Eine ganze Weile lang hatte er nur auf den Ring um seinen Schweif gestarrt und nicht gewusst was er jetzt machen sollte.
Er konnte nicht so wirklich etwas mit Asasels Anwesenheit anfangen. Genau genommen quälte es ihn sogar in der Nähe einer vollständig Seele zu sein.
In der Nähe einer Seele mit der ihn nichts verband...
Am liebsten wäre er einfach wieder gegangen und hätte sich irgendwo hingelegt um zu schlafen. Aber wozu sollte er schon schlafen?
Schlaf änderte auch nichts an seiner Situation, änderte auch nichts an dem fehlenden Stück seiner Seele.
Genauso wenig wie es etwas daran änderte dass er in diesem Körper gefangen war und keine Möglichkeit mehr hatte ihn zu verlassen.
Auf Asasels Frage hin verzog er abermals gequält das Gesicht und erwiderte dann: "Ich weiß es nicht... Lillith hat irgendwie... einen Pakt oder sowas damit... ich weiß es aber nicht genau.... ich kannte es nicht... ich hab es noch nie in meinem Leben gesehen... ich verstehe nicht wie etwas existieren... leben kann was ich nicht kenne...."
Er stützte seine Ellenbogen auf seinen Knien ab und seine Stirn auf seinen Händen, so dass sein Gesicht im Schatten lag. Einen Augenblick lang schwieg er bevor er noch hinzufügte: "Es muss seine wahre Gestalt irgendwie verborgen haben... es kann nichts leben was ich nicht kenne.... es hätte zeitgleich mit mir entstanden sein müssen... oder niemals gestorben sein dürfen... aber dann müsste Anima es kennen.... aber ich habe auch nicht viel davon gesehen.... nur die..."
Er stockte wieder, verkrallte seine Hände in sein Haar und murmelte irgendwelche gequälten Worte einer fremden Sprache vor sich her. Einer Sprache die nur die Zwielichtwesen verstanden und mit welcher er verzweifelt versuchte sich zu beruhigen.
Die Trauer, den Schmerz und die Qualen herunter zu kämpfen. Er musste irgendetwas finden womit er das Loch in seiner Seele wenigstens zeitweise verschließen konnte... oder wenigstens teilweise... aber was war so mächtig, dass es ihm dabei half wieder zurecht zu kommen und wenigstens eine Weile leben zu können ohne den wichtigsten Teil seiner Existenz?
Leise murmelte er:
"Es wäre nicht so schlimm wenn es irgendein Teil meiner Seele gewesen wäre.... aber es ist als wäre der Grund meiner Existenz aus mir herausgerissen worden... und jetzt bin ich in diesen widerlichen menschlichen Körper eingesperrt.... ich hasse diesen Körper.... er ist so schwach...."
Wie zur Bestätigung konnte er wieder die Hitze in seinem Kopf spüren, merkte wie sein Blick verschwamm und ihm schwindelig wurde.

Gemeinschaftsraum Geist ->

Gut gelaunt betrat Joy den Krankenflügel und lies den Blick durch den Raum schweifen. Wie erwartet war Katan hier aber Dawn nicht. Oder nicht mehr. *Ich muss echt lange geschlafen haben...*, dachte sie verwirrt und entdeckte dann auch Azazel in anderer Gestalt, der bei Katan stand.
Sie näherte sich den beiden und lies sich dann einfach neben Katan aufs Bett fallen. "Da bin ich wieder und ich habe dir was mitgebracht!", sagte sie gut gelaunt und grinste Katan an.
Als sie ihn jedoch genauer betrachtete, verging ihr das Grinsen. Katan sah überhaupt nicht gut aus irgendwie wirkte er... verzweifelt? Traurig? Ganz so als wäre irgendwer gestorben. *Unsinn... wieso sollte er traurig sein wenn jemand stirbt, immerhin ist er der Tod!*, dachte sie und schüttelte leicht den Kopf.
Sie warf Asasel einen fragenden Blick zu und betrachtete wieder Katan. Vielleicht konnte sie ihn ein wenig aufheitern? Aber wie? Sie hatte keine Ahnung was sie sagen sollte! Das Meiste, was Menschen sagten um jemanden aufzumuntern, war absoluter Quatsch und half gar nichts!
*Ich sollte gemein zu ihm sein... er mochte es ja nie wenn ich nett war!*, überlegte sie und befand das für eine sehr gute Idee!
Jetzt musste Joy nur noch etwas einfallen was sie sagen konnte. So schwer würde ihr das schon nicht fallen! Aber scheinbar doch, denn Joy wusste überhaupt nichts, was sie sagen konnte. Vielleicht konnte sie doch nicht so fies sein.
"Hätte nicht gedacht, dass du zu weinen anfängst, nur weil ich ein paar Tage nicht aufkreuze!", meinte sie und lächelte ihn schief an.

