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Shady Dalibor
Shady schrie vor Schmerz. Ihr Hinterkopf schmerzte zwar, blutete aber zumindest nicht. Ihre rechte Hand, die hatte Nouk allerdings tatsächlich gebrochen. Und es tat höllisch weh. Und das war gut so, denn es vertrieb den Nebel aus Shadys Kopf und damit auch den fremden Drachen, der sich dort eingenistet hatte.
"Meine Hand... oh mein Gott, was soll der Scheiß???" Wimmernd presste sie die gebrochene Hand gegen ihre Brust. Tränen bannten sich ihren Weg über ihre geröteten Wangen. Shady konnte sich an nichts erinnern. Sie wusste nicht einmal, wie sie hier her gekommen war. Warum hier Spielzeug am Boden verstreut war, obwohl sie doch mit den Zwillingen vor dem Schlafen gehen aufgeräumt hatte, war für sie nicht nachvollziehbar. Und allein der Gedanke, dass sie gerade versucht haben könnte, ihr eigenes Kind zu ermorden, war absolut absurd. Grässlich real hingegen war, dass Nouk ihr gerade die Hand gebrochen hatte. Er hatte sie angegriffen. "Hast du den Verstand verloren?" Shady schrie, als sie sich zur Seite drehte und versuchte, von ihm weg zu kriechen. Ihr Rücken protestierte. Sie war ungünstig auf den Eisenbahnwagons gelandet. Nur ein paar Prellungen. Nichts ernstes, aber schmerzhaft. "Scheißkerl!"
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Bin nicht da, bin mich suchen gegangen. Falls ich wieder da bin, bevor ich zurück komme, sagt mir, dass ich auf mich warten soll |
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Jetzt wusste Nouk wirklich nicht weiter.
In seinen Armen hielt er die weinenden Kinder – Arjun hatte sich von Chelinka anstecken lassen – und vor ihm kauerte seine verletzte Freundin. Die scheinbar keinen blassen Schimmer mehr von allem hatte. Oder? Oder hatte er einen Fehler gemacht? Nein... es war eindeutig gewesen, was Shady dort hatte tun wollen. Aber wieso sollte sie das überhaupt tun? Es war doch... Langsam drehte Nouk sich um, versuchte die beiden kinder zu beruhigen und setzte sie erstmal gemeinsam in ein Bettchen. Zur Sicherheit. So konnte er sie besser beschützen. Er legte die Decke um sie und strich Chelinka noch einmal behutsam über den Hals. Hoffentlich wirklich nur eine oberflächliche Verletzung... Dann wandte er sich wieder Shady zu, ging ganz langsam zu ihr und kniete sich neben sie. „Shady... lass mal ansehen.“, forderte er sie auf, ihm ihre Hand zu zeigen.
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Shady Dalibor
"Geh weg!", fauchte Shady wütend.
Das Letzte, was sie wollte war, dass Nouk sie noch einmal anfasste. Sie war in ihrem Leben oft verprügelt worden. So war das eben, wenn man ner Bande in den Straßen Bridgeports angehörte. Aber sie war noch nie von jemandem geschlagen worden, den sie liebte. Das war so falsch, wie es eben nur falsch sein konnte. Das hätte sie Nouk nie zugetraut und ein Teil von ihr sagte immer noch, dass er so etwas nie machen würde. Aber er hatte es getan. Und es war definitiv kein Unfall gewesen. "Lass mich in Ruhe! Fass mich nie wieder an!" Sie versuchte die Tränen weg zu blinzeln und aufzustehen, aber sie kam beim besten Willen einfach nicht auf die Füße. Alles tat weh. So, wie es eben war, wie man von einem Vampir angegriffen worden war, der seinen Nachwuchs beschützte. Im Grunde konnte Shady fast schon froh sein, noch am Leben zu sein. Aber dessen war sich das Drachenmädchen natürlich nicht bewusst. "Verpiss dich, du scheiß Penner!"
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Das war zu absurd. Sie schien völlig ahnungslos.
Und das machte Nouk nur noch nervöser. Trotzdem blieb er brav auf Abstand. „Shady... du... was wolltest du an Chelinkas Bettchen? Was hattest du mit ihr vor?“, hakte er zaghaft nach. Irgendetwas stimmte hier doch ganz und gar nicht. „Ich wollte dir nicht so wehtun, ich wollte nur...“ *Dich davon abhalten unsere Tochter zu ersticken?* Irgendetwas sagte ihm, dass es keine gute Idee war, ihr das so offen zu sagen. Wenn sie wirklich keine Ahnung hatte... war es dann nicht besser, sie so ahnungslos zu lassen? Nouk konnte sich ausmalen, auf was für einen Psychotrip Shady kam, wenn sie erfuhr, dass sie ihr eigenes Kind hatte... töten wollen. Andererseits war es in dem Fall ohnehin schon egal, welchen Psychotrip Shady nun buchte...
