Nouk blickte von seinem Experiment verblüfft auf, als Shady ihn so ansprach. Hatte sie ihn überhaupt schon mal so genannt? Nein… oder doch, als sie ihn spielerisch verführen wollte – es geschafft hatte.
Trotzdem zog er eine Augenbraue hoch, als sie so rot anlief. Und wie gesittet sie dasaß.
Das hatte er definitiv noch nicht so gesehen, nicht in dem Ausmaß. Ihr schien gerade alles unangenehm zu sein… als wäre sie ein kleines, verschüchtertes Schulmädchen.
Dann allerdings grinste er fies. *Spielen oder nicht, ich tus…*
„Diese Sache?“, fragte er nach, „Oh, das ist ganz einfach.“
Dann beugte er sich etwas zu ihr, so, dass die anderen auf keinen Fall etwas hören konnten und flüsterte den nächsten Teil verschwörerisch. Allerdings auch laut genug, dass vielleicht doch einzelne Wörter zu verstehen waren.
„Du spielst die unschuldige Schülerin und ich den blutrünstigen Vampirlehrer. Dann ziehst du dich auf meine Anweisungen hin schön langsam aus und ich sag dir, was du tun musst, um deine Note dieses Jahr noch zu retten.“
Er rechnete eigentlich fast damit dafür von Shady eine gescheuert zu bekommen, als lehnte er sich wieder zurück, noch immer das Grinsen im Gesicht und versuchte die nächste Mischung an Saft und Blut zu kreieren.

__________________

Was Nouk da redete, verschlug ihr endgültig die Sprache. Schon allein, dass er ihr so nah kam, war ihr eigentlich zu viel. Aber dann auch noch seine Worte... und sicher hatte das auch noch irgendjemand gehört! Oh nein, jetzt wussten es sicher bald alle und bestimmt würde man sie dann von der Schule werfen!
*Oh Gott, ohne anständige Ausbildung finde ich sicher nie einen Job und muss unter einer Brücke hausen... das ist schrecklich...*
Shady sah nicht auf. Am liebsten wäre sie einfach im Erdboden verschwunden. Aber sie konnte beinahe spüren, dass Nouk noch immer grinste. Wie konnte er ihr das nur antun? Das war ja so peinlich... bestimmt hielten alle sie längst für ein Flittchen. Was sollte sie jetzt nur machen? Ihm eine scheuern? Aber das ging doch nicht! Sie konnte ihm doch nicht weh tun. Nein, das wäre viel zu gemein. Aber irgendwas musste sie doch machen.
Unsicher legte sie die Hände überkreuzt auf ihre Schultern, damit ihre Brüste verdeckt waren.
"Ok...", stammelte sie mit noch immer hochrotem Kopf. Das war sicher der schlimmste Tag in ihrem Leben.

__________________

Irgendwas stimmte nicht… Shady war völlig verstört… sie war nicht mehr Shady!
Aber auf solche Spielchen fiel Nouk nicht herein. Er zögerte zwar kurz, aber dann entschloss er das doch zu übergehen. Wahrscheinlich nur irgendein Hormonanfall, der sie in ein braves Katzenkindchen verwandelte.
So schüchtern und unschuldig war sie ja auch schon wieder fast zu viel, um die Finger von ihr zu lassen.
Nouk rührte unentschlossen in seinen Experimenten herum, mischte sie und betrachtete dann eines davon missmutig. Es war milchig weiß, nicht mehr flüssig, sondern eher glibberig.
Wieder ein böses Grinsen, ein anzüglicher Blick zu Shady und schon hatte sie das Glas vor der Nase.
„Sag mal, bin ich irre oder erinnert dich das auch an etwas?“, fragte er, einfach, um sie etwas zu ärgern, glaubte nicht, dass sie es für allzu schlimm halten könnte.
Die andere Hand hatte unterm Tisch währenddessen natürlich einen Weg gefunden, jetzt sacht über Shadys Knie zu streichen. Ihre Neigung zu kurzen Hosen war einfach zu perfekt.

