Sharon
Für Sharon stand natürlich außer Frage Katan ihr Blut für das Ritual zu geben! Das war für sie selbstverständlich! Sie war sogar erleichtert darüber dass er ein Ritual kannte, was einfach nur ihr Blut benötigte. Zwar handelte es sich nicht um eine endgültige Lösung, so wie er erzählte, aber es würde zumindest Helfen die Verbreitung des Giftes erst einmal aufzuhalten. Und Sharon fand, dass das schon einiges wert war! Dennoch konnte sie anhand seiner Wortwahl und Art und Weise, wie er sie nach dem Blut fragte, spüren, dass ihm dabei nicht ganz so wohl war. Ob es daran lag sie nicht durch Blutverlust schwächen zu wollen, oder weil er schon immer eher Schwierigkeiten damit hatte, Hilfe anzunehmen, wusste sie nicht.
Glücklicherweise nahm er ihre Hilfe überhaupt an und hauchte ihr zum Dank noch einen kleinen Kuss auf die Stirn. Das erste Mal seit dem Nebel war sie nun wieder so entspannt, dass sie wieder lächeln konnte. Schweigend aber interessiert sah sie ihm dabei zu, wie er irgendwelche Symbole auf seine Beine zeichnete und dabei etwas in einer fremdartigen Sprache sagte, die Sharon zwar nicht verstand, aber ihr doch bekannt vorkam. Irgendwo hatte sie die schonmal gehört, vermutlich von Katan selbst. Kurz dachte sie darüber nach, dass sie wohl besser in seinem Unterricht hätte aufpassen sollen, oder zumindest Das Buch über Runen und Rituale behalten hätte sollen, was ihnen zum Unterricht gestellt worden war. Denn ganz offensichtlich war so ein bisschen Blutmagie gar nicht so unpraktisch. Wer hätte es gedacht? Wenn sie sich zurückerinnerte, hatte sie in dem Fach bei Katan immer die schlechteste Zeugnisnote. Meistens nur eine 3 oder sogar 4. Die sie wohl zu ihrem Beschämen zurecht verdient hatte. Ob Katan wohl noch ab und zu daran zurückdachte, wie schlecht sie in seinem Fach gewesen war? Sie hoffte ja mal nicht!
Nach diesem kleinen Ausflug in ihre Erinnerungen, wurde sie jedoch wieder in die Präsenz geschickt, denn nun leuchteten die Symbole auf seiner Haut rot auf und versickerten in seine Haut, um als schwach erkennbare Linien auf seinen Beinen zurückzubleiben. Seine Beine sahen mittlerweile doch sehr überladen aus mit all den Zeichen und Linien auf seiner Haut. Aber gut, sie waren ja auch nicht dazu da um schön auszusehen. Hauptsache sie halfen einfach dabei diese Vergiftung möglichst lange zurückzuhalten.
Kurzweilig ging ihr Interesse wieder zu dem restlichen Blut in ihren Händen. Sie formte einen schwebenden Ball aus Blut, um den Dolch vor ihr auf dem Boden wieder aufzuheben und den Griff geschickt mit einer Hand zu öffnen, um ihn mit ihrem Blut zu füllen. Das selbe machte sie kurz danach auch mit dem zweiten Dolch, der noch in ihrem Gürtel steckte. Wenn sie gerade eh schon das Blut parat hatte, dann konnte sie es auch dafür nutzen. Als beide Dolche gefüllt und verschlossen waren, verstaute sie sie wieder in ihren Waffengürtel und versiegelte nun ihre Wunde am Arm, damit nicht noch irgendwie Dreck rein kam.
Als das geschehen war, kam sie aber wieder auf Katan zurück. „Ich bin schon längst nicht mehr nur Sharon, Katan“ setzte sie an und legte eine ihrer Hände auf eines seiner Schienbeine, um gedankenverloren die blassen Linien der Symbole mit ihren Fingern nachzuzeichnen. „Du bist mittlerweile ein so großer und wichtiger Teil von mir geworden, dass ich dein Wohlergehen und mein Wohlergehen gar nicht mehr von einander trenne.“ Sie pausierte noch einmal, um ihm jetzt deutlich in die Augen zu schauen, um auch wirklich sicher zu gehen, dass er ihr auch folgte. Nur um dann mit kurzer Irritation feststellen zu müssen, dass seine Augen schon wieder anders aussahen. Sie kannte natürlich seine Schlitzpupillen und dass sie sich je nach Emotion oder Lichtverhältnissen auch manchmal weiteten.. aber diese zwei Kreuze in seinen Augen waren ihr neu. So neu, dass sie sich sogar kurz davon ablenken ließ und ihre Stirn runzelte. Kam das von dem Gift? Sie schüttelte beiläufig den Kopf und versuchte wieder da anzuknüpfen, wo sie aufgehört hatte. „Äh, was ich sagen wollte war.. dass du mich nicht damit schützen kannst, dein Leid in Kauf zu nehmen.“ Kurz schwieg sie wieder und verlor sich in seinen Augen, während sie darüber nachdachte, wie sie am besten ausdrückte, was sie ihm mitteilen wollte. „Wenn du in Gefahr bist, dann bin ich das automatisch auch. Und dabei ist es egal, ob ich direkt neben dir stehe, oder irgendwo 100 Kilometer weiter in einem gemütlichen und sicheren Bettchen liege... Sollte jemals irgendetwas passieren, was dich mir wegnimmt, dann gibt es keinen einzigen sicheren Ort mehr auf dieser Welt für mich.“ Bei dem letzten Satz, wurde ihre Stimme deutlich wackeliger und ihre Emotionen rutschten sogar für einen Bruchteil einer Sekunde so weit aus, dass ihre Sicht verschwamm, aus den Tränen, die sich gefährlich in ihren Augen ankündigten. Das war auch der Grund, warum sie gar nicht erst wagte, den letzten Teil weiter auszuführen oder zu erklären. Stattdessen hörte sie auf zu sprechen und versuchte wieder die Kontrolle über ihre Gefühle zu gewinnen.
Das war so nicht geplant. Und hätte sie vorher ahnen können, dass sie dabei so emotional werden würde, hätte sie es vermutlich auch gar nicht angesprochen. Gott sei dank hatte sie sich recht schnell wieder im Griff und kam wieder auf den Punkt zurück, den sie machen wollte. „Deshalb frag mich bitte immer, wenn du irgendwas von mir brauchst.“ Sie kam seinem Gesicht nun deutlich näher und vergrub ihre Hände in den Haaren an seinem Hinterkopf. „Wir sind jetzt ein Team.“ murmelte sie ihm leise zu und gab ihm einen bedeutenden Kuss auf den Mund. Den letzten Satz sagte sie ihm, falls es ihm noch nicht so ganz klar geworden war. Immerhin war er so lange ein Einzelkämpfer gewesen, dass es sicher nicht einfach war, aus diesem Denkmuster rauszukommen.
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Sadness just wants to show how beautiful happiness is. [SIGPIC][/SIGPIC]
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