Er war gerade wieder tief in den Sumpf aus Qualen und Schmerzen versunken, als er die Anwesenheit einer zweiten Seele spüren konnte. Noch eine vollständig Seele... noch jemand der ihn dadurch weiter quälte...
In seinem Kopf drehte sich alles und ihm war wirklich schrecklich heiß, allerdings versuchte er trotzdem sich darauf zu konzentrieren wer hier her gekommen war.
Mit wem er sich jetzt noch auseinandersetzen musste und wer ihn noch in dieser schrecklichen Verfassung zu sehen bekam.
Als sie sich neben ihn aufs Bett fallen ließ und ihn ansprach, erkannte er, dass es sich um Joy handelte. Einen Augenblick lang, maß er sie mit einem vollkommen verwirrten Blick nachdem er ihre Worte vernommen hatte und sie in sein Bewusstsein eingedrungen waren.
Sie hatte ihm etwas mitgebracht? Was meinte sie damit? Er hatte keine Ahnung und wichtig war es sicher auch nicht... was konnte schon so wichtig sein, dass es wichtiger für ihn war wie seine eigene Seele....
Kurz sah er wieder mit einem gequälten Blick weg und starrte auf seine rechte unverbundene Hand. Das zittern in seinen Händen hatte wieder ein wenig nachgelassen, vielleicht könnte er sie jetzt verbinden...
Gerade wollte er den Verband wieder in die Hand nehmen als er Joys weitere Worte hörte. Sah er wirklich aus als würde er weinen? Er wusste es nicht... aber es würde ihn nicht wundern... denn genau so fühlte er sich. Und Joys Worte ließen ihn nur wieder daran denken wie schrecklich, grausam verletzt seine Seele war und wie gigantisch das Loch war.
Kurz legte er seine Hände auf sein Gesicht und unterdrückte mit aller Macht ein Schluchzen. So einigermaßen gelang es ihm auch aber seine Trauer über den Verlust des wichtigsten Teils seiner Seele ließ ihn langsam an den Rande seiner Beherrschung kommen. Und... wenn nur Joy es mitbekommen würde wäre es vielleicht nicht so schlimm wenigstens ein wenig Trost zu suchen... sie würde es sowieso niemandem erzählen, das hatten sie ja so ausgemacht... außerdem mochte er sie... und was sollte er sonst machen...
Ohne wirklich darüber nachzudenken, rutschte er ein wenig weiter aufs Bett, legte er seine Arme um Joy, zog sie dadurch näher zu sich und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Irgendwie tat es gut sie in seiner Nähe zu haben und ein wenig Trost bei ihr zu suchen. Leise und mit einem leichten Zittern in der Stimme meinte er: "Bitte... bleib ein bisschen da... nur ein bisschen..." dabei konnte er ein ganz leises Schluchzen nicht unterdrücken. Er brauchte jetzt einfach irgendjemanden....

