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Alt 24.04.2015, 19:10
Minuial Weiblich Minuial ist offline
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Awww, dankeschön, ihr zwei für eure wundertollen Kommentare!
Da macht das Schreiben und Spielen ja gleich noch mehr Spaß, wenn es euch auch gefällt x3
Freut mich auch, dass mein Männchen gut ankommt, ich hab immer die Befürchtung, dass sie zu... weiblich? wirken. So... fluffig und unmännlich xD Aber dann passt es ja, obwohl ich das Bild jetzt gleich wahrscheinlich arg zerstöre, das ihr von meinem Liam habt... *hust*

Und ja, Beeilung... ich bin schon einigermaßen weiter, also wenn ich mit dem Posten hinterherkomme, dann dürfte das mit dem Unterkriegen kein Problem sein

#################################################

Part II


Ein paar Tage später hatte ich das Haus für mich.
Emma fand zunehmend Gefallen daran, kleine, dicke, schwitzende Kinder quer durch die Turnhalle zu treiben und übernahm deshalb sogar freiwillig die Schichten einer Kollegin, die - dank Schwangerschaft und dem Rattenschwanz an negativen Eigenschaften, der damit verbunden war - kaum mehr das Haus verlassen konnte.
Ich währenddessen hatte mit einem ganz eigenen Rattenschwanz an Problemen zu kämpfen, der immer dann, wenn Emma und ich uns abends gemeinsam einen Film ansahen, joggen gingen oder uns länger als den üblichen, genuschelten Morgen-Smalltalk miteinander unterhielten, aus der Versenkung auftauchte.
Abwesend starrte ich auf das, was in der Pfanne vor sich hinbrutzelte, konnte mich gewisser Gedanken nicht erwehren, die allesamt um meine Mitbewohnerin kreiselten.

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Es war ja nicht so, dass ich verliebt war. Diesen Gedanken schob ich ähnlich weit von mir wie anstehende Zahnarztbesuche oder das Telefonat mit meinen Eltern, das einmal pro Monat fällig war.
Es war nur... ja, was?
Seufzend wendete ich mein Mittagessen, schüttelte den Kopf über mich selbst. Das war doch lächerlich. Wie lange kannte ich Emma jetzt? Sechs, sieben Jahre. Noch nie war mir irgendetwas anderes in den Sinn gekommen, als sie als eine Art Schwester zu betrachten. In der Highschool hatte man uns des Öfteren angedichtet, ein heimliches Pärchen zu sein, sogar dann, als jeder von uns seine eigene Beziehung geführt hatte. Warum sollte sich dieses geschwisterähnliche Bild jetzt so rabiat geändert haben?
Und, vor allem: Wo kam dieser plötzliche Umschwung her, der in meinem Inneren tobte und sich nicht abstellen ließ?

Frustriert schnaubend befestigte ich schließlich einen Klebezettel an der Kühlschranktür, auf dem ich Emma mitteilte, dass ich in der Stadt wäre. Jeglicher Versuch, mich im Haus auf andere Gedanken zu bringen, ging grandios schief - was mich angesichts der Tatsache, dass meine Mitbewohnerin so verdammt präsent war überall, nicht besonders wunderte.
Den Haustürschlüssel warf ich in den Briefkasten - zur Sicherheit, denn manchmal neigte Emma dazu, ihren eigenen in irgendeiner Hosentasche zu vergessen. Und diese verschwand natürlich in dem Chaos, das in ihrem Kleiderschrank herrschte.
Ich parkte in der Nähe des Bistros - der einzige Parkplatz in dieser verdammten Stadt, der wenigstens halbwegs bezahlbar war auf Dauer! - und schlenderte ziellos durch die Innenstadt.
Nach einem wenigstens halbwegs erfolgreichen Besuch im Buchladen machte ich schlussendlich eine Pause von dem Herumgerenne, ließ mich auf eine Bank fallen und blätterte ziellos in dem Buch herum, das ich gerade erstanden hatte.

