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Auf dem Weg hier her war nicht viel Aufregendes passiert. Nouk hatte Chasko nu ein wenig was über die Schule erzählt. Von wem er sich besser fern hielt und wer ihm sicher gut gesonnen war.
Und dass er sich beim Kantinenessen hüten musste.
Dann waren sie da, standen in der Hauptstraße der Stadt. Von hier aus drängten sich die verschiedensten Läden zu beiden Seiten hin und in kleineren Gässchen setzten sie sich fort.
„Hm… was willst du zuerst sehen? Hier gibt es fast alles und ich wette… 90% kennst du überhaupt gar nicht!“, meinte Nouk feixend.

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Ein wenig beleidigt verzog Chasko das Gesicht.
"Ich kenn viel mehr, als du glaubst."
Tatsächlich ging er nicht davon aus, dass Nanouk mit seiner Aussage tatsächlich recht hatte.
So lässig, wie es seine Neugierde - die er natürlich zu verbergen versuchte - erlaubte, schlenderte er die Straße entlang und warf einen Blick in die Schaufenster, wobei ihn schon die große Menge an reinem Glas in Erstaunen versetzte. Der Glaser, der dafür verantwortlich war, musste ein Meister seines Handwerks sein. Aber auch die Dinge hinter den Scheiben waren mehr als interessant. Von vielem wusste Chasko tatsächlich nicht, was es darstellen sollte. Vor einem Geschäft für Elektrogeräte blieb Chasko schließlich stehen. Seine Augen fixierten den großen Flachbildfernseher, der als reduziert und leistngsstark angeprießen wurde und über den gerade eine Szene aus Games of Thrones lief.
Chaskos Augen weiteten sich vor Erstaunen.
"Nanouk! Sieh dir das an!"
Aufgeregt winkte er seinen angeblichen Großcousin herbei.
"Da sind ganze Armeen in dem Ding! Der Wahnsinn!"

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Es war fast schon niedlich, wie sich Chasko zusammenreißen wollte. Und wie er dann doch beim Anblick eines Fernsehers ganz aufgeregt wurde. Nouk grinste und stellte sich hinter ihn.
„Ja, ist das nicht genial? Sich bewegende Bilder… sie erzählen ganze Geschichten.“, führte er Chasko ein wenig an der Nase herum. Von Technik musste er ihm ja nichts erklären… lieber beließ er alles bei einem etwas magischen Erklärungsversuch. Dann war der Schock vielleicht nicht allzu groß.
Und trotzdem waren Chaskos große blaue Augen und die Begeisterung darin zu genial anzusehen.
Nouks Grinsen wurde noch etwas breiter. Zeit dafür, jetzt einmal den großen Bruder etwas hereinzulegen.
„Komm mit!“, forderte Nouk Chasko auf und zog ihn dann doch einfach hinter sich her in den Elektronikladen. Allerdings an den Fernsehern vorbei, zu der Musikabteilung.
So war für einen Menschen nichts zu hören, aber Nouk griff einfach nach einem Paar Kopfhörern und hob sie hoch.
„Nicht erschrecken.“, warnte er noch leicht hämisch, ehe er Chasko die Kopfhörer einfach aufsetzte.

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Chasko betrachtete die seltsamen Ohrendinger, die Nanouk ihm aufsetzte mit großer Skepsis. Für was waren die gut? Sollten die vielleicht die Ohren warm halten? Aber dann war doch der Kopf trotzdem kalt. Sowas dämliches.
Er wollte Nanouk gerade erklären, dass sie in Russland dafür Mützen benutzten und die doch viel praktischer waren, als er heftig zusammen zuckte. Er hörte Musik. Laut und durchdringend. Und sie war definitiv davor noch nicht da gewesen. Verwirrt blickte der Junge sich um und versuchte den Ursprung auszumachen. Aber er konnte nirgend eine Gruppe von Barden entdecken, die groß genug gewesen wäre, um so einen Krach zu veranstalten. Erschwerend hinzu kam noch, dass die Musik aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien.
Mit großen Augen starrte er Nanouk an.
"Was ist hier los? Woher kommt die Musik?"
Er griff nach den Ohrendingern, um sie wieder abzusetzen. Und kaum hatte er das getan, war die Musik plötzlich leiser, was Chasko nur noch mehr verwirrte. Er brauchte eine ganze Weile, bis er begriff. Sein Blick fixierte die Kopfhörer in seinen Händen. Neugierig hielt er sie abwechselnd näher und weiter entfernt an sein Ohr.
"... da ist Musik drin!"

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Nouk musste sich echt das Lachen verkneifen, als Chasko zum Synonym für Verwirrtheit wurde.
Es war zu köstlich, am liebsten hätte Nouk das Ganze gefilmt und es sich dann aufgehoben, um Chasko es später immer wieder zu zeigen.
Nouks grinsen wurde nur noch breiter, als er Chasko die Kopfhörer abnahm und ihn weiter zog. Hier gab es ja noch genug.
„Musik is ja schon was… aber du kennst doch schon die sich bewegenden Bilder… komm, wir machen sowas auch mit dir!“, schlug Nouk vor und schleifte seinen jetzt kleineren Bruder mit zu der Abteilung, in der es Kameras gab.
Einige davon konnte man testen. Also schnappte Nouk sich gleich eine und wandte sich zu dem verjüngten um.
„Guck mal so, wie du auf einem Portrait gucken würdest. Dann mach ich das schnellste Portrait von dir, das du je erleben wirst!“, forderte Nouk, den Finger schon auf dem Knopf und Chasko im Visier.