__________________

Als Nouk ihr das Glas unter die Nase hielt stockte ihr für einen Moment der Atem und sie schnappte verzweifelt nach Luft. Das konnte er doch nicht.... oh nein, bestimmt sahen alle schon her... wie furchtbar.... das war....
Aus leiter Verzweiflung schnappte Shady sich einfach das Glas, setzte es an ihre Lippen und drank es komplett aus. Vielleicht bildete sie sich das nur ein, aber es schmeckte genau so, wie es aussah. Zitternd stellte sie das Glas wieder ab. An ihren Mundwinkeln klebte noch ein letzter Rest der weißen Masse, aber das bemerkte sie gar nicht. Sie hoffte einfach nur, dass niemand das weiße Zeug gesehen hatte und jetzt irgendetwas Schlechtes über sie dachte. Aber dieser Gedanke wurde schlagartig vertrieben, als sie Nouks Hand auf ihrem Knie spürte.
*Oh nein, doch nicht in aller Öffentlichkeit!!!* @////////@
Eilig schob sie Nouks Hand wieder weg.
"Professor...."
Ängstlich sah sie Nouk an, bevor sie sehr viel leiser weiter sprach.
"Die schauen schon alle..."
Hoffentlich würde er verstehen, dass er ihr auf gar keinen Fall so nahe kommen durfte. Das... war einfach anstandslos.

__________________

„Sonst bist immer du diejenige, die mich zu sowas drängt…“, überlegte Nouk kurz laut, betrachtete Shady aus den Augenwinkeln.
Sie war wirklich anders…. Schwer zu sagen. Und Nouk wusste nicht, ob er das fieserweise ausnutzen oder es dabei belassen sollte. Er hob eine Hand und umfasste Shadys Kinn damit, um sie näher zu sich zu ziehen. So konnte er ihr wieder etwas zu wispern.
„Und ist doch egal, wenn alle schauen. Ehrlich, sonst macht es dir auch nichts, auch am See hat es dich nicht gekümmert… also von mir aus kann ich dich jetzt hier auf den Tisch werfen, dir die Kleidung vom Leib reißen und dann…“
Nouk wurde noch etwas gemeiner und ausführlicher, aber nur, um Shady weiter zu verwirren. In Wahrheit wäre ihm das wohl nie eingefallen. Dann ließ er Shady los und lächelte sie diabolisch an, ehe er ihr ein Glas mit roter, kühler Flüssigkeit hin schob.
„Hier, trink, du hast da noch etwas in den Mundwinkeln, das dich aussehen lässt, als wärst du gerade unter dem Tisch gewesen.“

__________________

"Das ist überhaupt nicht...", wollte Shady widersprechen, als Nouk nach ihrem Kinn griff. Schon wieder war er ihr so grässlich nah. Warum tat er ihr das nur an? Das war so furchtbar. Aus den Augenwinkeln konnte Shady sehen, dass ein paar Schülerinnen immer wieder her sahen und aufgeregt tuschelten.
*Oh nein... die reden über uns... und bestimmt glauben sie, wir... oh nein, oh nein, oh nein!*
Nouks Worte machten es auch nicht gerade besser. Ängstlich weiteten sich ihre Augen und instinktiv drückte sie ihre Oberschenkel fest aneinander.
"Das... das machst du doch nicht wirklich... oder?"
Nein, das konnte er einfach nicht. Das wäre so peinlich. Und alle würden sie für sonst was halten. Und bestimmt wollten dann noch andere... nein, das ging einfach nicht. Shady würde sterben. Ganz bestimmt.
Als Nouk ihr das Glas hinschob wollte Shady schon trinken, einfach aus dem Grund, weil er sagte, dass sie es tun sollte. Aber als er erklärte, warum, wurde sie doch wieder rot und fur sich stattdessen übertrieben gründlich über Lippen und Gesicht, als könnte das Zeug überall kleben.
"Ist es weg? Ist es weg? Ist es weg?"
Sie klang, als wäre sie den Tränen nahe.
"Ich... ich sollte gehen..."
Noch bevor sie die Worte ausgesprochen hatte, war sie auch schon aufgsprugen. Aber in ihrer Hektik stolperte sie über die Bank und landete der Länge nach auf dem Boden.
*Oh nein... alle starren mich an....*
Eilig sprang sie wieder auf, um dann mit den Augen nach der Tür zu suchen.

