Dawn weinte so lange, bis sie nur noch verkrampft atmen konnte und alles nur noch als verschwommene Schlieren sah.
Und trotzdem blieb sie so zusammengekauert sitzen, starrte einfach nur auf das kleine Stück Fliesen, das sie zwischen ihren Beinen sehen konnte. Und irgendwie... hatte sie auch wenig von Nate gewusst. Sie hatte nie gefragt... Ob das wohl so gewirkt hatte, als hätte sie sich nie für ihn, für seine Persönlichkeit interessiert?
Aber sie hatte ihn doch gemocht! Sogar ziemlich gern...
Das Klopfen hörte Dawn gar nicht richtig, zu sehr wurde es vom Wasser und ihren Gedanken übertönt und verdrängt.
Erst, als das Wasser plötzlich abgedreht wurde, bemerkte sie, dass sie nicht mehr wirklich allein war.
Trotzdem reagierte sie zuerst nicht, starrte Azazel und das Handtuch an, als hätte sie absolut keine Ahnung, was das war oder sie damit tun sollte.
Bis sie sich schließlich doch noch ungelenk vom Boden erhob, nach dem Tuch griff und sich zumindest so weit abtrocknete, dass sie nicht alles volltropfte.
Dann wickelte sie sich einfach wie in eine Decke damit ein, es war ja ohnehin groß genug, dass sie wahrscheinlich zweimal darin Platz gefunden hätte.
"Ich... wollte nicht... tut mir...", sie stockte, fing von vorn an, brach doch wieder ab.
Dann seufzte sie, wischte sich mit den Handballen über die Augen.
"Okay, wie so ein Emo herumsitzen bringt auch nicht viel. Also sollten wir irgendetwas machen, oder nicht? Wald, See, Park, Stadt, Keller, hierbleiben... irgendwo finden wir schon eine Beschäftigung, nicht?"

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Azazel strich Dawn beruhigend über den Kopf, allerdings war die Bewegung abgehackt, gezwungen und sein Blick verlor sich eher im Nichts, als dass es so aussah, als ob er Dawn wirklich zuhörte.
Er vertrug es nicht alles so gut, wie er gerne hätte. Erst Serah, jetzt Nate. Seine Stiefschwester und sein Kumpel. Was kam als nächstes? Wen konnte man ihm noch wegnehmen?
*Das ist alles eine Lüge… so etwas passiert nur in schlimmen Filmen. Niemand nimmt mir meine Familie und Freunde weg… sie sind alle da. Nate auch, ganz bestimmt.*
Zusammen mit dem kranken Wunschdenken und der bitteren Angst, man könnte ihm auch noch seinen Vater oder Dawn wegnehmen, entwickelte Azazel etwas, dass ihn weit jenseits der Realität katapultierte. Zumindest für den Moment. Solange, bis er wieder begriff, wie kindisch und dämlich das war.
Azazel kicherte leise.
„Oh ja… wir brauchen eine Beschäftigung… Ablenkung…“, nuschelte er, als wäre er betrunken, ehe er Dawn breit angrinste, „Hm… aber was? Im Wald? Was glaubst du ist da? Vielleicht… hat Nate sich da versteckt? Vielleicht kämpft er gegen Monster! Oder See… ja, heuet ist es ja schön warm. Da könnten wir mit Nate schwimmen gehen. Aber wenn wir in den Park gehen… dann könnten wir mit ihm üben! Weißt du, so, wie da, als er dein Feuer bewegt hat! Vielleicht kann er das ja noch besser inzwischen! Und die Stadt… oder Keller… keine schlechte Idee. Aber wir müssen auf jeden Fall erst Nate holen… er hat doch sein Zimmer direkt neben mir, weißt du?“

