Azazel zuckte zusammen, als er Dawn schreien hörte. Es war ihre Stimme. Ganz eindeutig. Aber es passte gar nicht dazu, dass sie ihn doch gerade wegführte…
Er zögerte, blieb stehen.
„Komm, das war nichts…“, säuselte da der Skinsnatcher vor ihm.
Aber das reichte aus, um Azazel herumwirbeln zu lassen, in Richtung von Dawns Schreien. Zuerst verstand er überhaupt nicht, was los war, aber allmählich kam er doch auf dieses fiese Monster, das andere Gestalten annahm. Und er war eiskalt drauf reingefallen.
„Dawn!“, rief er und kam ihr auch recht nahe. Er wollte gerade mit dem Stab ausholen, um was-auch-immer sie festhielt eine überzuziehen und dabei hoffentlich nicht Dawn zu treffen, als etwas seine Knie packte und er der Länge nach hinfiel.
Azazel keuchte, versuchte sich herumzudrehen und nach dem Skinsnatcher zu schlagen, als sich ihm plötzlich zwei glühend heiße Hände unter den Pullover schoben und seinen Rücken verbrannten.
Es war Dawns Fähigkeit, die sich das Monster zunutze machte.
Und es tat höllisch weh.
Azazel schrie gequält und wälzte sich herum, hoffte, dass dieses Vieh es nicht geschafft hatte, ihn wirklich in Brand zu stecken. Und es schien zu funktionieren. Bis auf die zwei verkohlten Handabdrücke auf seinem Rücken war da nichts. Nichts Schlimmeres jedenfalls.
Azazel raffte sich entschlossen auf, ignorierte den Schmerz und hiebte mit solcher Wucht nach dem Skinsnatcher, dass der mit einem Zischen von Dawn abließ – das Feuermädchen aber auch einen ziemlich großen blauen Fleck an der Schulter abbekommen würde.

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Und plötzlich war Azazel da.
Dawn hatte es gerade so weit geschafft, dass der Skinsnatcher ihr nicht mehr den Atem raubte, als Azazel in ihrem Blickfeld auftauchte - und im ersten Moment war da quasi ein Wasserfall an Erleichterung, der sie überfiel.
Nur änderte sich das schlagartig, als da ihr Doppelgänger auftauchte, Azazel die Beine wegzog.
Der Schrei bohrte sich in Dawns Gehirn, klammerte sich dort hartnäckig fest. Und wären da nicht immer noch Arme gewesen, die sie unnachgiebig umklammerten, wäre sie sofort auf das Monster losgegangen, so aber blieb ihr nicht viel mehr, als zu versuchen, sich loszureißen.
Was ihr dank Azazels Hilfe auch gelang.
Sie ignorierte ihre schmerzende Schulter, stolperte ein, zwei Mal, als sie versuchte, möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen und stürzte auf ihr gefühlskaltes Ebenbild zu.
"Ich bring dich um! ICH BRING DICH UM!"
Sie hatte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, das ihr ermöglichte, den Skinsnatcher zu Fall zu bringen. Es war nicht schwer, ein so zierliches Mädchen aus dem Gleichgewicht zu bringen - ein Nachteil, den Dawn wohl jetzt zum ersten und einzigen Male zu schätzen wusste.
Sie riss sich quasi selbst zu Boden, nagelte das Vieh mit den Knien am Boden fest. Sie hatte gewusst, dass das, was das Vieh aus ihrer Fähigkeit geschöpft hatte, theoretisch möglich war. Sie hatte nur nie davon Gebrauch gemacht, wollte sie doch eigentlich niemanden verletzen.
Aber jetzt war dieser rationale Teil ihres Denkens ausgeschaltet. Jetzt drehte sie den Plan der Skinsnatcherdawn eiskalt um, hielt sie mit glühenden Händen am Boden fest und blendete das Kreischen einfach aus.
So lange, bis sie das zweite Vieh aus dem Augenwinkel sich wieder bewegen sah.
Sie hatte das schon einmal gemacht, vor vielen, vielen Wochen, damals, als Nemesis sie beinahe umgebracht hätte. Und auch jetzt zog Dawn eine Feuerwand nach oben, gerade dann, als der Skinsnatcher Azazel anfallen wollte - nur jaulte er stattdessen gepeinigt auf und wich zurück.
Nur erlosch das Feuer jäh, als Dawn einen Stein gegen ihre Schläfe schlagen spürte, mit genug Schwung, dass die raue Oberfläche ihr die oberste Hautschicht aufriss und sie von dem Skinsnatcher heruntergerissen wurde, einen Meter über den Boden kugelte und dort liegen blieb.

