(Flure und Gänge-->Essen; Jagen; Spaß haben; Schlaaaaafen-->über 4 Jahre verschwunden-->)

Es war verdammt lange her, dass Katan hier gewesen war. Zumindest für ihn. Er wusste, dass ein Anderer in seiner Abwesenheit seinen Platz eingenommen hatte. Jemand der aussah wie er, fast so war wie er, es aber doch nicht wirklich war. Noch war der Weißhaarige sich unschlüssig wie er damit verfahren sollte. Im Endeffekt war der Gedanke, dass eine Art Kopie von ihm hier ihr Unwesen trieb allerdings nicht gerade erbaulich. Dementsprechend tendierte er dazu diese Unstimmigkeit aus dem Weg zu räumen.
Im Augenblick allerdings hatte etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt und er schob diese Gedanken beiseite. Bei seinem lautlosen Schlendern durch den Finsterholzwald, die Umgebung nur spärlich beleuchtet vom Schein des Halbmonds, bemerkte er zwei Gestalten die sich offenbar bemüht unbemerkt aus einer Schlucht stahlen. Nun, für Sterbliche stellten sie sich dabei gar nicht mal so ungeschickt an, für seine Maßstäbe waren sie allerdings trotzdem nicht zu übersehen.
Lag aber möglicherweise auch daran, dass er ihre Seelen sehen, riechen, schmecken konnte. Ein bisschen Hunger bekam er da schon. Kurz huschte ein undefinierbares Lächeln über seine Züge und er wägte tatsächlich eine Sekunde ab ob er ein kleines Spielchen mit ihnen spielen könnte. Vielleicht ohne selbst irgendetwas zu tun... nur als Beobachter.
Doch bevor er sich dafür hätte entscheiden können, erfassten seine Sinne eine weitere Seele. Eine ihm sehr wohl bekannte Seele. War das nicht Sharon? Mein Gott, er hatte sie seit über vier Jahren nicht gesehen. Allerdings... irgendetwas an ihrer Seele war anders. Es war unverkennbar sie, das lag außer Zweifel. Nur schien sie... älter zu sein? Sehr viel älter. Und stärker. Kurz runzelte er die Stirn und hatte das Bild einer alten, runzligen Sharon im Kopf, die ihren Gehstock als Machete verwendete.
Das Bild löste sich fast augenblicklich auf als er sich stärker auf die Seele konzentrierte. War ihr Vampirisches Ich erwacht? Ganz offensichtlich. Na dann war es hoffentlich erwacht bevor sie alt und runzlig geworden war.
Aber wie konnte es sein, dass sie plötzlich gut zwei Jahrhunderte älter war? Er war doch nur vier Jahre weg gewesen. Naja ein bisschen über vier Jahre aber sicher keine zweihundert. Was war hier in seiner Abwesenheit eigentlich alles geschehen?!
Lautlos schüttelte er den Kopf, wartete bis die zwei Gestalten verschwunden waren und schlenderte ohne das geringste Geräusch zu verursachen zur Quelle der Energien die er von Sharons Seele ausgehen spüren konnte. Es dauerte keine fünf Minuten, da entdeckte er die junge Frau mit der neuen Frisur auch schon in einer äußerst ungünstigen - für sie - Position.
Interessiert musterte er die blau glühenden Strähnen und das deutlich kürzere Haar. Auch ihre Augen waren verändert, überhaupt ihre gesamte Ausstrahlung. Wenn das mal keine interessante Veränderung war.
Wie dem auch sei, sie war trotz allem in keinem sonderlich erbaulichen Zustand. Wie lange sie wohl hier schon so rum hing? Gemächlichen Schrittes ging er auf sie zu und blieb gerade so außer Reichweite vor ihr stehen, sein weiß glühendes Haar sowie die ebenso glühenden Augen waren unverkennbar in der Dunkelheit. Auch sein Schweif war Schneeweiß, das unvergleichlich weiche Fell sanft glühend.
Seine Stimme klang forschend aber in Anbetracht der Situation unangemessen neutral als er die junge Vampirin ansprach:
"Du bist ganz schön alt geworden in den vier Jahren die ich nicht hier war."
Er legte kurz den Kopf schräg, schien über irgendetwas nachzudenken und fügte dann schmal und ein wenig amüsiert grinsend hinzu:
"Aber du hast wohl nach wie vor den Hang dazu dich in Situationen zu bringen aus denen du gerettet werden musst."