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Dawn blickte Azazel zuerst einfach nur maßlos überfordert an. Natürlich, die Vorstellung wäre schön, tröstlich, einfach an Nates Tür zu klopfen und mit ihm etwas zu unternehmen. Aber er würde wohl kaum aufmachen. Und vielleicht waren ja schon Menschen darin, die seine Sachen abholten...
Dawn widerstand dem Impuls, Azazel an die Stirn zu fühlen. Vielleicht hatte er urplötzlich irgendwie Fieber bekommen oder so... Oder ihm war eine Sicherung herausgesprungen, nur auf dezent komischere Weise als es bei ihr der Fall war.
"Ähm..."
Nur, was sagte man am besten? 'Hey, Nate kommt ganz sicher nicht mit, weil er tot ist, schon vergessen?' Wohl kaum.
Deshalb schüttelte Dawn auch erst nur den Kopf, kniete sich lieber hin, um ihre Kleidung wieder aufzusammeln.
"Bestimmt spielt er grad den Helden und macht ein Monster fertig oder so... Das größte und böseste Monster, das es gibt..."
*Und das der Tod ist...*
Sie schloss den Knopf ihrer Jeans wieder, versuchte, Azazel anzugrinsen. "Und am besten klopfen wir einfach mal an seine Tür... Vielleicht jagen wir ihn aus seinem Bett oder so..."

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Azazel nickte nur leicht auf Dawns Worte hin. Irgendwie kam ihm auch ganz leicht der Verdacht, dass er irgendwie falsch dachte. Aber es war alles so wattig in seinem Kopf. Denken war zu anstrengend!
*Ja… wir gehen jetzt zu Nates Zimmer und holen ihn… aber er ist tot. Blöd… er kann doch gar nicht tot sein… wer beweist mir das überhaupt?!*
„Das ist doch… ich will seine Leiche…sehen? Äh… wissen, dass er tot ist!“, kam es ihm plötzlich unbedacht über die Lippen. Er verhielt sich trotzig, einfach, weil ihm sonst nichts anderes einfiel. Und tatsächlich hatte bisher niemand den toten Nate gesehen, oder?
Hatten sie ihn schon begraben? War er aufgefressen worden?
War er vielleiht doch nicht tot?
*Wir müssten das doch prüfen können, wer weiß denn…*
Und mit dem Gedanken riss Azazel plötzlich die Augen auf.
„Katan…“
Kaum hatte er den Namen gesagt, war er bedenkenlos herumgewirbelt und losgerannt.

(=> Flure und Gänge)

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Kantine =>


Nate hatte ja keine Ahnung.
Er ging den inzwischen bekannten Weg zum Gemeinschaftsraum, schwebte zu Azazels Zimmertür hin und überlegte, ob er das Bundimu hier lassen sollte. Wäre eine Idee, wenn er schon mitten in der nacht anklopfte, dann musste er es ja nicht noch damit übertreiben...
Also ließ er das Tierchen in dem Raum frei herumschweben, kam sich so vor, als würde er einen mit Helium gefüllten Ballon in die Luft steigen lassen- denn so sah es aus.
Er klopfte. Dann noch einmal.
Kein Ton. Es war doch sicher nicht verkehrt, wenn er mal kurz hineinsah, zumindest, ob einer der beiden hier war.
*Ich sollte die Tür einbrechen...*
Bedacht leise zu sein machte er die Tür langsam auf und Blickte ins dunkle, dank des Mondscheins konnte er erkennen, dass niemand außer ihm hier war. Okay, dann würde er eben in Dawns Zimmer anchgucken, vielleicht waren sie ja da!
Nate schloss die Tür wieder, entschied sich dann einen kurzen Abstecher zu seinem Zimmer zu machen, zumindest um nicht mehr ganz so nach Leiche auszusehen. Vielleicht würde sie ihn dann auch nicht mehr danach behandeln...
Er ging in sein Zimmer, war sofort froh, wieder hier zu sein, auch wenn das ganze Internat inzwischen sein zuhause geworden war- das hier war doch noch ein klein wenig mehr "seins"- es war ja auch sein Zimmer.
Schnell suchte er sich frische Klamotten heraus und ging duschen. Nachher sah er auch schon definitiv besser aus, wo er etwas gegessen und sich gewaschen hatte. Die Zähne putzte er sich auch nocheinmal ordentlich, wer wusste, wann er dies das letzte Mal getan hatte.
Er musste dem Drang wiederstehen, sich mit seiner Teddydecke in sein weiches Bett zu legen und erstmal zu schlafen- die Müdigkeit und die Schmerzen mussten erstmal warten. Erst wollte er seine Freunde mal wieder besuchen. Und vielleicht wussten sie ja auch, was passiert war.


