Thema: Außenwelt
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Alt 29.10.2023, 19:19
Melonenkernchen Weiblich Melonenkernchen ist offline
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Standard Sharon

Auch die Vampirin fand es störend, dass der Schacht so eng und lang war. Da sie nur robbend durch den Schacht kriechen konnten, dauerte das Vorankommen ziemlich lange und eine ganze Weile, bis sie dann endlich den Ausgang erreichten. Katans Worte ließen sie nur hörbar schmunzeln, sie gab aber keine weitere Antwort darauf. Er hatte schon Recht damit. Aber wie sie sich vorstellen konnte, wurde dieser Ausgang eh nur zu Ausnahmezwecken benutzt.
Auf ihren Zehenspitzen stellend machte sie sich lang und hob ihr Hände gen Himmel, um sich zu strecken. Endlich. Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie sich umsah. Sie befanden sich in einem Wald mit urig, alten Eichen, die so knöchrig und düster waren, dass sie schon fast unheimlich wirkten, wenn man es nicht gewohnt war. Über den Waldboden zogen sich dichte Nebelschwaden. Er war so nass, dass, als Sharon einen Schritt nach vorne machte, ihr Fuß direkt mit einem Schmatzen in einem kalten Matschloch versank. Mit einem unzufrieden Schnauben und dem Schwarzhaarigen einen warnenden Blick zuwerfend, dass er bloß sie bloß nicht auslachte, zog sie ihren Fuß wieder heraus und achtete darauf stattdessen über das zahlreiche, mit Moos überzogene Totholz zu laufen, aus dem hier und da immer mal wieder Pilze wuchsen. Bis auf den kühlen Wind, der das Laub in den letzten Spitzen der Kronen zum Rascheln brachte, war es ruhig. Sharon hatte gar nicht bemerkt, wie angespannt sie die ganze Zeit über gewesen war. Erst als das Rauschen des Windes, die frische Luft und die Einsamkeit ihre Beklemmungen hinfort trugen, sanken ihre Schultern entspannt nach unten und sie konnte die Freiheit in vollen Zügen genießen.
Lang schien Katan ihr diesen Genuss jedoch nicht zu gönnen, denn da fragte er sie auch schon, ob sie lieber nach Hause oder nochmal zu ihrem Bruder sehen wollte und belastete sie mit der Verantwortung, die sie wohl oder übel trug, ihrem Bruder alles zu erklären. Sie war sich nicht sicher, ob sie sein Leid ertragen konnte. Er wäre wohl das Richtige gewesen, ihn aufzusuchen und ihm zu helfen, aber alles in ihr sträubte sich dagegen. Das war auch der Grund dafür, weshalb die Vampirin zögerte, bevor sie Katan eine nachdenkliche Antwort gab. „Ich würde gerne über einiges nachdenken, bevor ich meinen Bruder wieder aufsuche. Ich brauche Ruhe.“
Sie schenkte ihrem Freund ein sanftes Lächeln, ehe sich ihre Augen von seinem Gesicht lösten und ihren Blick über die Bäume schweifen ließ. Es kam ihr nichts bekannt vor.
Sie hüpfte einen der Bäume, so weit in die Spitze hinauf, wie die Äste sie trugen und schaute über die Kronen hinüber, ob sie irgendetwas ausmachen konnte. Aber weit und breit bis zum Horizont war nichts außer Wald und ein paar Berge zu sehen, die auch mit Wald überzogen waren. Es war jedoch auffällig, dass es mittlerweile wohl Ende der Nacht war. Die Sonne dürfte wohl in der nächsten Stunde aufgehen, wenn sie das richtig beurteilte. Gut, dass sie sich im Schatten des Waldes befanden.
Sie sah zu Katan herab und schüttelte den Kopf, ehe sie sich wieder mit einem Satz auf den Waldboden begab. „Nichts außer Bäume. Als Kind hätte mich wohl auch niemand so weit in den Wald hineingelassen.“ Und dennoch hatte ihre Mutter es geschafft zu entkommen und sich nicht in dem Wald zu verlaufen. Noch einmal ließ sie ihren Blick durch das Gehölz schweifen, als ihr da auch schon ein recht unauffälliger Nagel auffiel, der in eine der Eichen geschlagen worden war und in eine bestimmte Richtung zeigte.
„Siehst du den Nagel da?“ Interessiert ging sie auf diesen zu und folgte der Richtung, in der der Nagel deutete. „Hier noch einer!“ Rief sie aus, als sie in dem nächsten Stamm einen entdeckte. „Meinst du die führen hier raus?“ Selbst wenn nicht, war Sharon zu neugierig, wo sie wohl hinführten. Sharon wartete auch gar nicht lange auf Katans Antwort, sondern hüpfte von einem Totast zum anderen und über die Pfützen hinüber, den Nägeln folgend.
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