Katans offensichtliche Schwäche behagte Asasel gar nicht. Und noch viel weniger gefiel ihm die uneindeutige Antwort des Todes. Etwas, von dem nicht einmal der Tod wusste, konnte nichts gutes sein, vor allem nicht, wenn es ihm so schadete. Kurz ging Asasel einige Möglichkeiten durch, doch es wollte nichts so recht passen.
Nichtsdestotrotz fühlte er Katans Schmerz doch auch ein Stück weit mit. Er hatte ja soetwas ähnliches durchgemacht, dessen Ausmaß ihm erst im Nachhinein bewusst wurde und die letzte Aussage kannte er nur zu gut. Jetzt, wo ihm seine Eriennerungen wiedergegeben waren, würde er sein altes Selbst am liebsten ständig behalten. Wie musste es dann für Katan sein, den Tod höchstpersönlich in der Hülle eines Sterblichen herumzuwandern? Und völlig abgeschnitten von seinem essentiellen Sein zu sein?
Asasel konnte ein kurzes Schaudern nicht unterdrücken, blickte kurz von Katan auf, hinaus, aus einem der Fenster in die tiefe Nacht. Ihm fiel beim besten Willen keine passende Antwort darauf ein.
Deshalb war er auch ziemlich dankbar, als Joy plötzlich reinplatzte, irgendetwas dabeihatte und sich neben Katan niederließ. So, wie die zwei in letzter Zeit aneinanderhingen, wusste sie schon, wie man ihn wieder auf Vodermann bringen konnte...
Asasel wandte sich langsam um und ging zum Fenster, starrte hinaus und lauschte nur noch den Worten der zwei, während er ihre Spiegelungen in der Scheibe beobachtete. Er war noch immer neugierig, aber als plötzlich ein leises Schluchzen zu hören war, wurde ihm das doch zu bunt.
Asasel warf einen undefinierbaren Blick zu den beiden, murmelte irgendeine halbherzige Verabschiedung und öffnete das Fenster einfach.
Allein der Gedanke, dass Katan jetzt zu weinen anfing, war ihm unangenehm, natürlich konnte jeder weinen, aber dass Asasel an so jemanden seine Erinnerungen für ein paar gute tausend Jahre verloren hatte und den das nicht mal wirklich zu interessieren schien - das war... sehr, sehr merkwürdig.
Er verzog noch einmal das Gesicht, schüttelte den Kopf, dann öffnete er das Fenster ganz und warf sich einfach rücklinks in die kalte Luft.

(=> See Minuial)

__________________

Das Katan gar nichts erwiderte sondern nur gequält und verwirrt vor sich hinsah bereitete Joy doch unbehagen. Was konnte den Tod so aus der Fassung gebracht haben? Es musste wirklich etwas schreckliches passiert sein!
Kurz kam Joy der Gedanke, ob eventuell Lillith etwas passiert sei. Aber dann hätte Katan doch etwas gesagt? Er wusste doch, dass sie ihre Freundin war! Nein das war sicher nicht der richtige Grund für seinen Zustand!
*Aber was ist dann passiert?!*, fragte sich die Vampirin, als Katan die Hände vor sein Gesicht schlug und ein Schluchzen unterdrückte.
Ihr Blick fiel automatisch auf seine Hände, an denen wieder Verletzungen zu finden waren. Sie waren ziemlich schlecht aus, waren aber denen vom letzten Mal sehr ähnlich. Joy konnte sich gut vorstellen, dass wieder Dolche in ihnen gesteckt hatten. *Was hat dieses Weib mit ihm gemacht?*, dachte sie wütend und ballte eine Hand zur Faust.
In diesem Moment legte Katan einen Arm um Joy, zog sie näher zu sich und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Seine Stimme zitterte, als er sagte, sie sollte bitte ein wenig bei ihm bleiben. Dabei schluchzte er leise, was Joy ein wenig unsicher werden lies.
Dass dann auch noch Asasel einfach durchs Fenster abhaute und sie hier alleine mit einem weinenden Mann lies, machte es eher schlechter. Sie hatte noch nie jemanden getröstet! Er war ja kein kleines Kind, das man in den Arm nahm und hin und her wiegte! Oder funktionierte das auch bei erwachsenen Männern? *Das mache ich sicher nicht!!!*
Vorsichtig legte Joy einen Arm auf Katans Hinterkopf und streichelte ihm durchs Haar. Da sie keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte, schwieg sie einfach.
*Ich könnte ihm die Hände verbinden... das hat er selbst nicht ganz geschafft...*, überlegte sie als ihr Blick auf den Verband fiel.
"Ich verbinde dir deine rechte Hand, okay?", flüsterte sie und hoffte, dass Katan sich bald wieder beruhigen würde.