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Shady Dalibor
"Ich war nicht, an Chelis Bettchen!", fauchte Shady.
"Ich war..." Ja, wo war sie eigentlich gewesen? Sie wusste es nicht. Das musste an den Schmerzen liegen. Zumindest erklärte Shady sich so die Erinnerungslücke kurz bevor Nouk sie angegriffen hatte. "Oh, du wolltest mir nicht wehtun? Du bist nicht auf die Idee gekommen, dass es scheiße weh tut, jemandem die Hand zu zerquetschen und ihn durch den Raum zu werfen? Scheiße, ich kann mich kaum noch bewegen, du blöder Mistkerl!" Es war eine ganze Weile her, dass Shady Nouk mit derartig vielen Beschimpfungen auf einmal bedacht hatte, aber so etwas verlernte man wohl nicht. "Du hast sie doch nicht mehr alle..." Ein paar Tropfen Blut perlten von Shadys Fingern ab und als sie auf ihre Hand herunter sah, entdeckte sie ein paar rot gefärbte Knochensplitter, die durch die dunkle Haut ragten. "Oh scheiße..." Sofort wurde ihr übel. "Ich kotz gleich... scheiße..."
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Shady hatte allen Grund sich zu übergeben – wenn man bedachte, dass sie hier mit offenem Bruch lag.
Nouk wollte schon noch einmal die sanfte Tour fahren – entschied sich dann aber dagegen. Sie hörte sowieso nicht zu. Er stand auf, ging zu ihr, drückte sie einfach nieder – fachmännisch und kühl – so, dass sie erst gar nicht auf die Idee kam, sich zu wehren. Er entkorkte sein Fläschchen mit dem Knochenheilmittel, das er vorhin erst aus ihrem Badezimmer geholt hatte und kippte die Tinktur auf ihre Hand, die er ebenso eisern festhielt. Ob es ihm leid tat? Ja. Er fügte niemandem gerne Schmerzen zu. Am allerwenigsten jemandem aus seiner Familie... aber was da gerade geschehen war... Seine Augen suchten ihren Blick, versuchten irgendein verräterisches Anzeichen darin zu erkennen. Aber da war nichts. „An was kannst du dich erinnern?“
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Shady Dalibor
"Daran, dass du mich umbringen wolltest, du Mistkerl!"
Shady wollte ihm ins Gesicht spucken, aber dafür war ihr viel zu übel. Das Knochenheilmittel brachte ein wenig Linderung und wäre Nouk ihrer Ansicht nach nicht Schuld an der ganzen Sache gewesen, dann wäre sie ihm sicher dankbar gewesen. So allerdings eher nicht. "Du bist so krank..." Nachdem der schlimmste Schmerz abgeklungen war, arbeitete auch Shadys Kopf wieder etwas sauberer und sie konnte aus ihrer Endlosschleife aus Beschimpfungen für Nouk entkommen. "... wieso hast du das gemacht, verflucht?"
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"Du hast,.. du hast unser Kind bedroht.", nuschelte Nouk. Er wollte es nicht aussprechen. Es kam ihm schon jetzt so falsch vor, als hätte er es nur geträumt.
"Du hast gedroht ihr wehzutun. Sie... ich hatte Angst. Du warst so... anders. Ich wollte nur Chelinka beschützen." Nouk wagte nicht mal, Shady in die Augen zu sehen. Stattdessen sah er zu Chelinka, die noch immer mit verquollenen, geschockten Augen zu ihren Eltern blinzelte. *Oh Gott... bitte, lass sie das wieder vergessen...*
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Shady Dalibor
"Was?"
Shady riss entsetzt die Augen auf. "Ich soll WAS gemacht haben? Das ist doch lächerlich! Ich würd doch nie meinem eigenen Kind weh tun!" Natürlich würde sie das nie tun. Ihre Feinde hingegen schon. Doch Shady dachte nicht so weit, um auf die Idee kommen zu können, dass es etwas mit ihrem immer noch entzündeten Arm zu tun haben könnte. "Das... das ist absurd! Lass mich! Lass mich zu meinem Baby!" Chelinkas Weinen klingelte in ihren Ohren, obwohl die Kleine und ihr Bruder jetzt still waren und nur gelegentlich schnieften. Irgendetwas war gewesen. Irgendetwas hatte ihr Angst gemacht. Shady versuchte sich gegen Nouk zu stemmen, was ihre schmwerzhaften Gliedmasen gar nicht leiden konnten. "Ich will zu meinen Kindern!"
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