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Keine allzu spannende Lektüre, aber es reichte, um mich wenigstens kurzzeitig auf andere Gedanken zu bringen. Zumindest so lange, bis mein Handy vibrierte und mir damit das Eintreffen einer Nachricht ankündigte.
"Bin zuhause und hab geklopft. Wo seid du und dein rettender Schlüssel?", blinkte mir entgegen, was mir ein amüsiertes Glucksen entlockte. Bevor ich allerdings meine Antwort tippen konnte, brummte es erneut in meiner Hand. "Briefkasten. Ich Genie. Bist du auch da drin?"
Ich verfasste eine ähnlich ironische Antwort, ehe ich mich von der Parkbank stemmte und mich auf den Weg machte, meiner Lieblingsknalltüte Gesellschaft zu leisten.


"Ich weiß gar nicht, was die dumme Pute von mir will. Es ist immerhin nicht meine Schuld, dass dieser kleine Klops auf die Nase gefallen ist. Wenn sie ihn nicht ständig mit Süßigkeiten vollstopfen würde, dann könnte er auch seine Füße beim Laufen sehen und wäre nicht über das Sprungbrett gestolpert!", schimpfte Emma erbost vor sich hin und blätterte eine Seite des Erziehungsratgebers, den eine ebenso wütende Mutter ihr in die Hand gedrückt hatte, unnötig heftig um.
Froh darüber, dass ich von Emma abgewandt war, rollte ich mit den Augen und musterte dann kritisch unser neues Problemkind. Eigentlich hatte ich vorgehabt, endlich einmal den dämlichen Kanal auszuprobieren, den wir seit geraumer Zeit abbestellen wollten, es bisher allerdings nie geschafft hatten. "Fun and Fit" schimpfte es sich, was an sich schon idiotisch klang - aber der kleine Sportfreak in mir wollte ihm eine Chance geben.
Allerdings hatte Emma mir, nachdem ich gerade einmal das Haus betreten und in meine Sportklamotten geschlüpft war, eröffnet, dass der Fernseher sich mit einem Knall, Gestank und Gezische verabschiedet hatte.
Und genau deshalb stand ich jetzt hier und stocherte mit einem Schraubenzieher in den Innereien unserer Flimmerkiste herum, während Emma sich seit einer halben Stunde über diese Frau aufregte.

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"Emma!", zischte ich irgendwann genervt ihren Namen, als sie das Buch mit einem Knall auf die Tischplatte fallen ließ und ich vor Schreck beinahe irgendein Kabel herausgerissen hätte.
Emma zog einen Flunsch und verschränkte die Arme vor der Brust, erinnerte mich damit eher an ein schmollendes Kleinkind als an eine zwanzigjährige Frau.
"Ich lasse mir doch nicht von so einer aufgeblasenen Tussi sagen, dass ich eine schlechte Lehrerin wäre! Wenn sie nicht...-"
"Wenn sie ihn nicht mit Süßigkeiten vollstopfen würde, wäre das nicht passiert. Ja, ich weiß. Das sagst du die ganze Zeit, aber davon kannst du dir auch nichts kaufen!", nahm ich ihr den Satz vorweg, zog an dem - hoffentlich - richtigen Kabel und erschrak erneut, als diesmal Emmas Handfläche auf die Tischplatte krachte.
"Du nimmst mich überhaupt nicht ernst!", fauchte sie wütend und verschwand türknallend nach draußen.
Perplex starrte ich ihr hinterher, konnte sie wenig später direkt vor dem Fenster an ihren Pflanzen herumzupfen sehen.

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"Männer", konnte ich sie abfällig schnauben hören.
"Frauen...", murmelte ich nur kopfschüttelnd und widmete mich wieder meiner Aufgabe.



*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ *~*~*

Am nächsten Morgen rauschte Emma kommentarlos an mir vorbei, schnappte sich ihren Schlüssel vom Brett neben der Haustür und verschwand.
Irgendetwas drückte hart und schwer auf meine Brust, der Toast, der mich vor wenigen Momenten noch so appetitlich angelacht hatte, drohte mich jetzt zu ersticken.

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Ich hasste es, wenn Emma sauer auf mich war.
Vielleicht war ich doch zu schnippisch zu ihr gewesen.
"Nimmst du ein Friedensangebot an?", schrieb ich ihr nach zwei Stunden, in denen ich mir den Kopf zermartert hatte über etwas, womit ich sie besänftigen konnte. Warum war es so schwer, etwas zu finden, wenn ihre Wut sich auf mich fokussierte?
Emma ließ mich zappeln - ihre eigene, kleine Rache, so vermutete ich - bis sie mir gnädigerweise ein "Vielleicht" als Antwort schickte.
Unweigerlich hob ein zaghaftes Lächeln meine Mundwinkel. Ich würde die Wogen schon zu glätten wissen.