Als Asasel den Krankenflügel verließ, entfachte dies ein leichtes, sachtes Gefühl der Erleichterung in Katan. Er war wirklich froh, dass jetzt nur noch Joy da war, dann musste er sich nicht ganz so sehr beherrschen.
Auch wenn es ihm wohl ein wenig unangenehm gewesen wäre wenn er etwas mehr darüber nachgedacht hätte aber so wie er sich im Augenblick fühlte, war ihm dies vollkommen egal.
Er wollte jetzt einfach nur ein bisschen Nähe und so merkwürdig es war, es fühlte sich erstaunlich gut an Joy so nah bei sich zu haben, nicht so allein zu sein und einfach jemanden da zu haben.
Am Rande bemerkte er, wie sie ihre Hand zur Faust ballte und irgendwo in seinem Unterbewusstsein wunderte er sich ein wenig darüber, allerdings war er gerade viel zu sehr auf seine Qual fixiert, so dass er sich nicht weiter darum kümmern konnte und wollte.
Das Joy einen Arm auf seinen Hinterkopf legte und ihm über das Haar strich, tat wirklich gut. Ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Inneren aus und ließ den Schmerz ein wenig erträglicher werden, wenn es auch noch lange nicht genug war um ihn zu betäuben.
Aber es war ganz offensichtlich schon mal ein mehr als positiver Anfang... vielleicht sollte er sich mehr auf dieses Gefühl konzentrieren, woher auch immer es kam, wenn es ihm half war es gut.
"Ich verbinde dir deine rechte Hand, okay?"
Langsam sickerte in sein Unterbewusstsein was Joy damit meinte und er kuschelte sich noch einmal kurz fester an sie, bevor er sich wieder von ihr löste um ihr seine Hände hinzu halten. Der Verband an der linken Hand war nicht sonderlich gut angelegt und es wäre wohl besser wenn sie den auch neu anlegen würde.
Ein leichtes Schwindelgefühl hatte sich in seinem Kopf ausgebreitet und plötzlich musste er niesen. Kurz strich er sich über die Nase, schüttelte seinen Kopf leicht und sah dann mit einem leicht glasigen Blick wieder zu Joy. Leise und mit einem leichten zittern in der Stimme meinte er: "Danke...."

Als Katan ihr seine Hände hinhielt beschloss sie, den anderen Verband auch neu zu machen. Wenn sie schon einmal hilfsbereit und nett war, dann gleich richtig. Sie nahm den Verband ab, bemühte sich dabei ganz vorsichtig zu sein, und seuftze als sie die Verletzungen sah.
Dann fing sie an den Verband um seine Hand zu wickeln, zuerst links dann rechts. Dabei schüttelte sie den Kopf und meinte: "Du solltest dich nicht dort rumtreiben, wo diese Verrückte rumläuft..."
Joy lächelte Katan an und musterte ihn dann von Kopf bis Fuß um festzustellen, ob sie ihm noch andere Wunden zugefügt hatte. Sie konnte aber nichts erkennen, außer...
"Was hast du da?", fragte sie verwundert und betrachtete Katans Schweif.
An seinem Ende, genau vor dem Puschel, war ein Ring befestigt und es sah nicht so aus, als könne man den so einfach wieder abmachen.
*Hat Agash ihn jetzt als ihr Eigentum markiert?*, fragte sie sich und musterte den Ring genauer.
Er war silber und hatte einige komische Verzierungen. Vorsicht griff sie nach seinem Puschel und strich mit der Spitze ihres Zeigefingers über den Ring. Hatte ihn Katan selbst dran gemacht, als Zierde? Nein sowas würde er nicht machen!
Joy konnte sich vorstellen, dass es auch etwas mit Katans Gemütszustand zu tun haben musste. Wie auch immer, er würde es ihr schon erzählen. Oder sie würde ihn jetzt fragen!
Sie legte den übrigen Verband zur Seite und umarmte Katan, dabei strich sie ihm mit einer Hand über den Rücken und mit der anderen über seinen Kopf. "Möchtest du mir erzählen was passiert ist?", fragte sie und fuhr dann fort: "Irgendwie ist das sehr... eigenartig wenn du fast weinst..."
Es war sogar mehr als eigenartig, Joy hatte noch nie einen Erwachsenen weinen sehen und noch dazu einen Mann! Nein, noch dazu der Tod!!

