Sharon
„Nein, wir waren nicht ständig zusammen. Sie hat nie über dich gesprochen, ich weiß es also nicht genau.“ Vielleicht hatte er recht und er hatte sich nur ihrem älteren Ich gezeigt. Das würde vermutlich nur die Zeit zeigen. Beunruhigen tat es sie trotzdem.
Als Katan ihr nun sagte, er könne ihrem Vater ruhig mal hallo sagen, schnaubte die Vampirin amüsiert. So wie Katan das ausgedrückt hatte, klang es so banal und belanglos. Irgendwie konnte sie sich aber nicht vorstellen, dass es dann im Endeffekt so banal von statten ging. Sie antworte nicht weiter darauf, denn da sprach er schon weiter. „Das wäre vielleicht gar keine schlechte Idee. In dem Fall dürfte er dann aber nicht wissen, dass du existierst.. und er müsste wissen, dass sie weg ist, bevor ich dann abhaue. Würden wir zeitgleich verschwinden, wäre das wohl sehr verdächtig.“ Den Rest könnten sie dann noch besprechen. Jetzt waren sie nämlich bereits an der Zelle, um mit ihrer Mutter zu reden.
„Also bist du deinem Mann und den Vater deiner Kinder fremdgegangen?“ Sharons Geduld und ihr Mitleid sank. Die Frau die vor ihr auf ihrem Bett saß schien nicht viel für sie übrig zu haben. Ihre eigene Mutter. Sie hatte nicht das Gefühl gehabt als wäre sie damals schon so kalt zu ihr gewesen. War sie es, weil sie nun ein Vampir war? Aber sie war noch immer ihre Tochter.
Diese Frage gefiel ihr sehr offensichtlich auch nicht. „Ich wäre ihm niemals freiwillig fremd gegangen!“ gab sie empört von sich. „Das war Teil eines Deals. Er hat Levis Leben gerettet und als Einsatz wollte er ein Kind von mir und mich gleich mit.. Nur dass man es hier nicht lange aushalten kann. Also bin ich geflohen. Und da du dich ja noch in meinem Bauch befunden hattest, musste ich dich wohl oder übel nunmal mitnehmen. Damals hatte ich noch gehofft, du würdest keiner von ihnen sein. Ganz offensichtlich bist du es aber..“ Die Worte taten mehr weh, als Sharon es zulassen wollte. Sie zeigte es jedoch nicht. Auch die Wut die in ihr aufstieg versuchte sie zu unterdrücken. „Langsam bekomme ich das Gefühl, dass ihr euch beide verdient habt.“ konterte Sharon kalt. Vermutlich nicht der klügste Schachzug, aber das war Sharon egal. Langsam wurde ihr alles egal. Sie warf Katan einen Blick zu und überlegte einfach abzuhauen. Ihre beiden Eltern einfach hier versauern zu lassen. Sie schienen es nicht anders verdient zu haben. Sie ballte ihre Hände zur Faust und atmete durch. Sie würde es für Levi tun. Sie würde sie für Levi retten und dann würde sie sie nie wieder zu Gesicht kriegen müssen.
Dann kam ihr jedoch ein Gedanke. Ihr Vater würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen, selbst wenn sie sie befreien würden. Da war Sharon sich sicher. Damit würden sie Levi und seine Familie wieder in Gefahr bringen und das wollte sie nicht riskieren.
Sharon senkte ihren Kopf und schüttelte ihn ruhig hin und her. Dann warf sie Katan einen bedeutenden Blick zu. „Wir befreien sie nicht. Das muss er schon aus freien Stücken tun.“
„Nein! Dann tötet mich wenigstens!!“ rief ihre Mutter laut und verzweifelt aus, aber Sharon beachtete sie gar nicht weiter. Ihre Aussage hatte sie verletzt. Ganz offensichtlich hatte ihre Mutter sie nie gewollt. Dann würde sie sie eben genauso kalt behandeln. Levis Sicherheit war ihr wichtiger, als die ihrer Mutter.
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Sadness just wants to show how beautiful happiness is. [SIGPIC][/SIGPIC]
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