__________________

Jetzt war Nouk doch etwas irritiert. Shady benahm sich nicht nur anders, sondern völlig sinnlos. Sie weinte fast, nur wegen so etwas Banalem und dann wollte sie auf einmal gehen, als wäre das hier für sie das Peinlichste der Welt.
Nouk sah sie mit gerunzelter Stirn an und deutete dann auf die Tür links von ihm, viele Schritte weit weg.
„Da entlang, wenn du abhauen willst…“, meinte er ganz trocken.
Dann stützte er sein Gesicht in einer Hand und musterte Shady aufmerksam.
„Warum bist du heute so schüchtern? Du siehst nämlich sonst ganz normal aus, knappe Kleidung, außer am Bauch etwas weiter… trotzdem ein Ausschnitt, so, dass du gerade beim Hinfallen einiges offenbart hast… du hast nicht mal dein Steak aufgegessen, von dem du sonst dreimal so viel isst.“
Nouk sah zu dem Tabaskotodesscharffleischstück.
„Muss ich mir die Soße erst auf die Brust schmieren, damit du leer machst?“, fragte er dann wieder etwas gedämpfter und dreckig grinsend.
Sein Experiment hatte er zwischenzeitlich unterbrochen, obwohl es schon recht genießbar war. Und es machte irgendwie Spaß, aus verschiedenen, ekligen Sachen etwas Leckeres zusammenzumixen, das Vampire nicht gleich an Magenkrämpfen eingehen ließ.

__________________

Unruhig tippelte Shady von einem Bein aufs andere. Warum sie so schüchtern war? Sie hatte keine Ahnung, warum sie so schüchtern war! Aber irgendwie war ihr das alles hier gerade einfach furchtbar unangenehm. Normalerweise störte sie das alles ja nicht, aber...
"Professor... können.... können wir die Zeit nicht einfach für Unterricht nutzen?"
Ja, Unterricht. Das wäre ihr jetzt tausendmal lieber gewesen. Etwas lernen. Oh ja, man konnte gar nicht genug lernen. Und dashier war ja eine Schule und sicher gab es hier so viele fähige, wunderbare Lehrer. Und was tat sie? Anstatt den Untericht zu besuchen, stieg sie mit einem der Lehrer ins Bett. Augenblicklich schämte sie sich ganz schrecklich. Sie zupfte ihr T-Shirt wieder weiter nach oben und legte eine Hand vor ihren Ausschnitt, damit man auch ja nichts sehen konnte.
Als sie weiter sprach vermied sie es, Nouk in die Augen zu sehen.
"Bitte, Professor. Ich... ich hab keinen Hunger mehr. Ich möchte einfach nur etwas lernen."

__________________

Shadys Verhalten war absolut abnormal. Eigentlich wollte Nouk sie in dem Zustand überhaupt nicht unterrichten. Und er hatte keine Lust… aber er war offiziell ihr Einzellehrer und er hatte Chasko versprochen, was draus zu machen.
Und wenigstens war sie jetzt brav. Am Anfang hatte er sich das sehnlichst gewünscht und jetzt? Jetzt war es komisch, keine Widerworte und Verweigerungen zu hören.
*Naja… vielleicht doch gut so. Immerhin kann man nicht mehr streiten.*
Seufzend stand Nouk auf, sammelte seine Gläser und Flaschen ein und brachte sie zurück zur Theke. Darum würde er sich noch kümmern, aber nicht jetzt…
Dann wandte er sich wieder um und ging zur Tür, winkte Shady nur zu, dass sie ihm folgen solle.

(=> Park)

__________________

Keller =>

Irgendwie schafften Nouk und Shady es tatsächlich, in der Kantine zu landen. Eigentlich ein guter Umstand. Shady liebte Essen. Essen war großartig. Besonders Fleisch. Mit viel Soße. Und scharf. Aber andererseits hatte der böse, gemeine Fieslingsvampir gesagt, dass sie essen sollten. Und Shady wollte sich auf gar keinen Fall etwas von ihm sagen lassen.
*Was hat er noch genau gesagt... Käse..*
Sie setzte ein ernstes Gesicht auf und trat vor die Essensausgabe.
"Ich will keinen Käse!"
Das sollte aussagekräftig genug sein.

__________________