"Friedensangebot also", durchbrach Emma die Stille, nachdem ich sie am Sportzentrum abgefangen und in meinen Wagen komplimentiert hatte. "Sieht eher nach Entführung aus."
"Ich kombiniere beides", erwiderte ich nur und warf ihr ein flüchtiges Grinsen zu.
Einen Moment lang blieben ihre Gesichtszüge so hart, wie sie schon seit gestern Abend waren, dann erschien ein Lächeln auf ihren Lippen.
"Du bist ein Arsch, Liam."
"Ich weiß."

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Bis ich auf einen Parkplatz einbog, der mit unzähligen, bunten Papierschleifen und Girlanden geschmückt war, löcherte Emma mich mit Fragen, wohin ich sie denn entführte. Ich schwieg eisern, wollte weder ihr die Überraschung verderben, noch mir meinen gesamten, restlichen Plan für den Abend versauen.
"Das Sommerfest?", kombinierte sie schließlich und ein spöttisches Lächeln, das ihr unwahrscheinlich gut stand, verzog ihre Lippen, "Kein besonders guter Ort, um jemanden verschwinden zu lassen."
"Habe ich doch gar nicht vor. Friedensangebot, schon vergessen?", gab ich zurück und schlug die Autotür zu, umrundete die Motorhaube und hielt ihr, ganz der Gentleman, der ich war, die Beifahrertür auf, "Aussteigen, Euer Gnaden."
Mein Plan war ein Erfolg. Emma wuselte aufgeregt zwischen all den Ständen herum, unterhielt sich mit ihren Freunden, die sie irgendwo im Getümmel aufgabelte und ließ dann und wann ihr glockenklares Lachen hören.
Ich ließ mich währenddessen zu einem Hot-Dog-Wettessen überreden.

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Und das, obwohl ich Hot Dogs eigentlich gar nicht mochte und genau wusste, dass mein Magen niemals über die Kapazität verfügte, solche Unmengen aufzunehmen.
"Du schaffst das!", brüllte Emma immer wieder, "Komm schon! Wir brauchen das Preisgeld!"
Am liebsten hätte ich ihr einen der widerlichen Hot Dogs ins Gesicht geworfen, aber das wäre wahrscheinlich mit einer Disqualifikation geahndet worden, deshalb musste ich mich beherrschen.
"Naja, du bist eben kein schneller Esser", stellte Emma schließlich feixend fest, als der Schiedsrichter das Ende verkündete.
Ich wollte ihr eine bissige Bemerkung an den Kopf werfen, wohin sie sich den Fraß nächstes Mal gern stecken konnte, hob allerdings dann doch nur einen Finger und rannte, als mein Magen ein bedrohliches Gurgeln von sich gab.
Mein Ziel waren die Herrentoiletten, aber so weit kam ich nicht mehr.

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"Herr im Himmel...", stöhnte ich gepeinigt, "Nächstes Mal kaufe ich ihr einfach irgendetwas, damit sie nicht mehr sauer ist..."
"Tust du?", hakte Emma grinsend nach und beäugte die Pfütze, die ich auf dem Boden hinterlassen hatte, mit angewidertem Gesichtsausdruck.
Ich gab lediglich ein warnendes Knurren von mir, scheuchte sie zu ihren dämlichen Schmuckständen zurück und machte mich kleinlaut auf den Weg, um Papiertücher aus den Toiletten zu holen.
Verdammte Hot Dogs. Verdammter Wettbewerb.


