelten Seufzer.

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„Ha!“ Kathrin Sandberg erhob sich hämisch aus ihrem Sessel: „Du hast die Beiden doch beinahe gezwungen zu heiraten!?“

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„Was hätte ich deiner Meinung nach denn tun sollen? Sie einfach unverheiratet das Kind bekommen lassen? Weißt du, was für eine Schande das gewesen wäre??“ Frank kochte fast über vor Wut, seine Stimme war laut und zitterte.

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„Ach herrje, wir leben doch nicht im 17. Jahrhundert“, Kathrin lachte schrill und wütend auf. Sie konnte seine vor Wut geröteten Backen zittern sehen, als sie dicht vor ihm zum Stehen kam.

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„Du, du weißt ganz genau, dass das für unser Mädchen keine Option war. Ganz Sunset Valley blickt auf uns, die Klatschpresse hätte sie zerrissen und unsere Firma gleich mit!!!!“ Frank schrie jetzt heraus, was ihm schon lange auf der Seele lag:
„Kathrin, du weißt sehr wohl, was es für sie bedeutet hätte!!! Du wusstest es und du hast meinem Vorhaben zugestimmt! Der Junge war damals, wie heute treudoof – du hast sie genauso zur Heirat gedrängt wie ich! Und das wissen wir beide! Hör endlich auf, alles auf mich zu schieben!!! Ich bin auch nicht daran schuld, dass unsere Tochter zu dumm zum Verhüten war!!!!!!!“ Endlich war es raus.

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Die ganze Wut, die sich angestaut hatte. Die vielen Vorwürfe, die er ständig hören musste.
Er atmete scharf ein und machte sich innerlich schon auf einen Gegenschlag bereit.

Doch seine Frau schwieg, lächelte nur sarkastisch und verließ ohne ein weiteres Wort zu sagen den Raum.

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Er drehte vorsichtig den Kopf zur Seite, sah hinaus auf das Tal.
Vor zwei Jahren war seine Tochter eines Abends beschämt die Treppe herab gekommen, hatte lange herum gedruckst und schließlich von ihrer ungewollten Schwangerschaft gebeichtet. Damals war sie gerade einmal 21 gewesen, nach Meinung ihres Vaters viel zu jung für ein Kind.
Ein Jurastudium war für sie vorgesehen, ihren Platz nahm schließlich ihre Schwester Lesley ein.

Doch kurz Semesterbeginn schien sie sich plötzlich für einen anderen Lebensweg zu entscheiden.
Sie sprach von Reue und Verantwortung, auf Drängen von Frank gestand sie schließlich auch, dass es für eine Abtreibung bereits zu spät war.
Franks Augen waren müde und schwer, als die Erinnerung so unerwartet über ihm eintraf.

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Natascha wollte nicht sagen, von wem das Kind war. Lesley war es, die schließlich von der Party erzählte, auf der sie John und Natascha habe knutschen gesehen. Beide waren wohl betrunken gewesen und sind irgendwie verschwunden.
Für Frank war der Fall klar und Natascha gab alles schnell zu.
Auch John war Mann genug für seine Fehler einzustehen, wenn er auch nicht verstand, wieso er Natascha sofort heiraten sollte.
Frank und auch Kathrin bestanden jedoch auf eine zügige Eheschließung, sie wollten um jeden Preis verhindern, dass die Presse erfuhr, dass Natascha unehelich schwanger wurde oder schlimmer, dass in den Medien über Natascha als leicht zu haben berichtet werden würde. Das hätte das Familienunternehmen, ja das Imperium Sandberg sicherlich schwer geschädigt.

Doch es war ein leichtes gewesen, John zu überzeugen. Frank war schon damals sein Chef in der Bank und drohte ihm einfach mit der Kündigung – natürlich nur zum Schein. Doch er wusste, wie wichtig einem armen Bäckerssohn die Ausbildung war.

Es musste einfach sein und auch wenn ihn manchmal die Gewissensbisse plagten, so tröstete Frank sich jedes Mal damit, dass die Alternativen für Natascha noch weniger gut gewesen wären.

Das Klingeln seines Handys riss ihn schließlich aus seinen Gedanken.
„Dad“, seufzte es am anderen Ende der Leitung: „Daddy, können wir uns kurz treffen? Allein?“
Frank stockte der Atem als er die traurige Stimme seiner Tochter hörte.
Was hatte er mit ihr angestellt?

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Zu Kapitel 7
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Meine Fotostory: Vergissmeinnicht

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Geändert von Jennitschka (02.01.2015 um 18:27 Uhr).
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