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Das einzig Gute an dieser Schlucht war, dass die Vampirin hier kein Sonnenlicht abbekam. Erstens waren da die Bäume, die die Sonnenstrahlen abhielten und zweitens war die Schlucht ziemlich tief. Glück für sie, denn so war es auch für sie angenehm kühl hier unten.
Viel darüber nach dachte sie in ihrer Situation aber nicht. Es gab etwas viel wichtigeres, was ihr all ihre Gedanken raubte. Blut. Blutblutblutblut. Wie viele Tage war sie hier? War ja auch egal. Ihr Köper hing eher leblos und schlaff an den Ketten. Sie hatte bereits einige Male versucht verzweifelt los zu kommen. Keine Chance. Sie war nie stark gewesen, was körperliche Kraft anbelangt. Zumindest für einen 200 Jahre alten Vampir. Sie zählte eher auf ihre Geschwindig- und Geschicklichkeit.
Aber nun raubte der Durst und die Besuche des alten Mannes ihr immer mehr und mehr die Energie irgendetwas zu machen. Selbst die Wundheilung funktionierte nicht mehr so, wie sie bei einem Vampir funktionieren sollte. und so sah man auch entsprechend die Prellungen und Schnittwunden in ihrem Gesicht und an ihrem Körper. Der Vampirjäger hatte alle Arbeit geleistet, ihr Leiden lang und und möglichst groß zu halten.
Wäre ihre Fähigkeit nicht ausgeschaltet worden, und würde Katan nicht auf so leisen Sohlen durch die Gegend gleiten, hätte sie den weißhaarigen Mann schon längst bemerkt. Aber so weckte erst seine Stimme Leben in die Vampirin. Ihre Augen öffneten sich und als sie bemerkte dass ein lebendiges mit Blut gefülltes Wesen vor ihr stand, schoss sie mit letzter Energie nach vorne, wollte den Überraschungsmoment nutzen, wollte ihre Zähne in das Opfer jagen.
Doch wie so oft hielten sie mit einem metallischen Klirren die Ketten zurück. Und so starrte sie in Katans sehr bekanntes Gesicht. Bemerkte jedoch nur den Feind vor ihr und fauchte und wütete und ruckelte noch einmal an den Ketten so stark sie konnte. Seine Worte bemerkte sie zwar, aber konnte sie nicht wirklich verarbeiten.