Ohne eine Regung im Gesicht ließ er Joy einfach machen, es tat zwar höllisch weh aber es berührte ihn nicht wirklich, der Schmerz in seiner Seele war noch immer um einiges größer, auch wenn es Joy doch schon relativ gut gelang ihn ein wenig zu beruhigen.
Er fragte sich wirklich wie sie das anstellte. Aber wahrscheinlich würde er es momentan ohnehin nicht verstehen und es war auch nicht so wichtig. Dass einzige was wichtig war, war dass sie ihm half... wirklich half.
Auf ihre Worte hin starrte er noch einen Augenblick lang fast schon apathisch auf seine Hand, die gerade von Joy verbunden wurde und wusste nicht so Recht was sie meinte.
Einige Momente lang musste er darüber nachdenken bis ihm klar wurde wer das mit seinen Händen überhaupt gewesen war. Stimmt. Die hatte er ja vollkommen vergessen. Aber sie hatte ihm auch nur ein paar fast schon lächerliche körperliche Schmerzen zubereitet...
Etwas abwesend und leise meinte er: "Jaah... Agash... die hatte ich vollkommen vergessen... aber sie hat nicht wirklich etwas gemacht, ich bin ihr begegnet, sie hat mich nur kurz an den Baum gefesselt und sich dann wieder verpisst... zum Glück..."
Auf Joys Lächeln, konnte er nicht anders als ihr ebenfalls ein warmes, dankbares Lächeln zu zuwerfen. Ihre nächste Frage allerdings ließ ihn augenblicklich noch blasser werden und in seinen Blick kam die ganze Qual und der gesamte Schmerz zurück den er empfunden hatte. Sein Blick wandte sich dem Ring an seinem Schweif zu und wurde sehr traurig und sehnsüchtig. Kurz musste er sich beherrschen um nicht gleich wieder los zu schluchzen.
Leicht zitternd beobachtete er Joy dabei wie sie seinen Puschel betrachtete, ihre Berührung ließ ein leicht warmes Gefühl der Beruhigung in ihm entstehen.
Als sie ihn wieder in den Arm nahm, legte er nun seinerseits seine Arme um sie und kuschelte sich näher an sie. Es war ein mehr als angenehmes Gefühl als sie ihm über den Rücken und den Kopf strich.
Auf ihre Worte hin meinte er nur leise: "Ich hab.... meine Seele ist verletzt.... und... ein Teil fehlt... der wichtigste Teil....." kurz konnte er ein Schluchzen nicht unterdrücken, während er sich noch fester an Joy kuschelte und zitternd weiter sprach: "Ich bin in diesen menschlichen Körper gesperrt.... ich hasse diesen Körper... er ist schwach... und ich kann nicht mehr in meine Welt..."