"Wie geht's dir jetzt?", hakte Emma nach einer Stunde Herumstromern vorsichtig nach, setzte sich zu mir an einen Tisch.
Ich zog eine Augenbraue nach oben, wandte mich ihr vollends zu. "Hast du auf dem Weg hierher deinen Spott verloren? Muss ich dir suchen helfen?"
Ich konnte es ihrem Gesicht ansehen, dass sie mir irgendeinen Spruch entgegenwerfen wollte. Umso überraschter war ich, dass sie ihn wieder herunterschluckte und ihre warme, weiche Hand auf meine legte.
"Kommst du mit Rollschuhlaufen?"
"Hä?", machte ich geistreich, konnte mit ihren Worten herzlich wenig anfangen, weil der Muskel in meiner Brust sich urplötzlich in einen Kolibri verwandelt zu haben schien.
Ihre Finger fühlten sich unsagbar gut an auf meiner Haut, nur mit Mühe widerstand ich dem Drang, meine Hand nach oben zu drehen, sie mit der ihren zu verschränken. Unangebracht!, schalt ich mich selbst, unangebracht, unangebracht, unangebracht!
"Da vorne. Die Bahn. Sportfreak. Lust?", fragte Emma im Telegrammstil nach, lächelte ein so liebenswürdiges Lächeln, dass ich, selbst, wenn mein Magen noch verrückt gespielt hätte, unmöglich hätte ablehnen können.

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"Du bist noch nie Rollschuh gelaufen?", hakte ich erstaunt nach, als Emma sich schmerzhaft fest an meine Hände klammerte und mir Zentimeter für Zentimeter folgte.
Emma schüttelte den Kopf und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. "Ich verstehe nicht, dass du das rückwärts kannst! Wieso?!"
"Sportfreak", griff ich ihre äußert liebevolle Bezeichnung von vorhin auf und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Du schaffst das schon. Ich passe auf dich a-..."
Mein letztes Wort ging in Emmas panischen Aufschrei unter, als ihre Füße in unterschiedliche Richtungen rollten. Sie riss sich von mir los, fuchtelte mit ihren Armen herum, versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzubekommen - und scheiterte glorreich.
So glorreich, dass sie mich gleich mit sich zu Boden riss.

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"Uff", machte sie dumpf und blieb einen Moment liegen, was ich dazu nutzte, mir das Lachen zu verbeißen, das in meiner Kehle nach oben gluckerte.
"Wehgetan?", fragte ich bemüht ernst nach, räusperte mich und fuhr mir über den Mund um das Grinsen zu verstecken, als sie mir einen warnenden Blick zuwarf.
"Du hast meine Würde umgebracht", schnaufte sie theatralisch und stemmte sich auf dem glatten Boden in die Hocke, "elender Verräter. Du wolltest mich doch töten."
Ein leises Lachen schlich sich über meine Lippen, als ich sie an den Händen packte und sanft auf die Beine zog, darauf bedacht, dass sie uns nicht gleich wieder niederzwang.
"Neues Friedensangebot", schlug ich vor und schob sie zum Rand der Rollschuhbahn, "aber bevor das in Kraft tritt, brauche ich eine Zigarette. Nach dem Schock..."
Emma boxte mir gegen die Schulter, bevor sie sich ebenfalls die Rollschuhe von den Füßen zog und mir nach draußen folgte.

"Liam, sieh nur!", rief sie begeistert aus, kaum, dass wir aus der Tür getreten waren und ließ sich ohne zu zögern auf den harten Boden fallen.
"Was?", nuschelte ich an meiner Zigarette vorbei, folgte dann ihrem ausgestreckten Finger, der in den Himmel wies.
"Feuerwerk!"
Sie lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken, um auch ja keine der farbenfrohen Explosionen zu verpassen, die Regenbogenschatten über ihr Gesicht warfen.
Ich ließ mich neben ihr zu Boden sinken, spürte, wie mein Herz hart und schnell gegen meine Rippen hämmerte.
Sie war so wunderschön, mit der kindlichen Freude, die in ihren Augen funkelte und der Begeisterung, die ihre Wangen zartrosa färbte.
Sie war so wunderschön, dass ich überhaupt keinen Blick für das Feuerwerk hatte, das über unseren Köpfen explodierte und den Himmel in Brand steckte. Denn in diesem Moment gab es für mich nichts, das in irgendeiner Weise mit dem Zauber konkurrieren konnte, den Emma auf mich ausübte.

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Heroes aren't always the ones who win. They're the ones who lose sometimes. But they keep fighting. They keep coming back. They don't give up. That's what makes them heroes.


Geändert von Minuial (15.09.2015 um 12:47 Uhr).
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