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Ganz offensichtlich war die junge Vampirin nicht in der Lage dazu klar zu denken. Nachdenklich glitten die glühenden grünen Augen über ihre Gestalt, registrierten ihr wüten und fauchen. Für einen ganz kurzen Augenblick überlegte der Weißhaarige ob sich daraus vielleicht ein lustiges Spiel entwerfen ließ. Es wäre doch eine gute Gelegenheit gleich mal herauszufinden was Sharon so gelernt hatte in den letzten "vier" Jahren. Oder in ihrem Fall wohl eher 204? Irgendwie so um den Dreh rum, um es genau zu sagen müsste er ihre Seele wohl etwas näher analysieren.
Da er das allerdings für gewöhnlich nicht grundlos tat, würde er es auch jetzt nicht tun. Stattdessen wedelte er ihr kurz vor dem Gesicht herum um festzustellen ob sie wirklich so geistig weggetreten war.
"Ganz schön ungestüm. Das mit dem Blutdurst solltest du vielleicht noch ein bisschen unter Kontrolle bekommen."
Er überlegte kurz ob er ihr erst etwas zu essen oder sie erst losbinden sollte. Ersteres wäre wohl einfacher.... letzteres hingegen um einiges unterhaltsamer. Für Sharon würde es wohl im Endeffekt keinen großen Unterschied machen. Außer dem, dass sie vielleicht versehentlich einen Unschuldigen töten könnte. Ob sie damit klar käme? Er konnte sie noch nicht so recht einschätzen. Die Sharon von damals wahrscheinlich eher nicht so. Andererseits erinnerte er sich daran, in den Erinnerungen die er durchforstet hatte eine gefunden zu haben in der sie einen unangenehmen Prinzen zermatscht hatte.
Kurz wägte er noch ab, entschied sich dann aber doch mit einem amüsiertem, schmalem Lächeln dazu sie einfach loszumachen.
Er hob die Hand und sofort bewegten sich die Tattoos auf seinem Arm, krochen langsam auf seine Hand zu und hoben sich als Nebelschwaden von seiner Haut ab. Gemächlich verformten diese sich in seiner Hand zu einem mit Adern durchzogenen, lebendig wirkenden Dolch in dessen Haltegriff, dort wo der Griff in die Klinge überging, sich ein Auge mit einer Schlitzpupille befand. Es blinzelte kurz als Katan mit einem raschen Hieb die Ketten durchschnitt als wären sie aus weicher Butter.
Natürlich sprang er sofort außer Reichweite, er war auch nicht so dumm sie zu unterschätzen. Trotzdem ließ er den Dolch augenblicklich wieder zu Nebel und schließlich zu einem der Tattoos an seinem Arm werden. Ihn würde die kleine Sharon unter Garantie nicht erwischen solange er es nicht zuließ. In der Nähe hielt sich momentan auch niemand auf... aber das hieß ja nicht, dass sich das nicht auch ändern konnte. Und falls sie jemanden anfiel, konnte er die Person ja früh genug retten. Falls er denn Lust dazu hatte.
Jetzt allerdings beobachtete er erstmal die nun freie Vampirin, er wollte sehen ob sie noch die Kraft hatte überhaupt irgendetwas alleine zu schaffen. Sie sah ja ziemlich fertig aus. Und soweit er das an ihrer Seele erkennen konnte, schien sie auch ihre Fähigkeiten momentan nicht nutzen zu können.
Möglicherweise hätte er dagegen etwas unternehmen können... aber das wäre doch langweilig oder? Sie sollte es erstmal so versuchen.

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Alle Emotionen die Sharon mit dem Mann verband waren jetzt fehl am Platze. Ihre ganze Wahrnehmung wurde von ihrem Überlebensinstinkten vernebelt. Da war kein Katan vor ihr. Da war eine Beute vor ihr, die nur darauf wartete, verspeist zu werden und das Mädchen würde bestimmt keine Chance verstreichen lassen, ihre Beute entkommen zu lassen. Sie würde ihm nicht aus den Augen lassen.
Auch als er mit seiner Hand vor ihrem Gesicht wedelte, gab Sharon sich alle Mühe diese mit ihrem Mund zu erreichen.. leider hatte das Mädchen auch da keine Chance, weswegen sie ihm noch einmal ein bedrohliches Fauchen schenkte.
Und da bestätigte sich ihre Feindseeligkeit auch schon. Der Weißhaarige ließ einen Dolch materialisieren. Dass Katan so etwas konnte, wusste sie ja bereits. Es war ja nicht so, dass sie ihr Gegenüber nicht erkannte, nur war ihr Überlebenswille momentan stärker ausgeprägt.. und so schreckte sie erneut fauchend zurück, fiel auf den Boden und versuchte den Mann mit ihren Füßen von sich abzuwehren.
Der hingegen hatte gar nicht vor ihre Kehle durchzutrennen, sondern durchtrennte viel mehr die Ketten. Damit hätte sie zwar nicht gerechnet, aber es war ihr Glück.. sein Pech.. Sie war frei und sie würde leben! Es verging kein Moment, als sie schon auf ihre Beine sprang.. oder es zumindest versuchte. Diese Beine hatten tagelang schon nichts mehr getragen und so fiel sie auch schon wieder, konnte sich aber noch auf ihren Händen abstützen. Aber sie würde kein zweites Mal fallen! Entschlossen stemmte sie sich wieder hoch, bemerkte den Schwindel und versuchte sich so gut wie möglich auf ihren Beinen zu halten, als sie auch schon auf ihr Opfer stürmte.