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Nicht nur der Skinsnatcher, auch Azazel wich erschrocken vor der feuerwand zurück. Ihm taten die Flammen diesmal nichts, aber er fürchtete sich vor der Hitze und das war Grund genug, zurück zu stolpern.
Der Skinsnatcher brannte, jaulte gequält und seine ausfallenden Schritte raschelten im Laub davon.
Azazel drehte sich um, hielt die Luft an, um besser hören zu können. Ein dumpfer Schlag, wieder Rascheln.
Azazel hatte keine Ahnung, wer von den beiden Dawns seine Dawn war. Er wusste ja nicht einmal genau, wo die zwei standen.
Und das Rascheln mit dem Dawn davongekullert war, war nunmal sein letzter Anhaltspunkt.
Deshalb fiel er jetzt die falsche Dawn an. Er sprang auf sie zu, hielt sie am Boden fest und drückte ihre Hände neben ihrem Kopf zu Boden.
Seine arme Freundin hatte ihm ja an Stärke eher schlecht etwas gegen zu bieten…
„Los, Dawn! Bring es um! Zünd es an, sonst was, bevor ich es wieder verlier!“

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Dawn war im ersten Moment zu benommen, um die Situation zu begreifen. Und als ihre Sicht sich wieder einigermaßen geklärt hatte, war da auch schon Azazel über ihr, hielt ihre Hände fest und raubte ihr damit auch die letzte Chance, sich irgendwie zu wehren.
"Lass mich los, bitte!", flehte sie, obwohl ihr natürlich klar war, dass man es durchaus als Täuschung abtun konnte. Bei Skinsnatchern war Misstrauen ja stets angebracht...
Und der Skinsnatcher nutzte die Situation natürlich aus, kam Azazels Aufforderung liebend gern nach. Seine Hand schloss sich um Dawns Knöchel, überdrehte ihn nicht nur schmerzhaft, sondern bediente sich auch dort an Dawns Fähigkeit.
Die zwar gepeinigt schrie, aber stillhielt, weil sie Azazel nicht wehtun wollte. Lieber wäre sie tausend Tode gestorben, als dass sie Azazel schlug oder sich anderweitig von ihm befreite.
Zumindest dachte sie das anfangs. So lange, bis sich der Schmerz zu weit in ihre Nervenbahnen gekrallt hatte und schließlich das Denken übernahm.
Denn dann zog sie schwungvoll ein Knie nach oben, um sich aus Azazels Griff zu befreien.
Um der unechten Dawn einen letzten Feuerball entgegenzuwerfen, der sie unmittelbar im Gesicht traf und sie schreiend davonlaufen ließ.
Für einen Moment blieb Dawn ganz still und reglos sitzen, dann fing sie an zu weinen - teils vor Schmerz, teils, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte.
"Oh Gott, es tut mir leid, es tut mir so leid... bitte, sei mir nicht böse... aber irgendwie musste ich dich runterkriegen... ich wollte dir nicht wehtun!"

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Was der Skinsnatcher dagegen getan hatte, war Kindergarten gewesen.
Azazel konnte sich nicht daran erinnern, dass ihm das je jemand so angetan hatte. Shady vielleicht… aber bei der war er auf so etwas vorbereitet gewesen. Doch nicht bei Dawn. Er hatte sie sogar gerade zögerlich loslassen wollen und dann hatte sie ihm ihr Knie viel zu treffsicher zwischen die Beine gerammt.
Azazel lag in der typisch-männlichen Pose zusammengekrümmt auf dem Waldboden und sog scharf die Luft ein, um dein ein wenig rum zu jammern.
„Nicht wehtun…? Nicht… WEHTUN?!“, wiederholte er Dawns Worte stockend, „Um Gottes Willen, wenn du mir nicht wehtun willst, dann… dann tu alles, aber nicht DAS!“
Er hörte, dass es ihr Leid tat und dass sie vermutlich sogar weinte… und auch war es ja recht effektiv gewesen, was sie da veranstaltet hatte…
„Ahhh… ich werde niemals Kinder bekommen… oh Gott… wehe, du tust das beim Turnier nicht auch jemandem an… das is gut… aber mies… ich sterbe…“