Das was Katan sagte, lies Joy aufhorchen. Seine Seele wurde verletzt und ein Teil fehlte? Und deswegen weinte er jetzt? Das ganze war irgendwie sehr verwirrend.
Joy hatte immer gedacht, dass man ohne Seele eher gefühllos wurde und nicht weinerlich! Aber was hatte sie schon für eine Ahnung von dem ganzen! Schließlich hatte sie auch gedacht, der Tod sei ein Skelett im schwarzen Cape! So sehr konnte man sich irren...
Das er es als schlimm empfand in seinen menschlichen Körper gesperrt zu sein, konnte Joy auch nicht nachvollziehen. Wie auch, sie hatte nur einen und wenn sie mehrere hätte, wäre ihr wohl auch einer lieber als der andere.
"Nicht mehr in deine Welt?", wiederholte sie leise und überlegte, was das nun zu bedeuten hatte.
Die Welt der Toten oder wie meinte Katan das? *Nein, das stimmt sicher auch nicht...*, überlegte Joy und verwarf auch diesen Gedanken.
Es war unvorstellbar, dass Katan in seiner Welt mit Toten zusammen war und mit denen quatschte oder Tee trank. Nein. Das war wohl auch nur irgendein Märchen.
Zu gerne hätte sie gefragt, aber sie wollte Katan nicht weiter mit ihren Fragen durchbohren. Es schien ihm nur schlechter zu gehen, wenn er darüber nachdachte und anwortete. Trotzdem gab es noch etwas was Joy ein wenig beunruhigte. Wenn Katan nicht in seine Welt konnte, was würde er dann essen? Er aß Seelen und die flogen nicht einfach so durch die Luft. Wahrscheinlich waren sie nur in seiner Welt zu finden.
"Wer hat das getan?", fragte sie und strich weiterhin beruhigend über seinen Rücken.
*Agash wird es wohl nicht gewesen sein...*, stellte sie gedanklich fest und dachte nach, was sie nun tun konnte.
Doch es gab nichts zu tun, sie konnte Katan nicht seine Seele wiedergeben, sie konnte nur hier sitzen und ihn trösten. Vielleicht half es ihm ja ein wenig, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie tun sollte. Aber dann kam ihr wieder etwas in den Sinn.
"Katan wenn du möchtest kannst du mich wieder als Kissen verwenden!", rief sie fröhlich aus.
Das würde ihn vielleicht freuen! Eigentlich hatte Joy nicht vorgehabt hierzubleiben, aber wenn er wollte, würde sie es tun. Es verblüffte sie zwar selbst, wie nett sie sein konnte, aber andererseits fühlte sie sich viel stärker, wenn sie Katan trösten musste. Und wer war nicht gerne stärker als der Tod?

Leise murmelte er: "Es fühlt sich an... als wäre der Sinn meiner Existenz mir gestohlen worden..." Er wusste selbst nicht so genau warum er ihr das sagte aber irgendwie hatte er das Gefühl sie verwirrt zu haben.
Außerdem war er wirklich froh, dass sie da war und genoss das Gefühl ihrer körperlichen und vor allem seelischen Nähe. Erschöpft schloss er seine Augen und strich Joy in einer zärtlichen Geste über den Rücken, während er sein Gesicht weiter in ihrer Halsbeuge vergrub und sie gleichzeitig fester an sich presste.
Es war so ein unglaublich gutes, warmes Gefühl was seinen Körper durchfloss und es half ihm so sehr mit dem Schmerz zurecht zu kommen.
Auf ihre Frage meinte er nur abwesend und mit einem schon etwas geringerem Zittern in der Stimme: "Meine Welt... die Zwielichtwelt. In dieser Welt existiert alles nur in Seelenform und ist grau, nur die Seelen von Lebewesen sind farbig, je nach Stimmungslage... wenn du möchtest zeige ich es dir irgendwann... wenn ich wieder dort hin kommen kann......"
Kurz wurde wieder Trauer in seinem Inneren entfacht, aber Joys Nähe half ihm dabei diese loszuwerden. Genauso wie es ihm half das Loch in seiner Seele wenigstens ein klein wenig aufzufüllen, mit einem warmen angenehmen Gefühl.
Als sie ihn fragte wer das gewesen ist, meinte er nur leise: "Das Wesen mit dem Lillith... einen Pakt oder sowas hat...."
Wieder kuschelte er sich ein wenig fester an Joy und ihre weiteren fröhlichen Worte ließen ihn leicht lächeln. So merkwürdig das auch war und so ungern er sowas für gewöhnlich machte, aber er wollte das Joy hier bleib. Weshalb er nun auch leise flüsternd erwiderte: "Jaah... bleib da...."
Er ließ sich mit ihr zusammen im Bett zurück sinken und zog sie fest in seine Arme, wobei sich abermals ein angenehmes warmes Gefühl in seinem Körper ausbreitete.
Sie half ihm wirklich immens mit ihrer Nähe und es tat ihm so gut sie bei sich zu haben. Murmelnd, schon fast vollkommen ohne Zittern in der Stimme und eigentlich nur zu sich selbst meinte er: "Eigentlich hasse ich es jemandem in meinem Bett zu haben... und sogar noch mit der Person zu.... kuscheln..." kurz schwieg er bevor er weiter sprach: "Aber deine Nähe ist angenehm..."