=> Gemeinschaftsraum Elementar

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Kurz nachdem sie den Schwestern ebenfalls eine gute Nacht gewünscht hatte, machte sie sich auf die Suche nach ihrem Zimmer, was sie, nach langem hin und her, endlich fand. Dieses sagte ihr zu. Es war relativ geräumig. Schnell stellte sie ihr Gepäck ab und wollte gerade alles erkunden, als ihr ihr knurrender Magen einen Strich durch die Rechnung machte. Also machte sie sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Auf der Karte die ihr zuvor Lavender gegeben hatte, fand sie schnell was sie suchte. In der Kantine gibt es sicher leckeres Essen!

(=> Kantine)

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"Was machen die da?"
Kurzes Schweigen. Als müsste er sich die Antwort darauf ganz genau überlegen, um nichts falsches zu sagen, dachte Nate.
"Das sind Hexen. Und sie tun eben das, was sie immer tun..."
"Wofür?"
"Wie?"
"Na wofür denn? Also... was ist das Ziel?"
"Weiß ich nicht."
*Natürlich.*
Den Rest des Weges gingen sie schweigend nebeneinander her, Nate wusste nicht recht, was er fragen sollte, oder was er überhaupt fragen durfte. Also sagte er einfach nichts, bis Leo wieder das Wort ergriff.
"Wie du siehst, ist dieser Teil blau, und... okay, das kannst du dir wahrscheinlich denken. Die rote Halle ist dort drüben, dahinter die Grüne und direkt hier neben die Gelbe. Und dann gibt es noch eine Weiße....", erzählte er, doch zu Letzterem wollte er wohl nicht so viel erzählen.
"... die darfst du nicht betreten. Mehr weiß ich auch nicht. Und wenn du dich an die Regeln hälst, ist es gar nicht so übel hier.", grinste er dann und klopfte dem Neuling an die Schulter, ehe er wieder ernst wurde und etwas leiser weitersprach.
"Ich darf das eigentlich garnicht wissen, aber sie wollten bestimmte Leute anwerben, um das zu machen, was dein Bruder verweigert hat..."
"Wo ist er?"
"Ich weiß es nicht. Aber... aber manchmal gehen Gruppen von hier weg, weißt du... aber ich laufe hier ja auch nicht jedem über den Weg, also... keine Ahnung."
Nate nickte. Zwar hatte er sich versprochen hier absolut niemanden auch nur ein Wort zu glauben, aber langsam, ganz leicht kam ihm der Gedanke auf, dass es vielleicht auch normale Leute hier gab, die garnicht so gern hier sein wollten, so wie er selbst.


In der selben Sekunde wachte Nate auf. Viel zu schnell, fand er. Doch im nächsten Augenblick wusste er auch schon nicht mehr, was er genau geträumt hatte. Dann konnte es ja nicht so wichtig gewesen sein, dachte er.
Schwungvolll richtete er sich aus seinem Bett auf, zog sich um und putzte sich dabei die Zähne, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht, bis er seine Zahnbürste einfach genervt aus dem Fenster schleuderte.
Er sah sich um. wo sollte er hin? Brauchte er noch irgendetwas? Nicht umbedingt. Aber er hatte Hunger.
Okay, dann ging er also raus...
Das konnte -nein, würde- witzig werden!

=> Kantine

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