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Chasko wusste nicht so recht, ob er von alledem begeistert oder eingeschüchtert sein sollte. Es war etwas viel Imput auf einmal. Aber andererseits konnte er gar nicht genug von dieser magischen Welt bekommen.
"Bewegendes Bild? Mit mir?"
Er riss die Augen weit auf, als er an die Armeen in diesem komischen, flachen Ding dachte.
"Ich will nicht in so ein Ding!"
Ganz und gar nicht begeistert sah er Nanouk und das Ding, dass er sich vors Gesicht hielt an.
"Was machst du da? Du darfst mich nicht in einen Kasten sperren!"

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Zu spät, das hatte Nouk schon getan. Zumindest einen kleinen, digitalen Chasko. In ein ganz kurzes Video.
Nouk schmunzelte, als er den Knopf noch einmal drückte und ein kleiner Piepston verkündete, dass die Aufnahme beendet war.
Bevor Chasko in Ohnmacht fallen konnte, stellte Nouk sich neben ihn und legte einen Arm um ihn, damit er nicht weglief. Dann hielt er Chasko das kleine Display vors Gesicht und ließ die Aufnahme nochmal ablaufen, wo Chaskochen jammerte, dass er nicht in den Kasten gesperrt werden wollte.

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Chaskos Augen weiteten sich erneut und sein Mund klappte auf und wieder zu, ohne dass er Worte für das, was er sah äußern konnte.
Er schüttelte den Kopf, beobachtete weiter den Minichasko, der nicht in einen Kasten gesperrt werden wollte. Tja, da hatte er wohl Pech gehabt, denn jetzt war er in einem Kasten. Aber das Erstaunliche daran war, dass Chasko selbst diese Folgen nicht tragen musste.
"Wie hast du das gemacht? Das ist doch unmöglich."
Mit teils verwirrtem und teils erwartungsvollem Blick sah er Nanouk an.
"Du musst mir das erklären.", beharrte er fest.
Dann nahm er Nanouk die Kamera aus der Hand und drehte sie in den Händen.
"Ich will sowas haben. Und noch eins für Mutter. Und für Nouk."

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Nouk schmunzelte, als Chasko so reagierte.
"Das ist einfach Magie.", sagte Nouk. Chasko jetzt etwas von Phototechnik und digitalem Speicher zu erklären war zu viel verlangt. Das würde Stunden in Anspfuch nehmen.
"Sorry, Chasko... aber die Dinger sind teuer... hm, naja, eins vielleicht. Für dich. Yber Mutter und Nouk wirst du doch jetzt eh ne Weile nicht sehen."
Nouk nahm Chasko die Kamera aus der Hand, tippte kurz mit einer Hand über die verschiedenen Modelle und wählte eins aus, das zwar keine HD Aufnahmen machte, aber dafür sehr ressistent aussah, lange hielt und sogar Wasser überstand.
Das war sicher das Beste für TeenChasko.
Nouk nahm die Packung und ging damit zur Kasse. Um seinem Bruder damit eine Freunde zu machen, war es ihm das mehr als wert.
Und so bekam Chasko das Teil auch gleich in die Hand gedrückt. Ohne Anleitung oder Verpackung, es waren wenige Knöpfe und eigentlich selbsterklärend beschriftet.
"Mach es aber nicht auf oder kaputt, ja? Wenn es auf einmal nicht mehr geht, sag es mir."

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Chasko nickte aufgeregt und drehte sein neues Spielzeug in den Händen. Er hatte schon ein paar Ideen, was er damit fest halten wollte...
Dann aber ließ er die Kamera doch wieder sinken und sah Nanouk aus ernsten, geradezu traurigen Augen an.
"Für wie lange werd ich meine Familie nicht mehr sehn? Weißt du schon irgendwas? Warum sie mich her geschickt haben?"
Die nächsten Worte sagte er sehr viel leiser.
"Vermissen sie mich denn gar nicht?"
Der sechzehnjährige Chasko wusste ja nicht, dass er mit nur zwei Jahren mehr auf dem Buckel den Klan für ein halbes Jahrtausend verlassen würde. Auch, wenn er jetzt schon oft davon sprach, einmal viel zu reisen und sich vom Klan abzunabeln, war er doch noch nicht so weit, um die, die er liebte zurück lassen zu können. Egal, wie groß sein Hass gegen seinen Vater und das strenge Regime, das er führte bereits war. Die Liebe zu seiner Mutter und zu seinen beiden Brüdern Dva und Nouk - die einzigen beiden, zu denen er so ein gutes Verhältnis hatte - war noch stärker. Und von ihnen getrennt und vielleicht nicht mal mehr gewollt zu sein, tat weh.

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