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Es war schon fast ein bisschen lustig wie Sharon versuchte nach seiner Hand zu schnappen. Wäre sie nicht wer sie war sondern irgendein fremder Vampir den er nicht kannte, hätte er sich sicher einen Spaß daraus gemacht. So allerdings amüsierte er sich nur ein wenig darüber und beobachtete sie dann aufmerksam nachdem er sie befreit hatte.
Offenbar war sie wirklich sehr schwach auf den Beinen, im wahrsten Sinne des Wortes. Als sie versuchte ihn anzufallen, fiel sie auch schon wieder zu Boden. Zu schade, es wäre spannender gewesen wenn sie bei vollen Kräften gewesen wäre. Andererseits, wäre der Blutdurst dann wahrscheinlich nicht so stark gewesen und sie hätte sich eventuell sogar besser im Griff gehabt.
Nachdem sie sich wieder nach oben gestemmt hatte und sich auf ihn stürzte wich er mit einer eleganten Bewegung einfach zur Seite und rief er belustigt zu: "Seit wann bist du denn so stürmisch Sharon? Freust du dich so sehr mich zu sehen?"
Natürlich war ihm klar, dass sie ihn einfach nur auffressen wollte. Oder zumindest sein Blut. Aber das würde sie wohl so schnell nicht bekommen, wenn überhaupt. Vielleicht bot sich ja auch ein anderes Opfer an. Falls nicht... naja ein bisschen konnte er ihr eventuell sogar erübrigen. Wenigstens so viel, dass sie wieder klar zu Verstand kam. Aber noch nicht. Erst wollte er ein bisschen spielen und gucken was sie in diesem Zustand noch so zustande brachte.
Deshalb hüpfte er jetzt auch schon behände auf einen dicken Ast und ging dort in die Hocke, sein Schweif bewegte sich in der Zwischenzeit ruhig hinter seinem Rücken, zuckte nur hin und wieder mit der Schwanzspitze.
"Na Sharon? Kommst du hoch zu mir?"

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Dass das Mädchen keine Chance gegen den Weißhaarigen hatte, wäre ihr wohl klar, wäre sie bei Verstand. Aber sie war sehr weit entfernt von Klarheit.
Wäre sie bei Verstand, hätte Katan vermutlich auch nicht wirklich das Interesse daran dieses Spiel mit ihr zu spielen und sie wäre viel eher an Blut gekommen. Aber diesen Schluss konnte Sharon momentan nicht ziehen. Nun zählte nur noch eins: Ihn jagen und ihre Zähne in seinen köstlichen Hals zu schlagen. Der Gedanke trieb ihr Adrenalin durch den Körper, ließ sie noch ein bisschen härter versuchen zu erreichen.
Als er jedoch einen Schritt zur Seite machte, war Sharons Reaktionszeit eher der eines ungeschickten Menschens würdig und nicht der eines eines erfahrenen Vampirs! Nein, beim stoppen geriet sie sogar noch ein weiteres Mal aus dem Gleichgewicht.
Seine belustigten Worte konnte er sich für jemand anderen aufheben! Sharon würde er nicht entwischen und dann würde sie lachen. Niemand entwischte ihr!

Glaubte er wirklich er wäre vor ihr auf einem Ast sicher? Mit Sicherheit nicht!
"Darauf kannst du wetten!" zischte sie ihn Selbstsicher aber nicht weniger feindlich an. So elegant wie es bei Katan aussah, sah es bei ihr hingegen nicht wirklich aus. Dennoch trieb sie die Verzweiflung und die Wut auf den Ast. Lange würde sie dieses Spielchen aber nicht mehr aushalten.

