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Und schon begann die Mitleidstour. Nouk zögerte zwar kurz, als Novula von toten Babydrachen sprach – immerhin war es immer schlimm, wenn sowas geschah, auch für einen 500 Jahre alten Vampir.
Aber als Novula dann mit ihrer nicht-krank-Theorie kam, ging Nouk doch noch einen Schritt vor, ballte die Hände zu Fäusten. „Das ist nicht unsere – oder Shadys – Schuld. Shady hat so schon versucht, euch Idioten mit euren kranken Traditionen los zu werden – leider etwas erfolglos. Und dass du nicht krank bist... sei froh drum und verschwinde, sonst mach ich dich krank.“ Er glaubte Novula nicht... und wenn schon. Sie hatte keine Hilfe verdient.
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Shady Dalibor
Novula wich noch einen Schritt vor Nouk zurück, aber ihr flehender Blick blieb an Shady haften.
"Justice hat eine Theorie. Die Schicksalszwillinge waren nicht umsonst immer der Kern der Cupiditas. Sie waren nicht umsonst immer unsre Anführer. Wir können nicht ohne sie. Wir brauchen ihre Kraft, um zu überleben." "Justice ist auch ein Schicksalszwilling. Alle Ältesten sind welche." Shady versteckte sich noch ein Stück mehr hinter Nouk, als könne sie sich so vor Novulas Worten und vor allem von den Bildern und Empfindungen, die sie in ihr weckten, schützen. "Ja. Aber ihre Blütezeit ist vorbei. Aragorn... unser Vater..." "DEIN Vater!", fauchte Shady und Novula verzog leicht das Gesicht, als hätte man ihr mit einer Nadel in die Wange gestochen. "Wie auch immer... er war unser letzter Anführer. Mit seinem Tod ging diese Aufgabe auf dich über. Und damit auch die Kraft, die damit verbunden ist. Wir brauchen dich. Justice meint, sie würden alle wieder gesund werden, wenn du da wärst... bitte, Shady... komm zurück."
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Bin nicht da, bin mich suchen gegangen. Falls ich wieder da bin, bevor ich zurück komme, sagt mir, dass ich auf mich warten soll |
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„Das steht außer Frage. Shady kommt nicht zurück. Und schon gar nicht bleibt sie bei euch.“, setzte Nouk einfach fest und verschränkte die Arme.
„Ihr habt sie ihr Leben lang nur drangsaliert und misshandelt. Sie hat keinen Grund, euch helfen zu wollen. Immer nur wolltet ihr ihr schaden. Ihr habt sie belogen, gejagt, ihre Familie terrorisiert, sie zu unsäglichem Leid gezwungen und schreckt auch nicht davor zurück, ihr ihre Kinder weg zu nehmen.“ Er legte einen Arm um Shady und hielt sie fest, so, dass sie nicht einfach weg konnte... und auch niemand sie einfach wegnahm. „Und Justice kann sicher selbst sehen, wie ihr das schafft. Sie war doch sonst immer so eingebildet und selbstsicher. Und ich meinte alle meine Drohungen ernst. Ich geb dir noch eine Minute...“
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Shady Dalibor
Die Tränen, die sich eben noch in Novulas Wimpernkranz verfangen hatten, lösten sich und rannen ihre Wangen entlang.
"Bitte, Shady... das ist doch unsre Familie." Diese Worte hätten in Shady bestenfalls Wut auslösen sollen. Sie hatte den Hort nie als ihre Familie empfunden. Nicht nach alledem, was war. Nicht nach dem, was Aragorn ihrem Vater angetan hatte. Und schon gar nicht jetzt, wo sie eine neue Familie hatte. Aber da war keine Wut. Sie spürte Novulas Schmerz. Sie spürte, wie sehr die anderen Cupiditas leiden mussten. Wie sehr Justice leiden musste. "Du meinst also, wenn ich einfach nur da wäre, wäre alles wieder ok?", fragte sie zögerlich. "Ja. Es ist deine bloße Gegenwart. Zumindest glaubt Justice das." Shadys Finger verhakten sich in Nouks T-Shirt und sie drückte sich dicht an ihn. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Eigentlich war sie seiner Meinung. Der Hort war nicht mehr ihr Problem. Aber der Gedanke, dass sie alle sterben könnten... das ihre ganze Rasse einfach verschwinden könnte... eigentlich bescheuert, dieser Gedankengang. Vor ein paar Jahren wollte sie doch genau das. Alles in die Luft sprengen. Alle töten. Aber damals war sie ängstlich, verletzt und schier wahnsinnig vor Verzweiflung gewesen. Der Gedanke an Aragorns Foltermethoden jagte ihr noch heute einen kalten Schauer über den Rücken. Aber die blinde Wut, das, was sie damals dazu veranlasst hatte, nach dem Dynamit zu greifen, das war längst verpufft. Sie wollte keine Cupiditas sein. Aber sie wollte auch nicht, dass sie ihretwegen starben. "Wie lange müsste ich bei euch bleiben?"
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Nouk stampfte entschieden mit einem Bein auf, wieder in Novulas Richtung, als wolle er sie wie ein paar Vögel vertreiben.