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Es tat Dawn ja wirklich unglaublich leid. Sie hatte nur nicht gewusst, was sie sonst tun sollte, dass Azazel sie eigentlich hatte loslassen wollen, wusste sie ja nicht. Allerdings war diese Tatsache wahrscheinlich auch besser, sonst hätte sie ein noch schlechteres Gewissen als sie es jetzt schon hatte.
"Ich wollte doch nur... du sagst immer, ich soll mich wehren...", stotterte sie herum, "...es tut mir so leid!"
Dawn wollte sich gar nicht vorstellen, wie weh das tat. Auch, wenn sie es irgendwo tief verborgen für ein wenig übertrieben hielt... aber was hatte sie schon für eine Ahnung davon?
"Ach man... kann ich nicht irgendwie helfen oder so... irgendwas...?"
Sie wollte nicht, dass Azazel sich ihretwegen krümmte. Das war... furchtbar.
"...so heftig war das doch gar nicht... oder wollte ich nicht..."
Dawnerhob sich schließlich von dem erdigen Waldboden, verbiss sich bei den ersten Schritten krampfhaft ein Wimmern. Stattdessen trat sie trotzig nur noch fester auf, die wenigen Meter bis zu der Höhle mit ihren Rucksäcken.
Die sie nach einer Weile in Azazels Nähe wieder auf den Boden warf und sich auf ihren setzte, um ihren Knöchel zu begutachten. Ihre halb-verschorfte Schläfe ignorierte sie vorerst geflissentlich.
"Ich hab doch gesagt, der Wald ist eine schlechte Idee."

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„Man tritt keine Leute, die am Boden liegen…“, erwiderte Azazel auf Dawns Meinung zum Wald hin. Er war die ganze Zeit über, in der sie weg gewesen war, so liegen geblieben. Aber jetzt stand er doch auf.
Er klopfte sich kurz oberflächlich den Schmutz von den Kleidern, drehte sich dann zu Dawn.
„Alles ok?“, fragte er vorsichtig und blieb vor ihr hocken. Sachte tastete er über ihre Hände, dann die Knie, bis zu ihrem Fuß, den sie etwas ausstreckte.
„Hm… ich hoffe das war ich, als du mich getreten hast!“, grinste er zu ihr hinauf, während er darüber tastete.
„Weiß nicht, ob nur verstaucht oder auch angeknackst… besser im Krankenflügel nachsehen.“
Azazel stand halb auf, legte sich die Rucksäcke und seinen Stab über den Rücken und nahm dann Dawn auf die Arme.
„Du bist meine Augen, du musst sagen, wo lang…“

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"Was... nein, lass mich runter!", protestierte Dawn nahezu sofort, als Azazel sie auf seine Arme gehoben hatte.
Sie wollte ihm nicht wehtun und zur Last fallen. Das ging ihr einfach nur gegen den Strich. Aber alles Jammern und Protestieren schien nichts zu bewirken - hatte es das denn jemals bei Azazel? - sodass sich Dawn schlussendlich doch damit abfinden musste.
Der See war leicht gefunden, waren sie doch ohnehin recht nah. Und dass kein Lehrer unterwegs war, um ebenfalls seine freie Zeit am Gewässer zu verbringen oder auf Streifzug war, um verloren gegangene Schüler einzusammeln, kam ihnen ja nur zugute.
Nur vor dem Schulgebäude wehrte sich Dawn doch noch heftig genug und protestierte permanent, bis sie selbst lief, dafür Azazel an der Hand nahm, um ihn zum Krankenflügel zu bringen.

(=> yay, Krankenflügel?)

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