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Es war wirklich nicht zu übersehen wie fertig Sharon war und sie konnte noch nicht mal ihre Kräfte einsetzen. Armes kleines Mädchen. Das war schon fast so traurig, dass es Katan nicht mal mehr belustigte. Vor allem wie unbeholfen sie war als er ihr auswich, das war ja schon fast die menschliche Sharon.
Von seinem Platz auf dem Ast aus beobachtete er wie sie zu ihm hoch zischte. Die ersten Worte die er aus ihrem Mund hörte seit er sie das letzte Mal vor über 4 Jahren gesehen hatte!
"So? Und was machst du wenn du oben bist?"
Seine Belustigung war zurückgekehrt als sie so verzweifelt auf den Ast hoch kam. Mit den Augen folgte er jeder ihrer Bewegungen, ihre Wut und Verzweiflung war deutlich auf der Zunge zu schmecken. Wie lange er wohl noch spielen könnte? Wahrscheinlich würde sie die Kraft bald verlassen.
Aber er hatte ja ohnehin nicht vorgehabt das lange mitzumachen, eigentlich hatte er es sogar gar nicht geplant gehabt.
Wie dem auch sei, er hüpfte recht rasch wieder vom Baum und grinste zu ihr hoch. Ob sie wohl noch alleine runterkam? Möglich. Falls nicht, würde er sie wohl auffangen und ihr dann doch ein wenig von seinem Blut abgeben. Bevor sie sich noch weiter verletzte oder bewusstlos wurde, er wollte sie ja nicht quälen sondern nur ein wenig spielen.
So wartete er nun einfach ab, musterte sie interessiert aber blieb aufmerksam um entweder auszuweichen oder sie aufzufangen und ihr etwas Blut zu geben. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass sie auch versuchen konnte ihn auszutricksen... aber ob sie in dem Zustand auf solche Ideen kam war fraglich. Und falls doch würde er es merken. Wahrscheinlich würde er sie schlussendlich auch trotzdem auffangen und ihr Blut zum trinken geben.

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Gerade als sie ihn fast erreicht hatte, sprang er auch schon wieder von dem Ast runter. All die Mühe umsonst... aber sie würde nicht aufgeben, ganz sicher nicht.. es hing zu viel davon ab und ihr blieb nichts anderes übrig. Ihre Fähigkeiten wurden ihr genommen. Das einzige Opfer, was sich anbot, war direkt vor ihr und sie durfte es nicht entwischen lassen. Sie. Durfte. NICHT!
Und er rannte auch einfach nicht weiter, wie es normale Beute eigentlich machen sollte, sondern starrte sie nur an?
Aber Sharon dachte nicht weiter darüber nach. Sie sah eine Chance.. sie ergriff sie! Und so stürzte sie sich auch in null komma nichts von dem Baum herunter auf den Mann unter ihr.
Im nächsten Moment klammerte sie sich auch schon so fest an ihn, als wäre er das Leben selbst und als sie ihre Zähne in seine Schulter schlug, vergruben sich ihre Fingernägel fest in seinen Rücken und ihre Beine schlungen sich verzweifelt um seinen Oberkörper, aus Angst, er könnte ihr entkommen. Nein. Sie hatte ihn und sie würde ihn nie wieder los lassen. Sie würde ihre Lebensquelle nicht verlieren. Sie konnte sich nicht mal einen verzweifelten, aber doch erleichterten Seufzer nicht verkneifen. Warum auch? Sie hatte Blut und es war köstlich und das war das einzige, was gerade zählte.