„Sie kommt nicht mit... wir kommen nicht mit. Auf gar keinen Fall.“ Das stand für ihn fest. Er würde diesen Wahnsinn nicht unterstützen. Schon damals hatte Justice ihm nur Unrecht getan und ihn ausgenutzt. Und jetzt kamen diese Drachenwürmer angekrochen, wo sie doch mal Hilfe benötigten. Sonst zu stolz und egoistisch, auch nur an andre zu denken. Und Nouk würde Shady nie allein, auch nur in die Nähe dieser Irren lassen. Er würde sie beschützen. Aber er würde sie erstmal gar nicht da hin lassen. „Und wenn es nur für einen Tag wäre, das kommt nicht in Frage!“
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Shady Dalibor
"Dann werden alle sterben... das willst du doch nicht, oder Shady? Wir brauchen dich... zumindest, bis alle wieder gesund sind und dann... du gehörst doch zum Hort."
"Tu ich nicht." Noch immer gelang es Shady nicht, ihre Stimme so fest klingen zu lassen, wie sie es wollte. "Ich gehör nicht zum Hort. Ich hab nie dazu gehört." "Du hast dich aber auch nie darum bemüht!" Statt Shady, die es sich vorgenommen hatte, wurde jetzt Novula laut. "Du hast dich abgesondert und so getan, als wärst du was Besseres. Du bist weg gelaufen. Du wolltest nie dazu gehören. Jemanden mit so ner Einstellung wollen wir eigentlich nicht bei uns haben. Aber es ist nunmal so, dass unsre Leben miteinander verwoben sind und wenn du nicht mehr da bist, dann sterben wir. Wir brauchen dich, kapierst dus nicht?" Shady zuckte zusammen und schlang ihre Arme um Nouk. Sie war so froh, dass er da war. Diese Situation gefiel ihr nicht. "Aber ich brauch euch nicht. Ich hab meine eigene Familie." "Wir sind auch deine Familie! Willst du uns alle elendig verrecken lassen?" Nein... eigentlich nicht. Shady biss sich auf die Unterlippe, ehe sie den Griff um Nouk löste. "Vielleicht irrt Justice sich und es liegt nicht an mir..." "Und deshalb ist es keinen Versuch wert? Es ist vielleicht unsre einzige Chance!" Unsicher blickte Shady zu ihrem Freund auf. "Wir... könnten es zumindest mal versuchen. Für ein paar Stunden. Wenns nicht besser wird, dann wissen wir, dass es nicht an mir liegt."
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Nouk starrte Shady erst an, als hätte sie den Verstand verloren. Sie wollte ernsthaft versuchen diese Ratten zu retten...
Eigentlich wollte er widersprechen, aber das würde die ganze Sache nur noch mehr in die Länge ziehen. Also begnügte Nouk sich mit anderem. Er ließ Shady los, dann ging er zu Novula und verpasste dem Drachenmädchen eine derbe Ohrfeige. „Wehe, es ist irgendwas daran falsch...“, warnte er Novula noch einmal, ehe er sich einfach umdrehte und sie stehen ließ. Er ging kurz ins Bad, schaufelte sich kaltes Wasser ins gesicht und entledigte sich dann erstmal seiner bequemeren Kleidung, um etwas alltagstauglicheres anzuziehen. Sollte Shady doch sehen, dass das vergeben Liebesmüh war. Nach wenigen Minuten stand er wieder draußen. „Spiegel oder wollt ihr fliegen?“
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Shady Dalibor
Shady war in eine Leggins geschlüpft, die sie am Tag zuvor mit wirren Mustern bemalt hatte. Den Pullover ließ sie einfach an. Sie mochte Nouks Geruch an ihrem Körper. Vor allem jetzt, wo er so gereizt war brauchte sie das einfach.
Unter anderen Umständen hätte sie sich immer fürs Fliegen entschieden. Aber sie wollte die Sache einfach nur schnell hinter sich bringen und das Reisen durch die Spiegel würde dazu beitragen, dass es schnell ging. "Spiegel." Doch zuvor griff sie nach Nouks Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke..." => Außenwelt
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Bin nicht da, bin mich suchen gegangen. Falls ich wieder da bin, bevor ich zurück komme, sagt mir, dass ich auf mich warten soll |
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Nouk
Nouk gab einen tiefen Seufzer von sich, als er die nächste Akte zu sich nahm. Inzwischen hatte er vielleicht 30% geschafft. Diese Bürokratie machte ihn fertig. Und es gab so viel davon an dieser Schule. Lehrpläne, Schülerakten, Klausuren, Briefe, Anordnungen, gelegentlich eine Petition gegen Chasko...
Nouks Blick ging von den Papieren hinauf, über den von noch mehr Papier übersäten großen, dunklen Eichentisch zu seinem Bruder hin, der gerade vermutlich einen Trainingsplan kreierte. Wahrscheinlich das einzige, das ihm Spass machte. Sie hatten beschlossen das Ganze zusammen durch zu gehen, um Zeit und Nerven zu sparen. Aber Nouk war Chaskos kleiner Bruder, sein Job war es, Chaskos Nerven zu zerfetzen. Eine Schreibfeder, zwei Lineale, zwei Gummibänder und schon hatte Nouk einen imrpovisierten Stab, mit dem er gaaanz langsam und vorsichtig Richtung Chaskos Ohr hantierte, um seinen Bruder mit der Feder am Ohr zu kitzeln - etwas, das 99% aller Lebewesen hassten.
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