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Einen kurzen Augenblick überlegte Katan wieder zur Seite zu treten und Sharon einfach den Boden anfallen zu lassen. Es wäre ein bisschen lustig gewesen aber schlussendlich hatte er dann doch genug von dem Spiel. Sie hätte sich im schlimmsten Fall nur verletzt oder wäre bewusstlos geworden und dann hätte er sie herumtragen müssen.
So fing er sie stattdessen mehr oder weniger auf und konnte sich ein abermals belustigtes Schmunzeln nicht verkneifen als sie ihre Fingernägel in seinen Rücken bohrte, die Zähne in seinen Hals schlug und die Beine um seinen Oberkörper schlang.
Offenbar war sie zu einem Klammeräffchen mutiert. Da sie das Blut bitter nötig hatte, wehrte er sich nicht großartig sondern verschränkte stattdessen die Hände unter ihrem Hintern um sie festzuhalten und schlenderte relativ gemütlich los in Richtung Schule.
"Na schmeckts?"
Gab er unterwegs milde amüsiert von sich, während er nach wie vor unbeirrt weiter trottete. Schwäche machte sich längst keine breit, sein Blut würde sich schnell genug regenerieren und falls sie doch zu viel trank würde er trotz allem keine Probleme haben sie davon abzuhalten weiter zu trinken.
So viel stärker sie geworden war, sie war nach wie vor keine ernstzunehmende Gefahr für ihn. Aber das war ohnehin niemand. Er konnte nicht sterben egal was man mit ihm tat.
Nach einer kurzen Weile in der sie hoffentlich trotzdem ausreichend Zeit hatte wieder ein wenig klarer im Kopf zu werden, fragte er mit nicht abweisendem aber doch distanziertem Interesse:
"Warum bist du auf einmal so viel älter? Und wann und warum sind deine Vampirgene erwacht?"
Ob sie schon klar genug war um darauf zu antworten? Oder musste er sie nun tatsächlich erstmal unterbrechen? Langsam dürfte sie ja wohl genug getrunken haben.

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Die blauen Strähnen der Vampirin flimmerten leicht stärker auf, als sie Katan zu packen kriegte und endlich sein herrliches Blut zu schmecken bekam. Dass er sich dagegen nicht wehrte kam ihr gerade recht.. wäre auch sehr dumm von ihm gewesen!
Mit der Verzweiflung nahm nach einiger Zeit auch die Anspannung in Sharons Körper ab und wurde durch Schwäche ersetzt, oder eher einfach Erschöpfung.
Es würde zwar nicht lange dauern, bis sie sich einigermaßen von den Strapazen erholt hatte, aber jetzt hing sie doch deutlich sichtbar in den Seilen.. oder eher an Katans Körper. Sie hatten ihn so lange nicht mehr gesehen! Drei Jahre bereits! oder sogar länger? Das war natürlich nichts gegenüber den 200 Jahren, die Sharon ohne ihn verbracht hatte.. aber in denen hatte sie auch einiges zutun und da wurde sie auch noch nicht enttäuscht.
Der jetzige Katan, der, der sie gerade in den Armen trug, hatte sie sehr verletzt und wäre sie nicht gerade in dieser verwundbaren Situation, hätte sie wohlmöglich nicht so viel Nähe zugelassen wie jetzt gerade. Einen kurzen Moment flackerte Wut und Hass in ihr auf, als sie zurückdachte an diesen Zerias. Und vor allem auch Wut auf sich selbst, dass sie gerade zuließ dass Katan sie wieder ein mal rettete, obwohl es für sie besser war gar nicht mehr in Kontakt mit ihm zu geraten! Er würde sie nur wieder verletzen!
Und dennoch war sie froh und erleichtert dass er da war und sie in Sicherheit.
Sie ließ von ihm ab, leckte noch einmal über die Wunde und betrachtete die weiß glühende Haare und das weiß glühende Fell vom Schweif über seine Schulter, ehe sie ihren Kopf in seine Halsbeuge legte und nuschelnd von sich gab: "Du glühst ja noch auffälliger als ich... das ist ja unpraktisch!" dabei grinste sie schwach aber nicht weniger amüsiert.
Da fragte Katan sie auch schon etwas. "Das war Ethan, der Schuft!" meinte sie immer noch nicht ganz klar aber weiterhin amüsiert, die Enttäuschung von Katan versuchte sie dabei so gut es ging zu verdrängen. Ja, sie war nicht mehr wütend auf Ethan dafür, dass er ihr Leben immer und immer wieder auf den Kopf stellte. Er hatte eine Mission die er erfüllen musste, die noch viel größer war als sie selbst. Außerdem schien ihr älteres Ich sich sehr gut mit ihm zu verstehen, also vertraute sie ihm auch.
Dann stockte sie aber kurz, langsam schien sich auch der restliche Nebel aus ihrem Verstand zu verziehen. "Warte, wurde deine Erinnerung gelöscht? Du wusstest das alles bereits."

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